Nun meldet sich Ikea zu Wort

Der Möbelriese richtet einen offenen Brief an die Lustenauer.
Lustenau Die Beziehung zwischen Ikea und Lustenau gestaltet sich bekanntlich nicht friktionsfrei. Das Möbelgeschäft möchte nach Lustenau, der Bürgermeister unterstützt dies. Doch der Gegenwind ist groß. Eine Bürgerinitiative hat rund 3200 Unterschriften für eine Volksabstimmung gesammelt. Somit wird den Lustenauern bald folgende Frage gestellt: „Soll die Marktgemeinde Lustenau Ikea durch entsprechende Flächenwidmung trotz zu erwartendem Mehrverkehr ansiedeln?“ Die Initiative „Lebenswertes Lustenau“ hat auf ihrer Webseite Argumente gegen Ikea gesammelt. Der Möbelriese hat sich bisher aus der Diskussion herausgehalten, der Möbelkonzern wolle die Abstimmung abwarten, hieß es. Nun hat sich das Unternehmen doch zu Wort gemeldet, und zwar mit einem Schreiben an die Bürger und einem an die Initiative.
Im Brief an die Bürger schreibt Ikea: „Wir haben uns oft gewundert über all das, was über Ikea in Vorarlberg gesagt wird.“ Ikea habe in Lustenau immer den Eindruck gehabt, grundsätzlich willkommen zu sein. „Wir sehen, dass es Missverständnisse gibt, obwohl die Pläne der Gemeindevertretung vorgestellt wurden und Ikea für Fragen zur Verfügung stand und steht, selbstverständlich auch der Bürgerinitiative.“ Die Initiative habe sich bisher aber nicht gemeldet. „Daher haben wir uns entschieden, aktiv Stellung zu nehmen“, schreibt Ikea.
Verkehr muss gelöst werden
Lustenau habe man deshalb ausgewählt, weil das Grundstück gut erreichbar und bereits gewidmet sei. Es soll ein neuer kleinerer Ikea entstehen. Das Grundstücksgeschäft werde erst wirksam, wenn Genehmigungen da sind und vor allem „wesentliche verkehrstechnische Fragen“ geklärt werden, schreibt Ikea. Das Unternehmen habe genau so kein Interesse an einem Verkehrskollaps wie die Lustenauer. „Es ist nicht in unserem Interesse, wenn unsere Kunden nicht gut zu Ikea hin- und von Ikea wegkommen.“ Die Verkehrsfrage habe aufschiebende Wirkung für den Kaufvertrag. Mit „wir freuen uns, dass Ikea mit uns Bürgern Kontakt aufgenommen hat, wir warten darauf seit einigen Monaten“, reagiert die Initiative. Sie setze sich für Lustenau ein, Ikea legitimerweise für die Interessen des Konzerns.
Im zweiten Schreiben geht Ikea auf die Bürgerinitiative ein. So würden rund 240 Mitarbeiter, 150 davon Vollzeit, Platz finden. In Klagenfurt entstand ein Ikea in ähnlicher Größe, das Unternehmen habe dort zuletzt 135.000 Euro Kommunalsteuer an die Stadt gezahlt. Auch weiteren Ansichten der Initiative widerspricht das Unternehmen.
Initiative fühlt sich bestätigt
Die Bürgerinitiative sieht sich durch die Stellungnahme in ihrer Argumentation bestätigt. Zum Beispiel darin, dass Ikea wenig Steuern bezahlt. „Bescheidene 11.250 Euro Kommunalsteuer pro Monat werden von Ikea genannt, da zahlen viele Lustenauer Betriebe wesentlich mehr, mit deutlich geringerem Flächenverbrauch“, schreiben Simone Grabher und Simon Zünd auf VN-Anfrage. Die Aussage, Ikea wolle nicht, dass Kunden nicht gut hinkommen, bezeichnet die Initiative als eingeschränkte Sichtweise: „Wir haben nicht nur die Zu- und Abfahrt zu einem Möbelhaus im Auge, sondern wollen auch nicht den Ausweich- und Schleichverkehr durch das Wohngebiet.“
Indes werden die Unterstützungserklärungen kontrolliert, die Gemeindewahlbehörde sucht auch bereits einen Termin. Innerhalb der kommenden zwei bis drei Wochen soll feststehen, wann die Lustenauer entscheiden können, welcher Argumentationslinie sie folgen.
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Ikea-Briefe
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