Buschkrankenhaus von Elisabeth Neier noch coronafrei

Der Russ-Preis-Trägerin geht aber das medizinische Material aus.
Bludenz Mindestens zweimal pro Woche telefonieren Mutter und Tochter über mehr als 4400 Kilometer hinweg. In Coronazeiten sind diese Gespräche für die Neier-Frauen aus Bludenz noch wichtiger geworden. „So weiß ich, wie es meiner Tochter geht, und sie weiß, wie es mir geht“, sagt Elisabeth Neier (90), Mutter von Russ-Preis-Trägerin und Buschärztin Elisabeth Neier (67). Erleichtert ist die betagte, im Dienst der guten Sache aber immer noch sehr aktive Seniorin vor allem darüber, dass das Coronavirus das Krankenhaus Ngaoubela noch verschont hat. Infektionen gebe es hauptsächlich in der Hauptstadt Jaunde.
Teure Beschaffung
Dennoch haben die rigorosen Einschränkungen auch Auswirkungen auf das Spital. Der Vorrat an medizinischem Material wird langsam knapp. Aus Vorarlberg kommt derzeit kein Nachschub. Von den Schwierigkeiten der Beschaffung abgesehen, sind die Produkte in Kamerun sehr teuer. „Fäden, die sie für Operationen benötigt, kosten das Dreifache“, nennt die Mutter ein Beispiel. Es gibt auch keine Schutzkleidung im herkömmlichen Sinn. Benötigte Masken haben Frauen vor Ort für das medizinische Personal genäht. Elisabeth Neier wiederum fungierte als Coronabotschafterin. „Auf einem Radiosender erklärte sie der Bevölkerung, was es mit dem Virus auf sich hat und wie man sich schützen kann“, erzählt Mama Neier, nicht ohne ein bisschen Stolz in der Stimme.
Hängengeblieben in Ngaoubela sind auch zwei Zivildiener und ein Paar aus Österreich. Er ist Arzt, sie Physiotherapeutin. Beide hätten am 25. Mai zurückfliegen sollen. Doch daraus wurde aufgrund der Coronapandemie nichts. Drei Monate hätte ihr Aufenthalt bei Elisabeth Neier ursprünglich dauern sollen. Jetzt haben sie notgedrungen verlängert, was die Wiener aber mit Fassung tragen. „Die beiden meinten, in Ngaoubela könnten sie mehr helfen als anderswo“, berichtet Neier. Ausharren heißt es auch für die beiden Zivildiener. Ein anderer wäre im Juli nach Kamerun geflogen. Ob dieses Engagement zustande kommt, steht ebenfalls noch in den Sternen.
Kein Sommer in der Heimat
Fast schon versandbereit ist ein Container für das Krankenhaus Ngaoubela. Er enthält unter anderem medizinische Geräte aus einer Praxisauflösung, Verbandsmaterial und Rollstühle. „Er sollte bald auf Reisen gehen“, hofft Elisabeth Neier, dass es wenigstens mit diesem Transport klappt. Über den Verein „Entwicklungspartnerschaft für Kamerun“ werden zudem drei Medizinstudenten finanziell unterstützt. Von ihnen hofft die Ärztin, dass sie bleiben. „So lange Elisabeth keine geeignete Nachfolge gefunden hat, geht sie nicht in Pension“, weiß die Mutter, die sich schon auf den nächsten Besuch ihrer Tochter freut. Eigentlich wollte die wieder einmal einen Sommer in Vorarlberg erleben. Das dürfte sich nicht ausgehen, aber: „Vielleicht kann sie im Spätherbst kommen“, gibt sich die Mutter optimistisch.

Spendenkonto
Hypobank Vorarlberg, IBAN AT33 5800 0123 5853 5117