Die Jäger möchten unters Volk

Neues Führungsteam der Vorarlberger Jägerschaft präsentiert seine Vorhaben.
Dornbirn. Angenehme Waldesruh’ gab es innerhalb der Vorarlberger Jägerschaft im vergangenen Jahr nicht. Nach dem nicht friktionsfreien Ausscheiden des vormaligen Jägermeisters Reinhard Metzler (56) suchten die Weidmänner über Monate nach einem Nachfolger. Gefunden haben sie drei: Sepp Bayer (56), Christof Germann (55) und Jürgen Rauch (50) werden gemeinsam mit Geschäftsführer Gernot Heigl (27) die Geschicke im Verein leiten. Bayer ist der behördlich eingetragene Chef, Germann und Rauch seine gleichrangigen Partner.
„Aber“, so stellt Sepp Bayer anlässlich der Präsentation der neuen Führung (Jürgen Rauch fehlte aus beruflichen Gründen) klar, „der Ansprechpartner in der Jägerschaft wird Gernot Heigl sein.“ Dies ist ein Ausdruck für die Stärkung der Geschäftsstelle. Heigl hat bereits zwei Jahre Erfahrung im Amt und soll als kompetente Schaltstelle im 2400 Mitglieder zählenden Verein die Fäden ziehen. „Wir haben uns in der Jägerschaft neu aufgestellt und wollen in der Bevölkerung um mehr Verständnis für die Aufgaben der Jäger werben“, formuliert Bayer eines der Hauptziele. Die Jägerschaft verstehe sich zudem als Servicestelle mit einem entsprechenden Angebot für Aus- und Weiterbildung.
Schutz für Gams
Illwerke/VKW-Vorstand Christoph Germann ist erst seit zehn Jahren Jäger und sieht die Aufgaben der Weidmänner als wichtigen Beitrag für die Erhaltung einer intakten Naturlandschaft. „In dieser müssen jedoch auch die Wildtiere noch in 20 Jahren ihren vernünftigen Platz haben dürfen.“ Als gefährdet sehen die Grünröcke die Gams an. Sie benötige besonderen Schutz. Es müsse generell gelingen, einen Ausgleich der verschiedensten Interessen im enger werdenden Lebensraum für Mensch und Natur zu schaffen. Große Hoffnung setzen die Jäger dabei in den vom Land ausgerufenen Wald-Wild-Dialog, den der Landes-Wildbiologe Hubert Schatz leiten wird.
Germann appelliert an die Verantwortlichen, auf den 10.000 Hektar Freihalteflächen im Land den gesetzlich geforderten Totalabschuss zu hinterfragen. „Da muss es schon ein bisschen mehr Augenmaß geben“, fordert Germann. Außer Frage stehe für die Jäger die hundertprozentige Erhaltung des Schutzwaldes.
Jagd und Kinder
Was Jägermeister Bayer freut, ist die Tatsache, dass immer mehr Frauen den Männerhort Jägerschaft bereichern. „Von den 2400 Mitgliedern sind mittlerweile zehn Prozent Frauen.“ Und diese Zahl steigt. Das Interesse an der Jagd sei in Vorarlberg sehr groß. Dabei wollen viele nicht einmal jagen. Sie interessieren sich vielmehr für die Natur“, betont Bayer. Dieses Potenzial wolle man nützen.
Die Wahrnehmung der Natur ist auch für Christof Germann einer der Hauptanreize seiner weidmännischen Aktivitäten. „Meine Jagd liegt vor der Haustüre, und es ist das Eintauchen in eine andere Welt, wenn ich mich in die Natur begebe“, beschreibt Germann seinen persönlichen Zugang zur Jagd.
Diese gesamtheitliche Interpretation ihrer Tätigkeit wollen die Jäger künftig noch stärker ins Bewusstsein der Menschen bringen. Schon die Kinder sollen dieses Verständnis durch mehrere Aktivitäten der Jägerschaft erhalten. Bis im Frühjahr 2018 sollen zu diesem Zweck Infopackages für Schulen und Kindergärten erarbeitet werden. Vorgesehen sind neben Vorträgen mit Anschauungsmaterialien auch Aktivitäten in der Natur wie Waldbegehungen oder Fütterungen. Eine wichtige Rolle dabei spielt auch der Wildpark in Feldkirch – ein Partner der Jägerschaft.