Wolfgang Berchtold hat Großkopfate und Hohlköpf in einem Buch gesammelt

Vorarlberg / 24.10.2019 • 09:30 Uhr
Wolfgang Berchtold hat Großkopfate und Hohlköpf in einem Buch gesammelt
60.000 Schimpfwörter hat Wolfgang Berchtold durchforstet. VN/PAULITSCH

Der Götzner Buchautor ist mit seinem Buch dem Fluchen, Schimpfen und Spotten auf der Spur.

Götzis Mit einer Anfrage des edition V Verlags hat alles angefangen. Wolfgang Berchtold sollte sich Gedanken über die Kultur des Fluchens, Schimpfens und Spottens machen. Zwei Jahre später hat der Götzner ein Nachschlagewerk präsentiert, das einen Überblick über die Ausdrücke in unserer Region gibt, woher sie kommen und was sie bedeuten. Aufbereitet ist sein neuestes Buch mit Karikaturen von Silvio Raos. “Zuerst habe ich mir andere Schimpfwörterbücher angeschaut und für mich entschieden, wie ich es nicht machen will. Ich wollte ein Buch schreiben, das für alle lesbar ist, und trotzdem wissenschaftlich mit Quellenhinweisen arbeiten. Die Verschriftlichung der Begriffe sollte so einfach wie möglich sein”, erklärt der 64-Jährige seinen Anspruch und verzichtete deshalb auf die Lautschrift. Doch bis es ans Schreiben ging, durchforstete der pensionierte AHS-Lehrer etwa 60.000 Begriffe in bestehenden Mundartlexika und -sammlungen. “Die aufwendigste und interessanteste Arbeit dabei war es, die Herkunft dieser Begriffe zu erforschen und auch zu beobachten, wie sie sich verändert haben”, resümiert der Buchautor seine Arbeit.

Jugend und Schimpfwörter

Ein eigenes Kapitel widmete Berchtold in seinem Vorarlberger Schimpfwörterbuch der Jugendsprache. Dabei erforschte er, dass meist die Jugend neue Fluch-, Schimpf- und Spottwörter in Umlauf brachte. “In den 1960er-Jahren waren es beispielsweise die Begriffe Softie und Hammer.” Die Jugendlichen wollen sich damals wie heute abgrenzen, indem sie ihre eigene Sprache verwenden. Derzeit verwende der Nachwuchs eher spielerische Begriffe und erkenne oft nicht die Bedeutung der Wörter, so Berchtold. Als Beispiel bringt er den gerne verwendeten Begriff “Spasti”. Zu erkennen sei auch, dass weniger im Dialekt geflucht und gespottet werde. “Überregionale Begriffe werden durch Internet, soziale Medien und Musik stärker”.

Sport mit Augenmaß

Neben seinem Interesse für Geschichte, Literatur und Sprache, das ihn in seinem Job als Lehrer und als Autor für Bücher über regionale Sprachformen begleitet hat, gibt es noch seine Passion für Sport. Diese Leidenschaft hat ihn nicht losgelassen. Er war Pressesprecher der Gymnaestrada. Als Zehnkämpfer hat Wolfgang Berchtold dreimal am Hypo-Meeting teilgenommen. Er war 28 Jahre lang Stadionsprecher beim Mehrkampf-Meeting und ehrenamtlicher Funktionär und Trainer im VLV und in Götzner Leichtathletik-Vereinen. Österreichs erster grüner Vizebürgermeister (1990) engagierte sich federführend bei der Zusammenführung der Götzner Turnsportvereine. Aktuell setzt er sich für den Bau einer Sporthalle in seiner Heimatgemeinde ein. “Ob als Athlet oder Trainer, eines war mir immer wichtig: Sport mit Augenmaß zu betreiben. Die Gesundheit dafür zu riskieren, finde ich kopflos”, übt er Kritik an der Einstellung zu ungesunden oder gedopten Höchstleistungen im Sport.

180 Prozent

Sein vielfältiges Engagement führt der Götzner darauf zurück, dass er sich nie auf ein Standbein festlegen und in eine Ecke drängen lassen wollte. “Ich muss immer 180 Prozent geben. Der Großteil der Jobs ist mir zugefallen. Sie haben mich gefunden”, erklärt er augenzwinkernd. Den Humor hat er trotz der Jahre mit Mehrfachbelastung nicht verloren. 

Wolfgang Berchtold

Buchautor („Das Vorarlberger Schimpfwörterbuch“, „Götzis Lesebuch“, „ummakummaummi. Die Mundart und Mundartliteratur von Altach, Götzis, Koblach und Mäder“)

Geboren 21. März 1955

Ausbildung Lehramtsstudium für Germanistik und Sport

Laufbahn AHS-Lehrer, Zehnkämpfer, 28 Jahre lang Stadionsprecher beim Hypo-Meeting, ehrenamtlicher Funktionär und Trainer beim VLV, Vizebürgermeister von Götzis

Familie verheiratet, zwei Kinder

Motto Bei allem den Humor nicht verlieren

Hobbys Lesen, mit der Frau wandern, dem Sohn beim Musizieren zuhören, die Bilder der Tochter anschauen, das Lachen seines Enkels Anton genießen