Heftige Kritik an Schöbi-Finks Schulplänen

Pflichtschullehrervertretung und Neos orten Qualitätsverlust im heimischen Schulwesen
Bregenz Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (59) hat gemeinsam mit der Bildungsdirektion Vorarlberg eine Strategie zur Bekämpfung des Lehrermangels im Land vorgestellt – die VN berichteten exklusiv. Die Schulen sollen künftig auf zwei Prozent ihres bisherigen Stundenkontingents verzichten, Schulleiter und Lehrer sollen von administrativer Arbeit entlastet werden und mehr Zeit beim Unterrichten verbringen können.
Mit ihrem Plan stößt Schöbi-Fink auf heftige Kritik. “Das Telefon hat bei mir bis in den späten Abend hinein geläutet. Direktorinnen und Direktoren überlegten sogar zurückzutreten. Viele schrieben an die Bildungsdirekton und an die Landesregierung Briefe der Entrüstung”, berichtet Lehrerpersonalvertreter Willi Witzemann (60).
Strikte Ablehnung
“Wir lehnen jede Sparmaßnahme in der Bildung ab”, sagt Witzemann. Vorarlberg brauche vielmehr zusätzliche Mittel, besonders für Schulen mit besonderen Herausforderungen. Auch das Auslagern der Administration an die Gemeinden funktioniere bei Kleinschulen nicht. “Es konnte kein Konzept für die administrative Entlastung der Schulen vorgelegt werden”, so Witzemann weiter. Verärgert zeigt sich der Lehrervertreter auch darüber, dass Schöbi-Fink den Rechnungshof als Argument für die Sparmaßnahmen anführte. “Zusätzliche Mittel des Landes sind einzig und allein eine politische Entscheidung.”
“Für die administrative Entlastung der Schulen wurde kein Konzept vorgelegt.”
Willi Witzemann, Pflichtschullehrervertreter
Neos-Chefin “entsetzt”
Ins selbe Horn stößt Pflichtschulgewerkschafter Gerhard Unterkofler (61). “Es ist unfair, dass nun sogar der Lehrermangel für Sparmaßnahmen herhalten muss”, kritisiert Unterkofler. Die Kürzungen würden Abstriche beim wertvollen Teamteaching an den Volksschulen bedeuten, Förderprogramme und die Inklusion würden an allen Pflichtschulen darunter leiden.
“Schockiert” und “entsetzt” zeigt sich Neos-Klubfrau und Bildungssprecherin Sabine Scheffknecht (40) über die Pläne der Schullandesrätin. “Anstatt endlich gemeinsam nachhaltige und sinnvolle Lösungen zu erarbeiten, versucht die Landesregierung durch diesen rechnerischen Taschenspielertrick den Lehrermangel auf dem Papier kleinzurechnen. Das ist ein unwürdiges Schauspiel”, wettert Scheffknecht.
Die heftige Kritik hat Barbara Schöbi-Fink veranlasst, ihre Pläne zu korrigieren bzw. zu verschieben. Die geplante Umstrukturierung der Verwaltung an den einzelnen Schulen unter stärkerer Einbeziehung der Kommunen soll erst in einem Jahr in Angriff genommen werden, die ursprünglich Stundenkürzungen im Ausmaß von vier Prozent wurden auf zwei Prozent herabgesetzt.