Angela und ihre “Schwätzle” mit isolierten Menschen

Angela Zotz (59) freut sich über ein telefonisches “Schwätzle” mit Menschen, die wegen Corona isoliert sind. “Die Gespräche sind auch für mich eine Bereicherung”, sagt die Sozialpatin.
Dalaas Das Coronavirus hat den Alltag vieler Menschen auf den Kopf gestellt. Nicht wenige sind jetzt einsam und isoliert. Genau für diese Menschen hat die Caritas das Projekt “Zemmalüta” ins Leben gerufen. Im Zuge dieser Aktion nehmen Freiwillige, aber auch Sozialpatinnen der Pfarrcaritas und Hospizbegleiterinnen auf Anfrage telefonisch Kontakt mit Interessierten auf und stellen sich als verständnisvolle Gesprächspartner zur Verfügung.
“Ich freue mich auf den Anruf von Veronika. Die Gespräche sind für uns beide eine Bereicherung.”
Angela Zotz, Caritas-Sozialpatin
Veronika (65), die alleinstehend ist und ihre Wohnung seit Wochen nicht mehr verlassen hat, weil sie einer Risikogruppe angehört, nutzt dieses Angebot seit vier Wochen. Denn: “Es tut gut, wenn in dieser einsamen Zeit das Telefon manchmal klingelt und jemand aufrichtig fragt, wie es einem geht.” Am anderen Ende der Leitung ist die Caritas-Sozialpatin Angela Zotz (59). “Wir reden über alles: über die aktuelle Situation, übers Reisen und Kochen und über unsere Hobbys.” Oft dauert das Gespräch bis zu einer Stunde. Angela freut sich jede Woche auf den Anruf von Veronika. Denn: “Sie ist eine ganz liebe Frau. Die Gespräche sind für uns beide eine Bereicherung.”
Soziales Engagement gehört seit vielen Jahren ganz selbstverständlich zum Leben von Angela Zotz. Ihr ist es ein Herzensanliegen, Menschen zu helfen, denen es nicht gut geht. Denn: “Ich weiß, wie man sich fühlt, wenn es einem nicht gutgeht. Mir ging es als Kind schlecht.” Als sie sieben Jahre alt war, zog die gebürtige Kärntnerin mit ihrer Mutter ins Klostertal, nach Wald am Arlberg. “Ich kam mir wie eine Ausländerin vor. Ich verstand den Dialekt nicht. Es war für mich eine schwierige Zeit.”
Dem Wunder der Geburt beigewohnt
Angela wäre liebend gerne Hebamme geworden. “Wir hatten eine Landwirtschaft. Jedes Mal, wenn ein Kalb zur Welt kam, war ich fasziniert”, weiß sie, woher ihr Berufswunsch kam. Mit 19 Jahren lernte sie aber ihren zukünftigen Mann Gernot kennen, einen Eisenbahner und Nebenerwerbsbauern aus Dalaas. “Wir haben geheiratet. Innerhalb von vier Jahren kamen dann unsere drei Kinder.” Dass sie ihren Traumberuf nicht erlernte, hat sie nie bereut. Das Leben als Bergbäuerin, Mutter und Ehefrau erfüllte sie. Dem Wunder der Geburt wohnte sie als Landwirtin oft bei. “Im Lauf von 40 Jahren habe ich sicher 100 Kälbchen geholfen, das Licht der Welt zu erblicken.”
Das Leben der 59-Jährigen war bisher immer so ausgefüllt, “dass ich Langeweile nicht kenne”. Als ihre Schwiegereltern alt beziehungsweise krank wurden, betreute sie Angela. Um ihre kranke Schwiegermutter kümmerte sie sich zehn Jahre. In dieser Zeit trat Angela der Hospizbewegung bei. “Ich befasste mich damals intensiv mit dem Tod und wollte mir auch Tipps holen für die Begleitung meiner Schwiegermutter.” Nach deren Tod wurde Angela zum ersten Mal Großmutter. In den folgenden Jahren standen die Enkel im Mittelpunkt ihres Lebens.
Sechs somalische Flüchtlinge begleitet
Als diese aus dem Gröbsten heraus waren, dachte sie sich: “Jetzt habe ich Zeit. Jetzt möchte ich etwas für die Allgemeinheit tun.” In der Folge ließ sie sich zur Sozialpatin ausbilden. Als solche begleitet sie Menschen, die Unterstützung brauchen. “Seit zehn Monaten habe ich einen besonders schönen Einsatz. Ich betreue eine ältere Frau, besuche sie regelmäßig und gehe mit ihr ins Café.” Jetzt, in der Coronazeit, geht das natürlich nicht, aber sie telefonieren regelmäßig miteinander.
Engagement zeigte die Dalaaserin auch während der Flüchtlingskrise. “Ich habe dem Bürgermeister gesagt, dass ich da bin, wenn er im Dorf Unterstützung braucht.” Der Gemeindechef konnte auf sie zählen. “Eineinhalb Jahre lang habe ich sechs Somalis Deutschunterricht gegeben.” Ihre Einsätze blieben nicht unbelohnt. “Ich bin heute ein viel zufriedenerer und dankbarerer Mensch als früher.”
Angela Zotz
geboren 9. Jänner 1961 in Klagenfurt
Wohnort Dalaas
Familie verheiratet, drei Kinder, fünf Enkel
Hobbys Nähen, Stricken, Reisen, Lesen