Wie Eckhard Giggerl dem Coronatod von der Schaufel sprang

Vorarlberg / 09.06.2020 • 14:30 Uhr
Wie Eckhard Giggerl dem Coronatod von der Schaufel sprang
Hedwig und Eckhard haben Covid19 die Stirn geboten. Eckhard schwebte in Lebensgefahr. Heute geht es ihm wieder gut. VN/HÄMMERLE

Er wäre fast erstickt. “Eine Krankenschwester hat mir das Leben gerettet.”

Lustenau Eckhard Giggerl sitzt frohgemut am Küchentisch. “Es geht mir gut. Ich kann wieder ohne fremde Hilfe laufen und sogar Autofahren”, sagt der 78-Jährige mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.

Dabei waren die vergangenen Wochen und Monate die schwierigsten in seinem Leben. “Dass ich noch hier sitze, habe ich einer Krankenschwester in Hohenems zu verdanken. Sie erkannte gerade noch rechtzeitig die Dramatik meines Gesundheitszustandes und veranlasste die Verlegung auf die Intensivstation.”

Schmerzen da, Geschmack weg

Aber der Reihe nach. Am Abend des 17. März verspürte Eckhard Giggerl in seiner Lustenauer Wohnung plötzlich starke Schmerzen am ganzen Körper. Er hustete und hatte noch vorher geglaubt, die ihm von Gattin Hedwig servierte Suppe sei versalzen. “Aber das war sie nicht”, sagt seine Gattin. Sie rief die 1450 an. “Nicht weil ich an Corona dachte. Ich wollte nur Informationen, wo ich einen Arzt um diese Zeit erreichen konnte.” Doch die Experten rochen den Braten. Ein Infektionsteam kam zur Lustenauer Wohnung des Ehepaars und brachte Eckhard und Hedwig unter Einhaltung der strengen Sicherheitsauflagen nach Dornbirn ins Krankenhaus.

Beide Corona positiv

Dort erkannten die Ärzte schnell das Problem. “Sie brachten meinen Mann nach Hohenems in die Spezialabteilung. Zu mir kam jemand am Freitag und machte einen Abstrich. Am Sonntag erfuhr ich, dass auch ich positiv war”, erzählt Hedwig.

Während die 85-Jährige keine Symptome zeigte und lediglich zu Hause in Quarantäne bleiben musste, begann für Eckhard in Hohenems ein Kampf um Leben und Tod. Er, der an einer Sprechbehinderung leidet, war kaum mehr zu verstehen. “Ich saß stundenlang am Telefon und übersetzte den Ärzten und Krankenschwestern, was mein Mann mir mit letzter Kraft zuflüsterte. Er bekam kaum mehr Luft.” Ihn besuchen durfte Hedwig ja nicht.

Dramatische Tage

Am Dienstag, den 24. März, wurde es für Eckhard lebensgefährlich. Seine Lungenfunktion war auf 40 Prozent zurückgefallen, auf der Intensivstation kämpften die Ärzte um sein Leben. “Man legte mich auf den Bauch, damit ich besser atmen konnte”, erinnert sich der Pensionist. Wie dramatisch es um ihn stand, bekam er nicht mit, sehr wohl aber seine Frau und die Ärzte. “Wir mussten mit allem rechnen”, sagt Hedwig heute.

Das Schicksal meinte es letztlich gut mit Eckhard Giggerl. Sein Zustand verbesserte sich, bald war die Lebensgefahr gebannt. “Am Dienstag nach Ostern durfte ich wieder nach Hause. Zwar mit Rollator und Katheter, aber immerhin.”

Dank an alle

Allmählich kam der Covid19-Patient wieder zu Kräften und fühlt sich jetzt fast wieder so wie vor der Erkrankung. Wo er und Hedwig das Virus aufgegriffen haben, wissen sie beide nicht. “Wir waren nie weg, sind eigentlich nur einkaufen gegangen. Keine Ahnung, wo diese Ansteckung passierte”, schüttelt Hedwig den Kopf. Doch das Lachen folgt auf den Fuß.

“Wir haben nicht die geringste Ahnung, wo wir uns angesteckt haben könnten.”

Hedwig Giggerl, Pensionistin

“Ein Anliegen ist es uns, allen herzlich zu danken, die uns in dieser schweren Zeit behandelt und betreut haben”, verbeugt sich Eckhard Giggerl vor mehreren guten Geistern. “Das fängt beim medizinischen Personal in Dornbirn und Hohenems an und geht bis zu Frau Dr. Andexlinger, die sich in Lustenau rührend um uns gekümmert hat. Vielen Dank an alle!”