Dietmar Nigsch konzipiert kleines Festival “Zwischenherbst”

THÜRINGERBERG Woher Dietmar Nigschs unbändiger Pioniergeist kommt, kann er selber nicht so richtig sagen: „Es werden wohl mehrere Dinge zusammengespielt haben, wie eine freie Kindheit oder früh Verantwortung übernommen zu haben oder auch die Erfahrung von Schönheit und gleichzeitiger Begrenztheit im Tal, das alles weckt wohl auch die Sehnsucht nach Erweiterung und Freiheit. Ich ziehe das eigene Erkunden der bloßen Nachahmung allemal vor. Ich mache noch immer genug Langweiliges und Vorgeschriebenes, das mir nicht gut tut.“
Prägende Kindheit
Dietmar Nigsch wuchs in Blons und Thüringerberg auf. Die Kindheit im Großen Walsertal hat ihn geprägt. Mit diesem Tal verbindet ihn nach wie vor eine tiefe Beziehung, obwohl er schon lange in Wien lebt. Eine kaufmännische Lehre in einem Lebensmittelgeschäft in St. Gerold führte dazu, dass er sogleich eine Filiale leitete und auch Lehrlinge ausbildete. In seiner freien Zeit wollte er zudem unbedingt als Kellner arbeiten. Also fragte er den damaligen Propst der Propstei St. Gerold, Pater Nathanael, und dieser gewährte ihm diese Möglichkeit im Klosterkeller. So konnte der umtriebige junge Mann neue Aspekte der Gastfreundschaft und zugleich die Liebe fürs Kochen entwickeln.
Ein weiterer Entwicklungsschritt war sein Engagement für die Katholische Jugend in Vorarlberg. Anfang der 70er-Jahre besuchte er die Fachschule für Sozialarbeit in Wien und arbeitete im Anschluss daran als erster Jugendleiter im Dekanat Bludenz. Bereits damals entstanden unter seiner Obhut verschiedene kulturelle Aktivitäten wie Theatergruppen, Literaturkreise und vieles mehr. Zu dieser Zeit entdeckter er auch seine eigene Begeisterung fürs Schauspiel. Der sprichwörtliche Pioniergeist trug ihn weiter: Er zog nach Wien und besuchte die Kunstschule Wien, um das Schauspiel professionell zu erlernen. „Schauspieler zu sein ist für mich ein Beruf, der vielfältigen Raum schafft und allem, was unser menschliches Sein berührt, eine Bühne gibt. Es ist bewältigend, es ist politisch, es ist sinnlich, Wunder, Gaudium und Tanz“, beschreibt er seine Begeisterung für dieses Metier.
Er wurde Mitbegründer des „Spielraums Wien“ und war zudem in den Anfängen des Theaters „Phönix“ in Linz mit dabei. Schließlich gründete der ambitionierte Schauspieler eine eigene Theatergruppe, nämlich das renommierte Projekttheater in Feldkirch. „1995 haben wir mit dem Theaterstück ‚Bauern sterben‘ von F.X. Kroetz das damals gänzlich verwaiste und ungeliebte Objekt Altes Hallenbad in Feldkirch aus seiner Bedeutungslosigkeit geholt. Es folgten viele weitere mutige Projekte, der geplante Abriss des Objekts konnte verhindert werden. Aber auch die Johanniterkirche in Feldkirch, die nicht öffentlich zugänglich war, wurde durch uns bespielt. Beide Orte sind auch aus dem Kulturleben in Vorarlberg nun nicht mehr wegzudenken“, verweist er erneut auf die Bedeutung seiner Pionierarbeit.
Natur- und Kulturraum
Nachdem das Große Walsertal im Jahr 2000 ein Biosphärenpark wurde, entstand eine neue Idee: „Der Biosphärenpark ist ein außergewöhnlicher Natur- und Kulturraum, den ich für ein groß angelegtes Kulturfestival, den Walserherbst, im ganzen Tal nutzen wollte. Der Mensch kann ja bekanntlich nicht nur vom Käse allein leben, sondern Kultur und soziale Gemeinschaft ist etwas Wesentliches.“ 2004 ging das Festival erstmals über die Bühne und findet seither alle zwei Jahre statt. Heuer wird erstmals ein „Zwischenherbst“ präsentiert. „Ein kleines, feines Festival, das auch in Zukunft themenspezifisch immer wieder stattfinden soll“, so der unermüdliche Pionier. BI