Die Eschen sterben weiter

Pilz befällt die heimische Baumart. Experten sind ratlos. Robuste Bäume sollen gezüchtet werden.
Schwarzach Sie prägen ganze Landschaften und waren noch bis vor einem Jahr mit 3,5 Millionen Exemplaren in Vorarlberg präsent: die Eschen. So zahlreich sind sie nicht mehr. Es sind viel weniger geworden und ihre Zahl nimmt weiter stetig ab. „Wir wissen nicht, wie wir das Sterben der vorhandenen Bäume verhindern können“, räumt Andreas Amann (55), Leiter der Forstabteilung im Land, ein. „Es gibt kein Mittel dagegen.“
Leitungsbahnen verstopft
Kleines weißes Stengelbecherchen, so lautet der unschuldige Name des Eschenvernichters. Es ist ein Pilz. Er tritt in Form von Sporen auf. Diese befallen die Wurzeln oder die Zweige. In weiterer Folge verstopft der Schädling die Leitungsbahnen, welche die Nährstoffe in den Baum transportieren. Am Ende verhungert die Großpflanze.
Vor einem Jahr berichteten die VN bereits über das Eschensterben, begaben sich mit dem Landesförster zum Lokalaugenschein in einen Wald bei Satteins. „Wir konnten damals das Eschensterben nicht verhindern und können es auch heute nicht“, redet Amann Klartext.
Eschen sterben, die Hoffnung nicht. Das Programm „Rettet die Eschen“, an dem sich auch das Land Vorarlberg beteiligt, soll langfristig das Überleben der so wichtigen Baumart ermöglichen. Ziel des Projekts ist es, Eschen zu züchten, die gegen den tödlichen Pilz immun sind.
„Unsere 39 Waldaufseher im Land durchstreifen regelmäßig die Wälder. Auf stark befallenen Flächen suchen sie einzelne gesunde Bäume. Denen werden Samen entnommen, die dann im Bundesamt für Wald in Wien landen. Dort gibt es eine Versuchsfläche, auf der robuste Bäume gezüchtet werden“, berichtet Amann. Der Wermutstropfen: Bis sich ein gegen die Pilzkrankheit immuner Prototyp herauskristallisiert, wird viel Zeit verstreichen. In dieser Zeit werden Hunderttausende weitere Eschen sterben.
Robuste Bäume gesucht
Noch scheint nicht ganz klar, ob sich bereits befallene Bäume von der Krankheit wieder vollständig erholen können. Klar ist nur: Es gibt Pflanzen, die der Schädling in kurzer Zeit dahinrafft, andere Bäume können dem Pilz über einen längeren Zeitraum, manchmal über Jahre, Widerstand leisten.
In Vorarlberg waren mit Stand Sommer 2017 ca. 3,5 Millionen Eschen fester Bestandteil des Baumaufkommens. Das sind drei Prozent aller Bäume im Land. Mittlerweile sind 90 Prozent des Eschenbestands vom Pilz befallen. „Viele Tausend Kubikmeter wurden bereits gerodet“, weiß Amann. Wie sich durch diese Rodungen Landschaften verändern, zeigt sich unter anderem im Schweizer Ried bei Lustenau. „Bei uns fällte man zahlreiche Eschen auch präventiv, um auf diesen Flächen dann andere heimische Laubbäume zu pflanzen“, erzählt Gebietsaufseher Reinhard Hellmair.
Robuste Baumsorten statt Eschen, das ist auch landesweit eine Strategie gegen die besorgniserregende Entwicklung. Die Esche war bisher gemeinsam mit anderen Arten wie der Ulme, dem Ahorn oder der Linde ein bedeutender Bestandteil eines gesunden Vorarlberger Mischwaldes. Vor allem in nicht regelmäßig überschwemmten trockenen Auen, in Graben- und Tobeleinhängen wirkt sie als wichtiger Bodenstabilisator.
Ihr Todbringer, das weiße Stengelbecherchen, wurde vor 15 Jahren aus Ostasien eingeschleppt.
„Wir versuchen, gegen den Pilz resistente Eschen zu züchten. Das braucht Zeit.“
Wald in Vorarlberg
» Ein Drittel der Landesfläche ist bewaldet; das sind 97.400 Hektar
» 49.000 Hektar sind Schutzwald
» Drei Prozent aller Bäume sind Eschen; das sind knapp 3,5 Millionen Bäume
» 90 Prozent der Eschen sind vom Pilzschädling mehr oder weniger massiv befallen
» Es gibt 6000 Waldeigentümer
» Für 3500 Vorarlberger ist der Wald ihre wirtschaftliche Grundlage