Denkfabrik für den Verkehr der Zukunft

Vorarlberg / 04.06.2018 • 18:41 Uhr
Denkfabrik für den Verkehr der Zukunft

Mobilitätskonzept Vorarlberg 2019 ist im Werden.

Bregenz Vorarlberg ist als Land flächenmäßig tatsächlich der vielbesungene Zwerg. Nur 2601 Quadratkilometer umfasst „üsr Ländle“. Raum, der in einer dynamischen Region vielen verschiedenartigen Interessen gerecht werden und deshalb verkehrsmäßig auch entsprechend gut erschlossen sein soll. Bis zum Jahre 2050 wird Vorarlberg bevölkerungsmäßig von jetzt knapp 400.000 Einwohner auf 440.000 wachsen. Die Herausforderung, leistungskräftige und gleichzeitig umweltfreundliche Verkehrswege zu schaffen, ist groß.

Das Vorarlberger Mobilitätskonzept hat sich dieser schwierigen Aufgabe angenommen. „Wir müssen den Handlungsspielraum des eigenen Landes konsequent ausschöpfen und grenzüberschreitende Kooperationen offensiv betreiben. Es geht um konkrete Richtungen, es geht um grenzüberschreitende Kooperationen“, erklärt Christian Rankl (63), höchster Verkehrsplaner des Landes.

Anlässlich eines Mobilitätsabends mit maßgeblichen Vertretern aus Politik und Fachbereichen in Lustenau wurden die konkreten Schritte mit Zeitplan für das Projekt festgelegt. Viele Fakten über den Verkehr und das Verkehrsverhalten wurden bereits erhoben, geänderte Rahmenbedingungen mitberücksichtigt.

Gigantische Zuwächse

Zu den Fakten gehören auch unangenehme Wahrheiten: Vorarlberg ist von den gesteckten Klimazielen noch weit entfernt, Individual- und Güterverkehr wachsen in einem Ausmaß, der die vorhandenen Kapazitäten zu sprengen droht, die Digitalisierung hat im Verkehr noch lange nicht wirklich Einzug gehalten. Auf den Landesstraßen wuchs der Verkehr von 2011 bis 2016 um zwei Prozent, auf der Autobahn um satte 5,7 Prozent. Gigantische Zuwächse verzeichnete der grenzüberschreitende Güterverkehr von 2002 bis 2015. Beim größten Zollamt Lustenau/Au lässt sich das am besten ablesen. Dort passierten im Jahre 2002 noch 162.150 Schwerfahrzeuge die Grenze, 2017 waren es bereits 336.276.

Bevölkerung dabei

Während der Motorisierungsgrad (+11,4 Prozent von 2000 bis 2016) weiterhin schneller wächst als die Bevölkerung (+10,4 Prozent im selben Zeitraum), tut das die Zahl der Jahreskartenbesitzer für den öffentlichen Verkehr immerhin auch. Dort schnellte die Zahl der Vorarlbergkarten-Jahresbesitzer nach Einführung des 365 Euro-Tickets deutlich in die Höhe. 2013 wurden noch 50.597 Tickets verkauft, 2016 waren es dann schon 65.755 Jahreskarten.

Freilich liegt man bei einigen Zielen in Bezug auf die Verkehrsmittelwahl der Vorarlberger noch hinter den gesteckten Erwartungen zurück. So benutzen (siehe Grafik) noch viel mehr Vorarlberger den Pkw als von den Verkehrsplanern erhofft, auch die Zahl der Fahrradfahrer und Fußgänger liegt noch unter jener, die man sich bis 2017 zum Ziel gesetzt hat.

„Wir werden in das jetzt erstellte Verkehrskonzept auch die Bevölkerung einbinden. Wir werden
Ideen und Anregungen sammeln und in unsere Überlegungen miteinbeziehen“, kündigt Christian Rankl an. Dass ein langfristiges Mobilitätskonzept Früchte tragen kann, bewies das letzte seiner
Art im Jahre 2006. Es wurde „Mobil im Ländle“ genannt. „Was dann folgte, war der Planungsprozess ‚Mobil im Rheintal‘, der die Grundlage für die jetzt in Angriff genommenen Maßnahmen bildete“, sagt Rankl.