Wappnen für Ernstfall

Hochwasserschutzübung am Rhein mit der Bevölkerung.
Lustenau Es müssen schon besondere Umstände sein, wenn Landeshauptmann, mehrere Bürgermeister sowie Vertreter der Exekutive und des Katastophenschutzes zusammenkommen. Solche Umstände beschert der Rhein. Wenn der nämlich bei einem 300-jährlichen Hochwasser im unteren Teil des gleichnamigen Tals die Dämme brechen lässt, sind Tausende Menschen bedroht und Sachwerte im Gegenwert von mehreren Milliarden Euro der Vernichtung geweiht.
Gemeinsamer Auftrag
„Wir haben einen gemeinsamen Auftrag, Katastrophenschutzpläne zu erstellen und dabei die Bevölkerung miteinzubinden“, macht Landeshauptmann Markus Wallner (50) deutlich. Die Menschen im Rheintal werden daher in den nächsten Tagen eine Broschüre erhalten, in der sie über die wichtigsten Verhaltensregeln im Fall einer Hochwasserkatastrophe informiert werden. Damit aber noch nicht genug. Am 22. und 23. Juni findet eine Katastrophenschutzübung statt. „Dabei wird die Abstimmung der verschiedenen Stäbe geprobt, ebenso das Kommunikationskonzept. Die Bevölkerung soll ebenso eingebunden werden“, betont Sicherheitslandesrat Christian Gantner (37).
Szenario 2005
Wie realistisch ein absoluter Katastrophenfall am Rhein ist, belegen die Hochwasserereignisse von 2005. „Hätte es damals in Graubünden als Rheinzulieferer so starke Regenfälle gegeben wie im Bregenzerwald, wäre es zu einer Katastrophe im Rheintal gekommen. Damals hätte man mit einer Durchflussmenge von 3800 bis über 4000 Kubikmeter pro Sekunde rechnen müssen“, verdeutlicht Markus Mähr (45). Zur Erinnerung: Die derzeitige Kapazität des Rheins im unteren Bereich ist auf 3100 m3/Sekunde ausgelegt.
Als Mahnung kann auch die Geschichte herhalten. Schon zwei Mal gab es im 20. Jahrhundert Dammbrüche mit beträchtlichen Folgen: 1927 in Schaan, 1987 in Fußach. „Und wir wissen“, merkt der Lustenauer Bürgermeister Kurt Fischer (54) an, „dass die Einzelfälle extremer Wettersituationen zunehmen. Es kann bei einer Hochwasserkatastrophe alles sehr schnell gehen.“
Forderung nach Rhesi
Sowohl er als auch der Landeshauptmann fordern in diesem Zusammenhang einmal mehr die möglichst rasche Umsetzung von Rhesi. „Es gibt dort kein ‚Zurück an den Start‘ mehr. Die Realisierung des Hochwasserschutzes dauert ohnehin 20 Jahre. Trotzdem zählt jeder Monat“, drückt Wallner aufs Tempo. „Ist Rhesi umgesetzt, brauchen wir die jetzt vorliegenden Katastrophenpläne hoffentlich nie“, rührt auch Projektleiter Mähr die Werbetrommel für das Jahrundert-vorhaben.
Der Appell an die Bevölkerung in den Rheingemeinden: Sie möge die Gefahr ernst nehmen. Es gelte das Prinzip der eigenverantwortlichen Selbsthilfe im Katastrophenfall. Die neue Sicherheitsbroschüre enthält wichtige Informationen für richtiges Verhalten im Notfall: Was wann zu tun ist, welche Kontakte für Informationen zur Verfügung stehen, welche Hinweise für den jeweiligen Gefährdungsgrad gelten. Am 22. und 23. Juni wird der Ernstfall geprobt.