Die Feuersbrunst ließ sich nicht stoppen

Sechsköpfige Familie konnte sich in Schwarzenberg gerade noch retten. „Ma hilft“ unterstützt.
Schwarzenberg Der beißende Brandgeruch lässt die frische Luft in der Umgebung des Hauses mit der sinnigen Adresse Brand 42 noch immer nicht ungehindert zur Entfaltung kommen. Wobei man von einem Haus nicht mehr reden kann. Es stehen noch die Fassaden, davor und dahinter liegen wild verstreut verkohlte Holzteile. Drei Männer machen sich in der Ruine zu schaffen, betreiben Resteverwertung.
Fassungslos
Lisa Ceccon und ihre Kinder Nicole und Riccardo stehen vor dem, was einmal ihr Wohnhaus war. „Wir sind fassungslos, was da passiert ist“, sagt Mama Lisa. Erst nach und nach drang die ganze Dramatik des Mittwochabends in Kopf und Gemüt der Betroffenen. Aber auch die Erleichterung darüber, dass sie selbst unversehrt und gesund sind.
Mit fotografischem Gedächtnis rekonstruiert der 19-jährige Riccardo, was da passiert ist. „Alle sechs Hausbewohner befanden sich im Haus. Plötzlich kommt meine Schwester zu mir, berichtet mir von Rauch, der aus dem Schwedenofen dringt. Ich sehe nach, nehme langsam die Abdeckung herunter. Ich will alles kühlen, als ich das Feuer hinter der Fassade entdecke. Sofort habe ich die Feuerwehr gerufen. Die war auch gleich da.“ Erst hätten die Florianijünger noch geglaubt, sie könnten alles unter Kontrolle bringen. Doch dem war nicht so. Aus dem überschaubaren Brand wurde in Windeseile eine Feuersbrunst, die sich nicht mehr stoppen ließ.
Sie funktionierten
Die Ceccons taten daraufhin das, was Menschen in Extremsituationen zumeist tun: Sie funktionierten wie Roboter, brachten in Sicherheit, was sie in Sicherheit bringen konnten. „Wir haben viele Tiere. Die mussten wir neben uns auch retten“, erzählt Mama Lisa. Die Tiere: drei Katzen, sechs Hunde, Hühner, Fische in Aquarien. Sie alle befanden sich ebenfalls im brennenden 200 Jahre alten Wälderhaus. „Mama ist wie verrückt gerannt, um alles Lebende herauszubringen. Deswegen trug sie auch eine leichte Rauchgasvergiftung davon“, berichtet Riccardo. „Halb so schlimm“, entgegnet Lisa Ceccon. „Hauptsache, wir haben bis auf unser kleines Huhn alle retten können.“
Die Ceccons sind ein verschworener Haufen, geprägt durch einen starken Familiensinn. Mit viel Fleiß hatten Mama Lisa und Riccardo die gemeinsame Wohnung im Erdgeschoß gerade renoviert. „Zwei Jahre arbeiteten wir daran“, seufzt der HTL-Schüler. Wie seine Schwester Nicole ist er in dem Haus groß geworden. „Die Erinnerungen sind so stark“, sagt Nicole und blickt auf die Trümmer, als suche sie dort ein Stück ihrer Seele und ihrer Identität.
Das Haus war der gemeinsame Lebensmittelpunkt der Familie. Nicole war eine Zeit lang weg, ist gerne wieder dort eingezogen.
Großartige Solidarität
So tragisch der Verlust dieses Lebensmittelpunktes ist, so durften die Ceccons gerade in diesen schweren Stunden auch Schönes erleben. Die Solidarität, die ihnen die Schwarzenberger Dorfgemeinschaft entgegenbrachte, hat die Familie überwältigt. „Man hat uns von allen Seiten geholfen. Der frühere Bürgermeister Armin Berchtold stellte den leidgeprüften Mitbürgern spontan seine Ferienwohnung zur Verfügung. Dort sind sie mit den Tieren bereits eingezogen. Später werden sie in ein Haus unweit ihrer alten Heimat übersiedeln, das ihnen die Gemeinde Schwarzenberg zur Verfügung stellt.
„Man hat uns auch sofort mit Babynahrung, Lebensmitteln und Kleidung versorgt. Es war einfach großartig“, verneigt sich Nicole Ceccon vor den Schwarzenbergern und ihrem großen Herz.
Ein großes Herz hatte auch Nadine aus Bezau, eine Freundin der Familie. Als die junge Frau über das Feuer informiert wurde, fuhr sie sofort von Bezau nach Schwarzenberg und leistete tatkräftige Unterstützung vor Ort.
Unterstützt wird die Familie auch von „Ma hilft“, schnell und unbürokratisch. „Dazu sind wir ja auch da“, ist für „Ma hilft“-Koordinatorin Marlies Müller diese Unterstützung Ehrensache.
So bald wie möglich wollen die Ceccons am alten Standort ein neues Haus errichten.

