Neue Nationalratsabgeordnete aus Hittisau

Doris Hager-Hämmerle zieht am 2. Juli für die Neos in den Nationalrat ein.
Hittisau Doris Hager-Hämmerle liebt es, zu reden. Sie liebt das Engagement. Und sie liebt die Arena. Schon als 13-Jährige verschaffte ihr diese Kombination ein Engagement in einer solchen. Bald darf sie wieder vor vielen Menschen sprechen: Am 2. Juli wird die Hittisauerin als Nachfolgerin von Claudia Gamon für die Neos im Nationalrat angelobt. Es wird ein kurzes Gastspiel.
Politik und Parteipolitik sind nicht dasselbe. Siehe Doris Hager-Hämmerle. Ihr politisches Engagement startete sie während ihres Studiums in Innsbruck. Für die Aktionsgemeinschaft (AG) nahm sie an der ÖH-Wahl teil und wurde Vorsitzende der Fakultätsvertretung der Geisteswissenschaften. “Es war eine spannende Zeit. Wir haben nächteweise politisiert, es war super”, erinnert sie sich. Einige ihrer Studienkollegen wechselten in die Politik, manche zur SPÖ, andere zur ÖVP, doch für sie war das nichts: “Es ging mir zu viel um Macht, um Taktik, man musste einem strikten Plan folgen. Ich hatte immer das Gefühl, dass mir dieses Korsett zu eng ist.” Auch einen gewissen Matthias Strolz lernte sie in Innsbruck kennen. “2013 habe ich in der Zeitung gelesen, dass er eine Partei gründen möchte und in Dornbirn einen Informationsabend abhält. Da bin ich hin.” Und schon war sie bei den Neos. Seit 2014 sitzt sie im Landesteam, seit 2016 ist sie Trainerin im Neos-Lab, seit 2017 im erweiterten Bundesvorstand. 2017 kandidierte sie für den Nationalrat. Jetzt erhält sie das Mandat.
Doris Hager-Hämmerle wuchs mit fünf Geschwistern in Lustenau auf. Ihr Bruder spielte Eishockey, sie wollte ebenfalls. “Damals hieß es: Eine Frau? Das geht doch nicht”, erinnert sie sich. Ihre Mutter als Obfrau des Elternvereins und ihr Vater als Obmann des EHC-Fanclubs setzten sich für die Tochter ein, mit Erfolg. “Wir waren eine Gruppe von Mädchen, die sich als Zeitnehmer und Platzsprecher engagieren konnten.” Doris Hager-Hämmerle wurde zur ersten Platzsprecherin bei großen Sportveranstaltungen in Vorarlberg. Das Highlight? Natürlich ein Derby gegen die VEU. Sechs Jahre lang währte ihr Engagement beim EHC. “Noch heute bin ich ab und zu in der Eishalle. Der Geruch weckt Erinnerungen an früher.” Einige Jahre später war sie wieder mit Menschen konfrontiert, die ihr sagen wollten, was als Frau nicht geht.
Sticheleien
Nach dem Studium arbeitete sie in Salzburg, wo sie ihren Mann Georg kennenlernte. Nach kurzer Zeit zog es beide nach Vorarlberg, in den Bregenzerwald, die gemeinsame Tochter Jasmine kam zur Welt. “Nach fünf Monaten habe ich wieder gearbeitet, mein Mann hat die Kinderbetreuung übernommen”, erzählt sie. Die Einen hätten gefragt: “Musst du das Geld verdienen? Kann das nicht dein Mann?” Die Anderen: “Weißt du nicht, was du verpasst?” Hager-Hämmerle blickt zurück: “Du bist ständig mit Sticheleien konfrontiert. Es war schwierig.”
Ab 2000 arbeitete sie in der internationalen Akademie für Philosophie in Liechtenstein, 2010 übernahm sie die Geschäftsführung. Als sie am 1. Jänner dieses Jahres zu einem großen Vorarlberger Unternehmen wechselte, war noch nicht klar, dass sie politisch bald nach Wien muss. “Wir haben eine gute Lösung gefunden”, ist sie erleichtert. Am 2. Juli zieht sie in den Nationalrat ein. Für die Neos wird sie sich der Gleichbehandlung und der Wissenschaft widmen. Ihr Gastspiel endet mit der Nationalratswahl am 29. September. “Ich werde nicht wieder kandidieren”, erklärt sie. Zumindest als Besucherin dürfte sie danach noch ab und zu im Nationalrat sein, um die dortige Luft zu schnuppern. Wie in der Lustenauer Rheinhalle.