Das Markttreiben kann wieder beginnen

Vorarlberg / 17.04.2020 • 21:00 Uhr
Das Markttreiben kann wieder beginnen
Ab kommender Woche kann nicht nur am Stand vor dem Baywa in Lauterach wieder eingekauft werden. VN/PAULITSCH

“Das war längst überfällig”, sagt Biolandwirt Michael Heinzle.

Dornbirn, Koblach Die Erleichterung bei Michael Heinzle und seiner Frau Katharina ist groß. “Bis Freitagmittag haben wir geglaubt, dass wir unsere Produktion zu 90 Prozent kompostieren müssen. Wir haben zwar probiert, über soziale Netzwerke, Bekanntschaften oder Inserate auf uns aufmerksam zu machen, aber was auf einem Markt geht, das kann man so niemals wettmachen”, schildert der Biolandwirt aus Koblach. In ihrem „Garten Ponten 42“ produzieren die Heinzles Jungpflanzen und saisonales Gemüse, die sie auf diversen Jungpflanzenmärkten und auf Wochenmärkten verkaufen. 

Mit dem “Lockdown” Mitte März wurden in Vorarlberg allerdings alle Märkte bis auf Weiteres abgesagt. Vor knapp zwei Wochen präsentierten das Landwirtschafts- und das Innenministerium zwar zehn Verhaltensregeln, damit Bauern- und Wochenmärkte weiterhin offen bleiben können. Doch in Vorarlberg blieb man dabei: Vorerst keine Märkte. „Märkte sind Treffpunkte in den Ortszentren und deshalb eine besondere Gefahrenzone zur Verbreitung des Coronavirus“, argumentierte die Dornbirner Bürgermeisterin und Vizepräsidentin des Vorarlberger Gemeindeverbands, Andrea Kaufmann. Wichtige Hygienemaßnahmen, aber auch der Mindestabstand von einem Meter könnten auf Märkten nicht eingehalten werden. Anders als in Geschäften sei es auch schwierig, im Freien Eingangsbeschränkungen zu kontrollieren, sagte sie.

Seit Freitag sieht die Welt wieder anders aus. Nach einem Rundruf unter allen Städten und Gemeinden wurde entschieden, dass “dort, wo es gut machbar ist und die Sicherheitsvorschriften einhaltbar sind” (Kaufmann), wieder Produkte an den Ständen feilgeboten werden können. Zugewartet habe man auch deshalb, weil letzten Freitag ein Schreiben des Innenministers, des Gesundheitsministers und des Österreichischen Gemeindebundes eingetroffen sei mit dem dringenden Appell, die Märkte möglichst geschlossen zu halten. “Die Öffnung hat nicht überall funktioniert. Wir wollten vor allem die erste Woche der Geschäftsöffnung abwarten, um zu schauen, wie sich das einspielt”, ergänzt Kaufmann.

“Neue Normalität”

In Bregenz beispielsweise beginnt das Markttreiben auf dem Kornmarktplatz am kommenden Dienstag. Auch die Bauern- und Samstags­märk­te soll es ab dann wieder geben. Die Stadt Feldkirch will mit dem Wochenmarkt und dem Setzlingsmarkt am Samstag (25. April) ebenfalls einen “weiteren vorsichtigen Schritt in Richtung ,neue Normalität’“ setzen. In Dornbirn wartet man indes noch bis Ende April/Anfang Mai ab. “Wir tun uns etwas schwerer, den Marktplatz einzugrenzen”, erläutert die Bürgermeisterin.

Für Michael Heinzle ist die Öffnung längst überfällig. “Es ist einfach nicht zu vertreten gewesen, dass überall in Österreich die Märkte offen sind, nur in Vorarlberg nicht, und es gibt auch keine haltbaren Argumente, dass die Ansteckungsgefahr auf einem Wochenmarkt größer sein soll als im Supermarkt”, unterstreicht er.