Industrie will die Modellregion

Vorarlberg / 01.06.2017 • 19:32 Uhr
Harald Mahrer (ÖVP, Vordergrund) und Sonja Hammerschmid (SPÖ) verhandelten auch gestern wieder.  APA
Harald Mahrer (ÖVP, Vordergrund) und Sonja Hammerschmid (SPÖ) verhandelten auch gestern wieder. APA

Bildungsreform ohne das Projekt wäre halbe Sache, meint IV-Sprecher Mathias Burtscher.

Wien, Bregenz. Am Donnerstag trafen Vertreter von SPÖ, ÖVP und den Grünen in prominenter Besetzung einmal mehr zum Thema Bildungsreform zusammen. Mit am Tisch saßen für die SPÖ Bildungsministerin Sonja Hammerschmid (48), für die ÖVP der neue Wirtschaftsminister Harald Mahrer (44). Wie die VN in Erfahrung brachten, sollen die Gespräche von allen Beteiligten mit dem schon oft gebrauchten Etikett „konstruktiv“ versehen worden sein. Inhaltlich hat man sich auf Stillhaltung verständigt. Für heute ist kurzfristig eine weitere Gesprächsrunde anberaumt. „Es könnte womöglich zu einer Einigung kommen“, meinte dazu ein Verhandlungsteilnehmer.

Geöffnetes Fenster

Die Industriellenvereinigung Vorarlberg macht unmissverständlich klar, was sie in einem Bildungsreformpaket enthalten haben möchte: „Die Modellregion Vorarlberg. Es wäre gut, wenn das jetzt geöffnete Fenster für die Möglichkeit einer rechtlichen Umsetzung dieses Projekts genutzt würde. Das Land muss hier mit einer Stimme sprechen“, fordert Mathias Burtscher (36), Sprecher der Industriellenvereinigung Vorarlberg. Burtscher weiter: „Eine Bildungsreform ohne dieses Projekt, das im Vorarlberger Landtag auf einhellige Zustimmung getroffen ist, wäre eine halbe Sache. Vorarlberg muss bei den jetzt laufenden Verhandlungen mit einer Stimme sprechen und die Modellregion einfordern.“ Burtscher verweist in diesem Zusammenhang auf die Mitarbeit seiner Organisation in den Prozess für die Schaffung von Voraussetzungen für eine gemeinsame Schule. „Wir wollen ja nicht einfach eine Gesamtschule, sondern einen neuen Typ Schule, der die Vorzüge aller Sekundarschultypen zusammenbringt und sich pädagogisch sowie inhaltlich optimal ausrichtet“, betont der IV-Sprecher.

Der Landtagsbeschluss

Die Modellregion Vorarlberg mit der Schaffung von Voraussetzungen für die landesweite Einrichtung einer gemeinsamen Schule der Zehn- bis 14-Jährigen als Herzstück des Schulforschungsprojekts wurde vom Vorarlberger Landtag am 9. Juli 2015 beschlossen. Dabei hieß es wortwörtlich: „Der Vorarlberger Landtag ersucht in diesem Zusammenhang die Landesregierung, sich zu gegebener Zeit bei der Bundesregierung und den im National- und Bundesrat vertretenen Parteien dafür einzusetzen, dass die zur Umsetzung der Empfehlungen des Forschungsprojekts nötigen finanziellen Mittel bereitgestellt werden und die nötigen legistischen Anpassungen erfolgen.“

Arbeit unterbrochen

Die Grünen hatten am Beginn der Verhandlungen zur Bildungsreform die Aufnahme der Modellregion Vorarlberg als Voraussetzung für ihre Zustimmung genannt. Für den Beschluss des Pakets braucht es eine Zweidrittelmehrheit. Landeshauptmann Markus Wallner (49) hingegen will die Zulassung einer Modellregion Vorarlberg nicht als Bedingung für den Beschluss der Bildungsreform sehen. Wallner deutete gegenüber den VN an, er würde gemeinsam mit Wirtschaftsminister Harald Mahrer (44) an einem Vorschlag arbeiten, der keine Zweidrittelmehrheit für einen Beschluss benötige. Walser wirft er vor, „die Schulpartner kaltstellen zu wollen und dadurch den Karren an die Wand zu fahren“.

Nach dem Neuwahlbeschluss wurde die Arbeit der bundesweiten Arbeitsgruppe zur Modellregion unterbrochen. Forschungsprojektleiter Gabriele Böheim (57) war ein Mitglied dieser Arbeitsgruppe. „Das Thema liegt jetzt auf einer politischen Ebene“, stellt die Vizerektorin der Pädagogischen Hochschule Vorarlberg nüchtern fest. „An unseren fachlichen Zielen, nämlich der Schaffung von Voraussetzungen für die Einrichtung einer gemeinsamen Schule, hat sich jedoch nichts geändert.“ Sie würde es bedauern, sollte dem Projekt das Ziel abhandenkommen.

An den Zielen des Forschungsprojekts ändert sich nichts.

Gabriele Böheim

Eine Bildungsreform ohne die Zulassung einer Modellregion Vorarlberg wäre nur eine halbe Sache.

Mathias Burtscher