Heimatschutz
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 richteten die USA ein eigenes Ministerium ein, das als „homeland security“ bezeichnet ist und sich der Abwehr terroristischer Bedrohungen widmet. Im deutschen Sprachgebrauch ist dafür die Übersetzung „Heimatschutzministerium“ üblich.
Ein solches Ministerium wollen, wie gerüchteweise zu hören ist, auch die Regierungsverhandler von ÖVP und FPÖ einrichten. Unklar ist noch, ob „Heimatschutz“ im Innenministerium oder im Verteidigungsministerium angesiedelt sein soll.
Es konnte nicht ausbleiben, dass die Verwendung dieses für unsere Ohren eher ungewohnten Begriffs viele Menschen misstrauisch machte. Die Suchmaschinen ihrer Computer schienen sie darin zu bestätigen. Wer „Heimatschutz“ eingibt, stößt bald auf paramilitärische faschistische Organisationen im Österreich der Zwischenkriegszeit, von der Vereinnahmung des Begriffs „Heimatschutz“ durch die Nazis ganz zu schweigen.
Die Wurzel des Heimatschutzes führt allerdings bis ins 19. Jahrhundert zurück und kennzeichnete die wohl erste Ökologiebewegung, die sich gegen die großflächige Verschmutzung und Vernichtung der Natur durch die aufkommende Industrialisierung wandte. So wird der Begriff auch noch heute in der Schweiz, wo es keine faschistische Vergangenheit gibt, verstanden. Die dortigen Heimatschutzvereine sind keine Versammlung Ewiggestriger, sondern honorige Organisationen, die sich um Baukultur und Landschaft kümmern.
In Vorarlberg ist der Montafoner Heimatschutzverein eine wissenschaftlich tätige regionalhistorische Vereinigung. In der Architektur bedeutet Heimatschutz einen Stil aus der Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der überhaupt nichts mit kitschigem alpenländischem Baustil zu tun hat, der uns sonst in den Tourismusorten immer wieder begegnet. Die wenigen noch erhaltenen Bauten im Heimatstil stehen vielmehr unter Denkmalschutz und sind eine Bereicherung für Städte und Dörfer im Land.
Der Begriff ist also vielfältiger als der erste oberflächliche Eindruck der Google-Recherche glauben lässt. Trotzdem wäre angesichts der historischen Entwicklung und auch Belastung des Begriffs die Verwendung des Wortes „Heimatschutzministerium“ irreführend und irritierend. Den Regierungsverhandlern ist zu empfehlen, sich einen anderen plakativen Namen für das Ministerium einfallen zu lassen.
„Der Begriff ist also vielfältiger als der erste oberflächliche Eindruck der Google-Recherche glauben lässt.“
Peter Bussjäger
peter.bussjaeger@vn.at
Peter Bußjäger ist Direktor des Instituts für Föderalismus und Universitätsprofessor in Innsbruck.
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