Wie die Corona-Pandemie Hochzeiten sabotiert

Theresa Wangemann (26) und Hannes Baur (38) müssen schweren Herzens ihren Gästen absagen.
Lustenau „Schweren Herzens müssen wir unsere Hochzeit am 27. März absagen“, so startet der WhatsApp-Text, den die Verlobten Theresa Wagemann und Hannes Baur am gestrigen Sonntag an all‘ ihre Hochzeitsgäste verschicken mussten. „Die momentane Situation lässt ein fröhliches Fest, so wie wir es immer wollten, nicht zu“, schreiben sie.
Die Corona-Pandemie hat nun nicht nur dafür gesorgt, dass Konzerte, Kindertagesstätten, Schulen, der Handel und das öffentliche Leben soweit eingeschränkt wurden, dass eine weitere Ansteckung mit dem Virus eingedämmt werden kann, sondern betrifft nun auch geplante kirchliche Festivitäten wie Taufen und eben Hochzeiten. Die VN berichteten. „Letzte Woche am Montag haben wir uns gedacht, dass das Corona nun auch hier in Österreich ein großes Problem werden könnte. Man hat sich gedacht, hoppla jetzt könnte es für unsere Hochzeit problematisch werden“, haben Theresa und Hannes die bangen Tage zwischen Hoffnung, dass das Fest stattfinden kann und Enttäuschung erlebt. „Die Nachrichten haben sich fast stündlich geändert, was wir natürlich verfolgt haben. Am Mittwoch haben wir gedacht, jetzt ist es vorbei“, berichtet der 38-jährige Lustenauer im WhatsApp-Video-Interview. „Aber die Gastgeschenke sind gebastelt, stehen im Keller bereit“, erzählt eine sichtlich enttäuschte Theresa, die die Hochzeitsfeierlichkeiten im Vorfeld mit viel Liebe perfekt organisiert hatte. „Vor zwei Wochen, am 27. Februar, habe ich auf Instagram noch voller Vorfreude ein Foto gepostet, dass in einem Monat die Hochzeit ist!“, erzählt sie. „Wir haben für das Fest alles organisiert, Theresa hat viel gemacht“, wertschätzt Hannes ihr Organisationstalent. „Letzten Dienstag und Mittwoch haben wir noch die Gästeliste in die Hand genommen, wie man vielleicht unter die 100 Personen kommen könnte. Ein Wechselbad der Gefühle zwischen Hoffen und Realisieren“, berichtet Theresa. Zehn Monate Vorfreude und Vorbereitungen sind nun „futsch“, „was schwer zu verdauen ist. Es sind auch Tränen geflossen.“
„Meinen Anzug habe ich am Freitag vor einer Woche beim Brautausstatter abgeholt. Hoffentlich passe ich da in einem halben Jahr noch rein“, sagt Hannes schon wieder mit einem Schmunzeln im Gesicht. Und auch Theresa hatte am Mittwoch die letzte Anprobe ihres Brautkleids – drei Stunden vor der Pressekonferenz des Krisenstabs der Regierung.
Ihren Ring hat Theresa noch beim Juwelier, weil er geändert werden musste. Die beiden haben auch mit dem Standesamt für einen möglichen kurzfristigen Termin in Lustenau telefoniert: „Wenn das Standesamt Ja sagt, bekommen wir am Montag im Laufe des Tages einen Anruf. Dann gehen wir nur zu zweit hin. Wir wollen diesen Schritt gemacht haben, es ist uns sehr wichtig“, hofft Hannes auf eine spontane standesamtliche Heirat und fügt an: „Für das Hochzeitsessen gibt es dann Bratwürste zuhause!“
Keine andere Möglichkeit
„Im Hotel Martinspark in Dornbirn haben sie am Mittwoch noch voller Zuversicht gemeint, man sperre nicht zu, warte die Pressekonferenz des Kanzlers ab. Doch jetzt gab es keine andere Möglichkeit. Ein Fest mit 110 Gästen lässt sich nirgends „ausgelassen feiern“ so wie die beiden es gewollt hätten. „Möglichst schnell werden wir mit dem Hotel telefonieren, sehen wie wir weiter verfahren und versuchen einen Ausweichtermin zu finden. Das Hotel ist natürlich weiterhin unser Favorit“, sagt Hannes. Den neuen Termin setzen sie für den Herbst an, „Ende September oder Anfang Oktober wäre gut. Wir müssen komplett neu planen, werden die selben Leute wie Band, Pfarrer wieder ansprechen und hoffen auf ein zeitliches Entgegenkommen“, blickt Hannes zuversichtlich in die Zukunft.
Jetzt heißt es für das Paar auch, die Kinderbetreuung für die dreieinhalbjährige Marie irgendwie zu stemmen, da beide berufstätig sind.