Wolfgang Fulterer bewältigte den Jakobsweg in zwei Wochen

Vorarlberg / 21.05.2019 • 09:00 Uhr
Wolfgang Fulterer bewältigte den Jakobsweg in zwei Wochen
Ein Selfie bei Lausanne. Zu diesem Zeitpunkt liegen noch viele Hunderte Kilometer vor dem Pilger Wolfgang Fulterer.

Wolfgang Fulterer (42) begab sich für einen guten Zweck auf eine Pilgerreise.

Lauterach. Beim Bundesheer begann Wolfgang Fulterers Karriere als Läufer. „Da bin ich zum Sport gekommen.“ Fortan gehörte das Laufen zu seinem Leben. „Mir war wichtig, dass ich etwas für meine Gesundheit tue.“ Irgendwann packte ihn der Ehrgeiz. „Ich setzte mir das Ziel, einen Marathon zu laufen und begann zu trainieren.“ Seinen ersten Marathon lief Fulterer vor sechs Jahren in Bregenz. Der gebürtige Bregenzer kam ins Ziel, stieß aber körperlich an seine Grenzen. „Danach konnte ich vier Tage nicht mehr gehen vor lauter Schmerzen und Muskelkater.“

Wolfgang Fulterer bewältigte den Jakobsweg in zwei Wochen
Der Anblick des Meeres sorgte bei dem Ausdauersportler für Glücksmomente.

Dennoch. Fulterer war auf den Geschmack gekommen. In der Folge verlegte er sich auf Ultra-Marathons (50 km und mehr). Denn in dieser Disziplin erhoffte er sich Erfolge. Mit der Hilfe eines professionellen Trainers bereitete er sich auf seinen ersten Ultramarathon vor. Den ersten lief er in der Schweiz. „Ich schaffte die 160 Kilometer in 22 Stunden und 33 Minuten. Danach war ich kaputt, aber glücklich.“ Es folgten weitere Wettkämpfe, darunter auch Bergläufe. „Ich gehe oft über meine Grenzen und gebe alles, um ein Ziel zu erreichen, sei es sportlich oder beruflich. Und wenn ich keinen Erfolg habe, bleibe ich trotzdem dran. Man wächst ja mit der Herausforderung und reift daran“, beschreibt er sich und seine Lebensmaxime.

Lebensträume verwirklichen

Fulterer nimmt seine Lebensträume ernst. „Man sollte versuchen, sie zu verwirklichen.“ Im vergangenen Sommer erinnerte sich der dreifache Vater in einer Mußestunde daran, dass er schon immer den Jakobsweg machen wollte. „Mich reizten die sportliche Herausforderung und die Entschleunigung. Ich wollte wissen, was am Mythos Jakobsweg dran ist.“ Gleichzeitig war dem Speditionskaufmann klar: “Wenn ich es mache, mache ich es für einen guten Zweck.” Seine Wahl fiel auf die Patientenorganisation “DEBRA Austria”. Sie hilft Menschen, die an der unheilbaren Krankheit Epidermoysis bullosa leiden. Betroffene werden als “Schmetterlingskinder” bezeichnet, weil ihre Haut so verletzlich ist wie die Flügel eines Schmetterlings. In Österreich leiden rund 500 Menschen an dieser Krankheit. Fulterer hatte vor Jahren einmal einen Film über Schmetterlingskinder gesehen. Deren Schicksal hatte ihn berührt und sich ihm eingeprägt.

“Wenn der Körper nicht schrie, schrie der Geist.”

Pilger Wolfgang Fulterer

Der 42-Jährige beschloss, den Jakobsweg abwechslungsweise laufend und per Rad zurückzulegen. Ein vierköpfiges Betreuungsteam begleitete ihn. Am 8. April ging es von seinem Wohnort Lauterach los. 2062 km lagen vor ihm und 26.500 Höhenmeter. “Es war anstrengend”, zieht Fulterer, der pro Tag 150 Kilometer zurücklegte und bereits am 21. April in Santiago de Compostela ankam, Resümee.

Wolfgang Fulterer bewältigte den Jakobsweg in zwei Wochen
Geschafft! Der sportliche Pilger bewältigte 2062 Kilometer in zwei Wochen.

Die Pilgerreise brachte den Vorarlberger körperlich und mental an seine Grenzen. Wind und Regen machten ihm zu schaffen. Seine Finger wurden vom vielen Radfahren steif, sein Hintern schmerzte und seine Knie ebenfalls. Jeder Schritt habe ihm Schmerzen bereitet, sagt er. “Und wenn der Körper nicht schrie, schrie der Geist.” Schonungslos wurde der Pilger mit sich selber konfrontiert. “Es ist schwierig, wenn man seinen eigenen Schatten sieht.” Laut Fulterer gab es keinen Tag, an dem er nicht mindestens einmal ans Aufgeben dachte. “Aber ich hielt durch, vor allem wegen der Schmetterlingskinder.” Vor der Kathedrale von Santiago de Compostela ging er in die Knie, Tränen flossen ihm in Strömen übers Gesicht. “Es war ein magischer Moment. Man ist so überwältigt und glücklich. Der ganze Druck fällt von einem ab.”

Wolfgang Fulterer

erreichte mit seiner Aktion “Jakobsweg” viel. Mehr als 6000 Euro wurden für DEBRA Austria bzw. die Schmetterlingskinder gespendet.

geboren 26. November 1976 in Bregenz

Familie verheiratet, drei Kinder

Hobbies Ausdauersport, Fotografieren, Lesen