“Sie waren kreativ in der Fragestellung”

Vorarlberg / 23.05.2018 • 19:34 Uhr
Die schriftliche Matura ist vorbei. Alle warten nun mit Spannung auf die Ergebnisse.VN/Steurer
Die schriftliche Matura ist vorbei. Alle warten nun mit Spannung auf die Ergebnisse.VN/Steurer

Die diesjährige schriftliche Matura wird in Vorarlberg schlechter ausfallen als die letztjährige.

Bregenz  43.000 Schüler haben österreichweit an den höheren Schulen die schriftlichen Klausurarbeiten geschrieben, 1800 davon in Vorarlberg. Die Aufgabenstellungen wurden von zentraler Stelle vergeben, und die Frage aller Maturafragen lautet nun: Wie sind die Klausuren ausgefallen?

Schlechter als die letztjährigen lautet darauf die erste inoffizielle Antwort, noch bevor die Ergebnisse in gesammelter Form tatsächlich vorliegen. Fazit: Für die schlechteren Resultate dürfte vor allem wieder einmal das Fach Mathematik verantwortlich sein. Speziell an den berufsbildenden höheren Schulen wird die Bilanz des Vorjahrs nicht zu halten sein.

Experten kritisieren bei Mathematik die fehlende Abstufung bei der Bewertung der zu lösenden 48 Aufgaben. Der geringste Fehler hatte eine Null-Ausbeute an Punkten zur Folge. Auch dann, wenn der Lösungsweg richtig war.

Die Formulierungen

„Ja, Mathe war heuer schwieriger“, sagt Daniel Bayer (19) von der Bundesschülervertretung und selber Maturant an der HAK in Bezau. „Vor allem im BHS-Bereich“, ergänzt der Schülersprecher. Er führt dies auch auf die Formulierung der Aufgabenstellungen zurück. „Die waren anders, als es die meisten Schüler gewohnt waren.“

Ähnliches sagte der Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Mathematik an den Gymnasien, Freddy Wittwer (40): „Erst hab’ ich geglaubt, die Mathe-Matura sei nicht schwer, doch ich musste mich korrigieren. Bei den Fragestellungen waren die Schöpfer der Klausuren sehr kreativ. Vor allem ging es heuer mehr ums Interpretieren statt ums Rechnen“, fasst Wittwer seine Eindrücke zusammen. Blöd sei das für jene Schüler gewesen, die brav geübt und sich auf Vorhersehbares vorbereitet hätten. „Die waren im Nachteil.“

Bernd Grabherr (61), Sprecher der Vorarlberger HAK-Mathematiklehrer, merkt an, dass „der Notenschlüssel heuer schwieriger war. Die Matura selbst war, obwohl sich die Aufgaben von jenen im Vorjahr unterschieden, jedoch fair“. HAK-Bregenz-Direktor Manfred Hämmerle (59) traut sich nach ersten Eindrücken zu sagen: „Es wird schlechter ausfallen als im Vorjahr, aber wir werden kein Desaster erleben.“ Alles andere als ein Desaster wurden die Mathematik-Ergebnisse an den berufsbildenden höheren Schulen Vorarlbergs im Vorjahr. Im Gegenteil: Damals waren die Buben der Ländle-Handelsakademien österreichweit die Besten.

90 Prozent für Thema drei

Während die Schüler in Mathematik keine Wahlmöglichkeiten vorfanden, hatten sie das in Deutsch sehr wohl. Dort entschieden sich über 90 Prozent der Maturanten für Aufgabe drei: Die Zusammenfassung und Erörterung von Texten über Beeinflussung von Konsumverhalten sowie die ethisch problematische Produktion von Kleidung.

Dass nicht alle Schüler Mathematik als schwer empfanden, berichtet Alexandra Seybald (18), Landesschulsprecherin AHS. „Ich habe mit Kolleginnen und Kollegen gesprochen. Viele sagten mir, sie hätten dieses Mal Englisch als nicht einfach empfunden. Mathematik Teil eins sei eher einfach gewesen.“

In den kommenden Tagen finden an den Maturaschulen die Kon­ferenzen zur Festsetzung der Klausurnoten statt.