Plötzlich verschollen

21 Asylwerber sind heuer in Vorarlberg bereits verschwunden.
Schwarzach Krieg, Verfolgung, Leid, Armut, Hunger – die Liste der Fluchtursachen ist lang. Ob übers Mittelmeer oder den Balkan, die Flucht selbst ist strapaziös, gefährlich und lange. Haben die Menschen ihr Ziel erreicht, stellen sie einen Asylantrag. Wieder müssen sie warten. Schließlich, im Schnitt erst nach über einem Jahr, erhalten sie Bescheid. In Vorarlbergs Grundversorgungsquartieren befinden sich derzeit 139 rechtskräftig abgelehnte Asylwerber, die das Land wieder verlassen müssen. Einige wollen sich nach der langen Flucht nicht damit abfinden. 21 Flüchtlinge sind heuer aus Vorarlbergs Quartieren verschwunden, wie Landesrat Erich Schwärzler auf VN-Anfrage bestätigt. Ihr Aufenthaltsort ist ungewiss, im Land dürften sie sich nicht mehr befinden.
Österreichweit sind laut Innenministerium im Jahr 2016 rund 7000 Menschen verschollen, wobei 4750 davon noch während des Verfahrens untergetaucht sind. Auch Bernd Klisch, Leiter der Caritas-Flüchtlingshilfe, sind solche Fälle bekannt: „Es ist schon vorgekommen, dass jemand nicht mehr da ist. Wenn wir nicht wissen, wo er ist, melden wir ihn ab. Die Menschen sind dann für uns nicht mehr greifbar.“ Einmal habe ein untergetauchter unbegleiteter minderjähriger Flüchtling angerufen und erklärt, er sei in England. „Ich habe aber keine Ahnung, ob das stimmt“, fährt Klisch fort. Die 139 abgelehnten Asylwerber würden in den Quartieren mitbetreut. „Da geben wir zum Beispiel Rückkehrberatung. Viele Dinge sind aber nicht mehr möglich, wie die freiwillige Integrationstätigkeit.“
Keine genauen Zahlen
Die Caritas betreut derzeit rund 2100 Menschen in den Grundversorgungsquartieren, davon ist rund ein Drittel bleibeberechtigt. Erhält ein Asylwerber einen positiven Status, darf er höchstens vier Monate weiter von der Grundversorgung leben. Sprich: Das Innenministerium zahlt. Spätestens dann wechselt er in die Mindestsicherung oder im Idealfall auf den Arbeitsmarkt. Durch die WG-Pflicht der Sozialhilfe bleiben viele in Grundversorgungsquartieren, fallen aber aus der Statistik. Demnach ist es schwierig, genaue Zahlen zu erhalten.
In Vorarlberg werden derzeit 2719 Menschen grundversorgt. Darunter sind rund 600 subsidiär Schutzberechtigte und 300 Bleibeberechtigte innerhalb der Viermonatsfrist. Insgesamt leben 714 Bleibeberechtigte mit Mindestsicherung in Grundversorgungsquartieren. Manche noch innerhalb der Viermonatsfrist – weshalb es zwischen den beiden Zahlen Überschneidungen gibt. „Unser Auftrag ist die Betreuung von Asylwerbern. Bei Bleibeberechtigten kommen andere Organisationen ins Spiel, da sind wir nicht mehr zuständig. Die Betreuung vor Ort läuft aber natürlich weiter“, erklärt Bernd Klisch.
„Viele Dinge sind aber nicht mehr möglich, wie die freiwillige Integrationstätigkeit.“

Asyl in Vorarlberg
2719 Menschen befinden sich in Vorarlberg derzeit in der Grundversorgung. Davon sind 299 Asylberechtigte innerhalb der Viermonatsfrist und
601 subsidiär Schutzberechtigte.
139 davon sind zudem rechtskräftig abgelehnte Asylwerber, die zurück müssen.
3556 Flüchtlinge befinden sich in Vorarlberg in der Mindestsicherung, das sind derzeit 1399 Bedarfsgemeinschaften.