„Das kann ich klar verneinen“

Landesrat Christian Gantner widerspricht Vorwürfen, bei Jägern ein Auge zuzudrücken.
Schwarzach Am Ende ging es verdammt schnell. Am 3. April trat Erich Schwärzler als Landesrat zurück. Christian Gantner musste sich rasch entscheiden, ob er nachfolgt – und tat dies. Am 11. April übernahm er ein Ressort mit zahlreichen Aufgaben. Die VN haben mit ihm über Tierschutz, Landwirtschaft, Jäger, Forst und Co. gesprochen.
Was hat Sie in Ihrer neuen Aufgabe bisher am meisten überrascht?
Gantner Der zeitliche Umfang. Ich bin keinen Tag vor Mitternacht zu Hause und ich habe noch nie zu Mittag gegessen.
Wir würden gerne mit den verschiedenen Landesräten in Ihnen sprechen. Die erste Frage geht an den Agrarlandesrat. Sind Tiertransporte vermeidbar?
Gantner Realistisch gesehen sind sie nicht gänzlich zu verhindern. Aber wir müssen sie reduzieren und darauf achten, dass Transporte, die gemacht werden, in einer verträglichen Weise abgewickelt werden.
Wie lassen sich die Transporte reduzieren?
Gantner Das Match entscheidet sich einerseits am Kaufregal. Aber ich möchte die Verantwortung nicht nur den Kunden geben, auch die Landwirtschaft ist gefragt, und zwar mit innovativen Ideen, zusätzlichen Kanälen und so weiter.
Was halten Sie von der Kennzeichnungspflicht für Fleisch?
Gantner Die fordern wir schon länger, aber das scheitert derzeit am Bund, die Kennzeichnungspflicht ist Bundeskompetenz. Nichtsdestotrotz wollen wir Möglichkeiten finden, wie wir über das Ländle-Qualitätsmarketing unsere Produkte stärker kennzeichnen. Dazu werden wir in den nächsten Tagen einen Antrag einbringen.
Manche fordern eine Kennzeichnung wie beim Ei, damit auch das Tierwohl abgebildet wird.
Gantner Das ist eine gute Idee, scheitert aber noch an Bestimmungen, die nicht in unserer Kompetenz liegen.
Eine Frage an Sie als Landesrat für Forst, Jagd und Lawinenschutz. Ist durch den Wildbestand die Schutzwaldfunktion in Gefahr?
Gantner Man kann die Situation nicht mit jener vor 50 Jahren vergleichen. Das Wild hat nicht mehr diese Möglichkeiten, sich im Winter ins Tal zurückzuziehen. Es muss ein Weg beschritten werden, der sichert, dass wir auf Dauer einen gesunden Wald und einen gesunden Wildbestand haben. Schutzwald ist wichtig. Es gibt Berechnungen, die ergeben, dass der Wald im Vergleich zur technischen Maßnahme zehnmal besser schützt.
Stimmt es, dass die Lawinenverbauung bei einem zu hohen Wildbestand ihre Arbeit einstellt?
Gantner Ich kenne Gebiete, wo die Wildbach- und Lawinenverbauung gesagt hat, sie stellt die Maßnahmen ein, weil zu viel Verbiss stattfindet.
Es gibt Wildgatter, die seit Jahren überfüllt sind. Kann es sein, dass man bei den Jägern ein bisschen wegschaut?
Gantner Diesen Vorwurf habe ich auch schon bei mir in der Gemeinde gehört. Das kann ich klar verneinen.
Eine Frage an den Integrationslandesrat. Die neue Bundesregierung hat bei AMS-Maßnahmen zur Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen gekürzt. Springt das Land ein?
Gantner Wenn sich Lücken auftun, werden wir auf jeden Fall schauen müssen, inwiefern wir da einspringen können. Integration findet nämlich in hohem Maße über den Arbeitsmarkt statt.
Also wäre Geld da, um im Notfall auszuhelfen?
Gantner Es wird geprüft. Für wichtige und sinnvolle Maßnahmen ist Geld da.
In Vorarlberg gibt es rund 80 junge Asylwerber, die derzeit eine Lehre absolvieren. Einige haben bereits einen negativen Bescheid. Wie soll man damit umgehen?
Gantner Ich habe zwei solche Fälle auf dem Tisch. Wir bemühen uns natürlich, aber die Spielregeln sind klar.
Wie geht es dem Menschen Christian Gantner, wenn junge Männer nach Kabul oder Bagdad abgeschoben werden?
Gantner Das hat natürlich eine sehr tiefe menschliche Komponente. Aber bei aller Emotion, ein Staat funktioniert nur, wenn es Spielregeln gibt. Diese müssen eingehalten werden.

Bild zeigt Landesrat Christian Gantner im Interview.

Bild zeigt Landesrat Christian Gantner im Interview.

Bild zeigt Landesrat Christian Gantner im Interview.

Bild zeigt Landesrat Christian Gantner im Interview.

Bild zeigt Landesrat Christian Gantner im Interview.

Bild zeigt Landesrat Christian Gantner im Interview.
Zur Person
Christian Gantner
Vorarlberger Landesrat für Land- und Forstwirtschaft, Sicherheit, Integration, Energie, Tierschutz, Jagd, Fischerei, Wildbach- und Lawinenverbauung
Geboren 18. September 1980
Wohnort Dalaas
Laufbahn 2005 bis 2018 Gemeindevertreter und Bürgermeister von Dalaas, 2014 bis 2018 Landtagsabgeordneter, seit 11.4. Landesrat
Lesen Sie in der Langversion auf VN.at, was Gantner als Sicherheitslandesrat, als Energielandesrat und zu seinem Abschied als Bürgermeister von Dalaas sagt.