Coronavirus-Krise sorgt für Unsicherheit auf Vorarlbergs Baustellen

Manche bauen weiter, andere haben aufgehört. Im Bausektor weiß noch niemand so recht, wie er mit der Situation umgehen soll.
Schwarzach Spielplätze machen dicht, Sportplätze dürfen nicht mehr betreten werden, man darf sich nicht mehr in Gruppen treffen, ein Meter gilt als vorgeschriebener Mindestabstand. Betriebe müssen ihren Mitarbeitern diesen Mindestabstand garantieren. Grundsätzlich bleibt Arbeiten aber erlaubt, wenn nicht sogar erwünscht. Auf manchen Baustellen des Landes herrscht deshalb auch am Montag Hochbetrieb. Auf anderen nicht. Niemand weiß so wirklich, wie es weitergeht.
In der Baubranche ist man momentan dran, bundeseinheitliche Regeln zu schaffen, berichtet Innungsmeister Peter Keckeis. Eigentlich stehe dem Bau nichts entgegen. Die Abstände zwischen den Mitarbeitern können eingehalten werden, wenn es sich nicht um Großbaustellen mit verschiedenen Gewerken handle. Und auch der Materialnachschub funktioniere. Aber wenn Mitarbeiter aufeinandertreffen, müsse man improvisieren. Die Vorarlberger Betriebe gehen unterschiedlich damit um. Manche versuchen, den Betrieb aufrecht zu erhalten, andere stellen ihn ein. Manche erwägen Kurzarbeit.
Rhomberg Bau möchte mit gutem Beispiel vorangehen. Hubert Rhomberg, CEO der Rhomberg Group, betont: „Wir werden schrittweise die Baustellen zurückfahren, um die Gesundheit unserer Mitarbeitenden sowie unserer Kunden zu gewährleisten.“ Was das bedeutet, werde individuell mit den Kunden besprochen. Rubert Grienberger, Geschäftsführer von Rhomberg Bau, ergänzt: „Wir wollen nicht das ausreizen, was gerade noch maximal erlaubt ist. Sondern wir tun das, was ganz im Sinne der Maßnahmen ist, um die Kurve so schnell wie möglich abzuflachen.“ Hubert Rhomberg ist überzeugt: „Um unsere Kunden und Partner, uns und unsere Liebsten zu schützen, sowie einen Beitrag zur Eindämmung der weiteren Ausbreitung zu leisten, unterstützen wir vollumfänglich die Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung.“
Bei i+R versucht man hingegen, den Betrieb aufrecht zu erhalten und ein wenig Normalität zu schaffen, erklärt Joachim Alge. Und Reinhard Schertler ergänzt: „Die Mitarbeiter in der Unternehmenszentrale, in den Produktionsstätten, bei Huppenkothen und auf den Baustellen sind gefasst und arbeiten so normal als möglich. Ein Teil der Verwaltung, der Projektleiter und der Bauleiter sind im Homeoffice.“ Es sei nicht absehbar, wie lange dieser Betrieb so aufrecht erhalten werden könne, da das auch von Subunternehmern und Lieferanten abhängt, erläutern die Firmenchefs. Alge betont: „Wir sind guten Mutes, unsere Mitarbeiter nach einer eventuellen Reduktion der Tätigkeit wieder in Vollarbeit zu bringen.“
Guntram Jäger, Geschäftsführer von Jäger Bau, berichtet: „Die Stimmung ist verständlicherweise nicht gut.“ Die Arbeiten auf allen Baustellen sind vorerst bis kommenden Dienstag eingestellt. „Somit ist der Betrieb quasi für eine Woche geschlossen. Im Büro ist ein Notbetrieb eingerichtet“, fährt Guntram Jäger fort. „Rein theoretisch könnten wir arbeiten. Wir stehen aber vor dem Problem, dass zwischen den Arbeitern ein Mindestabstand von einem Meter sichergestellt werden muss.“ Derzeit bespreche man mit den Geschäftspartnern die weitere Vorgangsweise.
Einer dieser Geschäftspartner ist der Autobahnbetreiber Asfinag. Sie gab am Montag bekannt, alle Bauarbeiten einzustellen, die nicht unmittelbar für die Aufrechterhaltung des Verkehrsflusses notwendig sind. Das betrifft auch die Baustellen im Land, wie die Anschlussstelle Bludenz-Bürs. Bei den ÖBB berate man gerade, wie es mit den Baustellen weitergeht. „Derzeit können wir noch keine weitere Einschätzung abgeben“, sagt ÖBB-Sprecher Christoph Gasser-Mair.
Manche Unternehmen, die ihrerseits bauen lassen, wissen auch nicht so recht, wie es weitergeht. Richard Erne, Vorstand der Raiffeisen Feldkirch, berichtet über den Bau der neuen Zentrale in Altenstadt. “Laut unserem Bauleiter sind heute ein paar wenige Handwerker auf die Baustelle gekommen und arbeiten weiter.” Andere hätten niemanden mehr geschickt. Lehrlinge und Leasingarbeiter seien jedenfalls keine mehr auf der Baustelle. Man überlasse den Baufirmen, ob sie weiterarbeiten oder nicht. “Auf jeden Fall haben wir Verständnis, wenn sie die Bauarbeiten einstellen”, erklärt Erne.
Und was sagt der Experte? „Auf Baustellen sollte es im Prinzip kein Problem sein. Die Leute dürfen nicht zu nah zusammenstehen“, betont Virologe Armin Fidler.
Ein Baugerüst ist in der Regel 60 bis 80 Zentimeter breit. Hillmar Müller, der die Stelle als Geschäftsführer der Bauinnung erst vor zwei Wochen antrat, ist über aktuelle Entwicklungen ständig informiert. Trotzdem, sagt Müller, „ist derzeit alles ein bisschen schwierig“.
Andreas Scalet, Michael Prock, Gernot Schweigkofler