Die Kopftücher an Schulen werden mehr

Vorarlberg / 04.10.2017 • 19:05 Uhr
Kopftuch tragende Schülerin an einer Vorarlberger Mittelschule. Dieses islamische Symbol ist immer häufiger zu beobachten. VN/Steurer
Kopftuch tragende Schülerin an einer Vorarlberger Mittelschule. Dieses islamische Symbol ist immer häufiger zu beobachten. VN/Steurer

Auch der Ramadan wird von muslimischen Schülern ernster genommen, nicht ohne Folgen.

Schwarzach Das Thema ist heikel, wiewohl omnipräsent: der Einfluss eines stärker und strenger werdenden Islams an den heimischen Schulen. Direktorinnen und Direktoren reden nicht gerne darüber, aus Angst vor negativen Folgen für ihre Bildungsanstalt.

„Ich will das gar nicht thematisiert haben, weil wir keinen Wirbel wollen“, lehnt es etwa die Direktorin einer großen Dornbirner Mittelschule kategorisch ab, über das Thema Islam an ihrer Wirkungsstätte auch nur zu sprechen.

Anonymität gewünscht

Andere Schulleiter sprechen nur unter Zusicherung der Nicht-Nennung ihres Namens und desjenigen ihrer Schule. Was eine Direktorin an einer Bregenzer Brennpunkt-Mittelschule dann anonym sagt, ist eindeutig: „Ja, die Zahl der Kopftuchträgerinnen nimmt bei uns zu, und zwar unter türkisch- und tschetschenischstämmigen Mädchen“, berichtet die Pädagogin. Es sei nicht einfach, dieses Faktum zu thematisieren. „Weil es nicht überall gerne gesehen wird. Aber in der Schule akzeptieren wir es. Es herrscht schließlich Religionsfreiheit.“

Von einer zunehmenden Bedeutung der Religion bei ihren muslimischen Schülerinnen und Schülern erzählt die Leiterin einer Mittelschule in Feldkirch. Auch sie möchte ihren Namen und den ihrer Schule nicht veröffentlicht sehen. Klartext spricht sie ebenfalls anonym. Die Direktorin stößt sich weniger an der zunehmenden Zahl der Kopftuchträgerinnen an ihrer Bildungsstätte, als vielmehr an der strengen Befolgung des Ramadan, des islamischen Fastenmonats, durch mehrere ihrer muslimischen Schüler. „Den Kindern wird gelegentlich schlecht. Sie tun sich schwer, auf Ausflüge während der Zeit des Ramadan mitzugehen – weil sie ja nichts essen und trinken. Das wird bei der Planung zum Problem.“ Diskutiert werde das Thema unter den Kollegen eifrig, fügt die Schulleiterin an.

Dass die Diskussionen zu diesem Thema zunehmen, bestätigt Pflichtschulinspektorin Karin Engstler. „Wir führen gute Gespräche mit den islamischen Religionslehrern. Wir machen klar, dass die Schulpflichten Vorrang vor religiösen Regeln haben. Wenn Kinder auf Ausflüge gehen, müssen sie essen und trinken.“ Für ein Kopftuchverbot ist Engstler nicht. „Das wäre intolerant.“ Gegen ein Kopftuchverbot ist auch Reinhard Sepp, Direktor am BG/BORG Dornbirn- Schoren. „Wenn wir ein Problem wollen, dann führen wir es ein. Was wir sehr wohl brauchen, ist die Durchsetzung unserer Regeln. Frauen aus religiösen Gründen die Hand nicht zu geben und Ähnliches würden wir niemals akzeptieren.“

Für ein Kopftuchverbot bei Volksschülern und Lehrpersonen ist Schullandesrätin Bernadette Mennel. „In der Sekundarstufe ist das den Schülern aufgrund eines Erlasses des Ministeriums jedoch erlaubt. Was immer in diesem Bereich passiert, muss der Bund entscheiden.“ Die Vorarlberger FPÖ fordert schon seit längerer Zeit ein totales Kopftuchverbot an Schulen.