Stürmische See für Schifffahrt

Vorarlberg / 21.08.2017 • 20:55 Uhr
Zum Saisonstart 2017 herrschte noch Harmonie zwischen den vier Betreibern. Foto: DPA
Zum Saisonstart 2017 herrschte noch Harmonie zwischen den vier Betreibern. Foto: DPA

Zank um Gebühren zwischen deutschen und Schweizer Schifffahrtsunternehmen.

Bregenz. Die Blumeninsel Mainau gilt als einer der schönsten Orte am Bodensee. Pro Jahr besuchen rund 1,2 Millionen Touristen den idyllischen Ort. Auch Konstanz und Meersburg zählen am Bodensee zu beliebten Zielen, die alle per Schiff bequem zu erreichen sind. Dies macht sie ökonomisch interessant. Die Schweizerische Bodensee Schifffahrt (SBS) hat in diesem Jahr einen eigenen Fahrplan mit Fahrstrecken präsentiert – fernab der gewohnten Gemeinschaftsverbindungen, die in der Vereinigung der Schifffahrtsunternehmen (VSU) gemeinsam festgelegt werden. Die SBS fahren vermehrt deutsche Ziele an.

Die deutschen Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) haben nun Gebühren eingeführt, die alle Schiffe zu bezahlen haben, die außerhalb der Gemeinschaftsverbindungen ihre Häfen ansteuern. Dies betrifft de facto die zusätzlichen Schweizer Verbindungen. Während sich die SBS-Verantwortlichen ärgern, stärken die Vorarlberg Lines den deutschen Kollegen den Rücken, wie Geschäftsführer Alexandro Rupp im VN-Gespräch erklärt: „Die Gebühren sind gerechtfertigt. Sie gelten für alle außerhalb des Gemeinschaftsverkehrs.“

Die Vereinigung der Schifffahrtsunternehmen für den Bodensee und Rhein ist ein Zusammenschluss der Vorarlberg Lines, der deutschen BSB und der beiden Schweizer Unternehmen SBS und URh (Untersee und Rhein). Sie stimmen den Fahrplan ab und Tickets gelten auf allen Schiffen. Die Schweizer verstärkten in den vergangenen Jahren ihre Fahrten in deutsche Häfen. Anfang dieses Jahres haben sie einen zweiten Fahrplan mit eigenen Linien aufgelegt. Rupp betont: „Man kann immer über neue Kurse sprechen, aber nur in Abstimmung mit den anderen. Die Erhöhung der Kapazität geht zu Lasten der anderen Betreiber.“

480 versus 54.000 Euro

Das Anlegen innerhalb der Gemeinschaftsverbindungen ist kostenlos. Außerhalb kostet die sogenannte Anlandung laut BSB 480 Euro pro Hafen, Schiff und Jahr, dazu kommen bestellbare Zusatzleistungen. Sollte also das BSB-Personal die Gangway bedienen, kann dies anhand einer fixen Preisliste geordert werden. Die Schweizer befürchten in diesem Sommer zusätzliche Kosten von 22.000 bis 54.000 Franken. Christopher Pape von den BSB kann auf VN-Anfrage diese Zahl nicht bestätigen: „Dazu können wir nichts sagen, weil die Schweizer bisher noch nichts bestellt haben.“

SBS-Chef Erich Hefti verteidigte im St. Galler Tagblatt die Expansion. Mit der Verbindung nach Konstanz habe man einem langjährigen Kundenwunsch entsprochen. Die neuen Gebühren seien ungerechtfertigt. Sogar ein möglicher VSU-Austritt steht im Raum. Alexandro Rupp entgegnet: „Auch wir können uns diese Gebühren vorstellen.“ Ein Austritt der Schweizer hätte Folgen, fährt er fort: „Dann müsste es Sondervereinbarungen geben, oder auf den Schweizer Schiffen würden Saisonkarten nicht mehr gelten.“ Er kann sich allerdings nicht vorstellen, dass es so weit kommt. Im November ist die nächste VSU-Sitzung geplant, da dürfte das Thema zur Sprache kommen.

Auch in der Landespolitik ist das Thema angekommen. FPÖ-Landtagsabgeordneter Hubert Kinz hat am Montag eine entsprechende Anfrage an Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser (ÖVP) gerichtet. Das Land ist über die Illwerke selbst Miteigentümer des Bregenzer Hafens.

Die Erhöhung der Kapazität geht zu Lasten der anderen Betreiber.

Alexandro Rupp