Betroffenheit nach TBC-Verdacht

Bangen um 300 Rinder am Großhof der Familie Allgäuer in Feldkirch.
Feldkirch Der Allgäuerhof in Feldkirch ist einer der größten landwirtschaftlichen Betriebe im Land. Produziert wird dort von Milch, Milchprodukten über Fleisch und Gemüse fast alles, was die Landwirtschaft im Land zu bieten hat. Auch Futtermittel gehören zur Produktpalette.
Vorläufig gesperrt
Der Betrieb, der von den zwei Söhnen des Feldkircher FPÖ-Bürgermeisterkandidaten Daniel Allgäuer (55) geführt wird, versorgt renommierte Feldkircher Gastronomiebetriebe mit Fleisch und anderen Lebensmitteln. Laut Auskunft von Sebastian Allgäuer (30) befinden sich am Hof 300 Stück Vieh.
Bis vergangene Woche war die Welt am Allgäuer-Hof noch in Ordnung. Dann kam die Hiobsbotschaft. Bei einem Schlachtrind gab es einen positiven TBC-Test. Der Bestand musste vorläufig gesperrt werden. Zumindest zwei weitere große Landwirtschaftsbetriebe, mit deren Tieren das geschlachtete Rind Kontakt hatte, müssen nun ebenfalls überprüft werden.
Zuerst negativ getestet
Verständlicherweise sind die Hofeigentümer geschockt. „Man kann sich den Schaden vorstellen, der uns droht. Aber wir müssen jetzt einfach abwarten. Die Testergebnisse sollten am Montag vorliegen“, sagt Daniel Allgäuer, der den Betrieb von seinen Eltern übernommen hatte und ihn 2014 an seine Söhne weitergab.
Fest steht, dass die Tiere des Hofes im Sommer auf der Alpe Stuben waren. „Das geschlachtete Tier wurde im November schon einmal getestet – Ergebnis negativ. Umso ratloser macht uns jetzt dieses Testergebnis“, erzählt Sebastian Allgäuer. Die Alpe Stuben befindet sich in Nachbarschaft zu den Alpen Albona und Nenzigast, wo sich in den vergangenen Jahren bereits mehrere Rinder mit dem TBC-Erreger infizierten.
Sebastian Allgäuer versucht optimistisch zu bleiben. „Wir hatten das geschlachtete Tier mit dem positiven Test nicht im Haupt-, sondern in einem Nebengebäude untergebracht.“ Die negativen Tests vom November geben ihm Hoffnung, dass es am Ende doch nicht zum Ärgsten kommt. Schlimm genug ist die Situation ohnehin schon. Der Betrieb ist gesperrt, die Alpsaison fängt bald an. Die Zukunft des Hofes ist zumindest bis am Montag völlig ungewiss.
Dramatisch zugespitzt
Die TBC-Situation in Vorarlberg hatte sich im vergangenen Jahr nach einiger Zeit relativer Ruhe dramatisch zugespitzt. So mussten im Dezember 2019 allein auf einem Hof bei Bludenz alle 81 Tiere getötet werden. Nicht anders erging es im September einem Nüziger Landwirt. Er verlor 54 Rinder im Zusammenhang mit der Rinder-TBC. Das Land sah sich genötigt, mit Vertretern von Landwirtschaft, Jägerschaft und Behörden ein neues Maßnahmenpaket zu erarbeiten. Experten glauben, dass die Ansteckung von Nutztieren vor allem im Sommer durch den Kontakt von Vieh mit Rotwild auf den Alpen passiert.
Regulierungsgatter
Unter anderem sieht das Maßnahmenpaket die Verwendung von Regulierungsgattern vor. Das sind umzäunte Flächen, in denen gezielt Rotwildtiere getötet werden. Nach einer solchen Massentötung in einem Tiroler Gatter erhob sich ein Sturm der Entrüstung, der auch die heimischen Jäger erfasste. Sie weigern sich, ähnliches zu tun. Das wiederum stößt den Landwirten sauer auf.
„Man kann sich den Schaden vorstellen, der uns droht. Nun müssen wir abwarten.“
