Der Fleck ist weg

Vorarlberg / 07.06.2018 • 19:51 Uhr
Nach dem Schreck kam für viele Maturanten doch noch die Freude. VN/hb
Nach dem Schreck kam für viele Maturanten doch noch die Freude. VN/hb

Kompensationsprüfungen retteten vielen Kandidaten ihre schriftliche Matura.

Bregenz Die Weisung des Bildungsministeriums an alle höheren Schulen des Landes war unmissverständlich: Ja keine Zahlen nach draußen durchsickern lassen. Niemand soll zum jetzigen Zeitpunkt wissen, wie viele der Nicht-genügend-Kandidaten bei den Kompensationsprüfungen das rettende Genügend-Ufer erreicht haben und wie viele nicht.

Vor allem Mathematik stand bei diesen mündlichen Nachprüfungen einmal mehr im Mittelpunkt, nachdem rund ein Fünftel der Maturanten im Angstfach bei der schriftlichen Klausur einen Fünfer geschrieben hatte.

Kopf aus der Schlinge

Doch wie die VN aus diversen Schulen und Schulinstitutionen in Erfahrung brachten, gibt es sehr wohl ein klares Fazit der Kompensationsprüfungen, die am Montag und am Dienstag an den Schulen abgehalten wurden. Dieses Fazit lautet: Die meisten der Fünfer-Gefährdeten konnten ihren Kopf aus der Schlinge ziehen. „Es ging unaufgeregt zu“, ließ ein hohes Mitglied des Landesschulrats kryptisch verlauten.

„Ein großer Anteil der Kandidatinnen und Kandidaten, die bei den schriftlichen Arbeiten negativ waren, konnte sich bei den Kompensationsprüfungen auf eine positive Beurteilung verbessern“, wird Michael Grünwald (57), Direktor der Höheren Technischen Lehranstalt Dornbirn, deutlich. Insgesamt 150 Schüler waren an der HTL Dornbirn zur Matura angetreten. Einen Steinwurf weiter, im BRG/BORG Schoren, erzählt Direktor Reinhard Sepp (54) ähnliches: „Wir sind mit dem Ergebnis zufrieden. Eine deutliche Mehrheit der Kandidaten hat das Nicht genügend ausgemerzt. Wer nun glaubt, dass ihnen das geschenkt wurde, der irrt sich. Diesen Schülern gelang der Nachweis, dass sie die grundlegenden Dinge verstanden haben.“ Damit reagiert Sepp auch auf Kritiker, die den mündlichen Kompensationsprüfungen das notwendige Niveau absprechen.

Sepp befürchtet, dass die mündlichen Kompensationsprüfungen bald abgeschafft und durch schriftliche Aufgaben ersetzt werden. Diese Vorstellung gefällt ihm gar nicht. „Das ist meiner Meinung nach gefährlich. Und zwar deswegen, weil die Problematik der komplizierten Textformulierungen in diese Kompensationsprüfungen hineingetragen würde.“ Sepp räumt allerdings ein, dass es mehrere Kollegen gibt, die diese Form der Kompensationsprüfungen befürworten würden. Der Schoren-Direktor wünscht sich darüber hinaus eine Überarbeitung des Benotungsschlüssels.

Eine bessere Abstimmung der Aufgaben auf den Schultyp würde sich Johann Scheffknecht (50), Direktor an der HAK in Lustenau, von den Maturamachern in Zukunft wünschen. In seiner Schule hielten sich positiv und negativ absolvierte Kompensationsprüfungen in etwa die Waage.

Machbare Aufgaben

Als machbar bezeichnet Freddy Wittwer (40), Leiter der Arbeitsgemeinschaft für Mathematik an Gymnasien, die Aufgaben bei den Kompensationsprüfungen. „Es waren Standardfragen ohne Textfallen“, beschreibt der Mathematiklehrer die Aufgaben. So liefen die Prüfungen ab: Die Schüler bekamen fünf Fragestellungen, die in jeweils zwei Teile aufgeteilt waren. Teil eins mussten die Kandidaten ohne Zwischenfrage des Prüfers selbst präsentieren, bei Teil zwei durfte der Prüfer präzisierende Zusatzfragen stellen und ein Prüfungsgespräch führen. Für die Aufgaben erhielten die Kandidaten eine Vorbereitungszeit von 30 bis 40 Minuten.

Dass die Mathematikmatura künftig anders aussehen wird, hält der Pädagoge am BG Bludenz für wahrscheinlich. „Es deutet einiges darauf hin, dass kein Stein auf dem anderen bleibt.“

„Die gestellten Aufgaben bei den Kompensationsprüfungen waren machbar.“

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