Schwurgericht tagt über Mordversuch mit Messer

Vorarlberg / 18.06.2020 • 14:00 Uhr
Schwurgericht tagt über Mordversuch mit Messer
Der ältere Angeklagte vor Verteidiger Martin Ulmer. ECKERT

Zwei Tage lang geht es um Ehrenbeleidigung und eine Messerattacke in der Bregenzer Innenstadt.

Feldkirch Am 23. August vergangenen Jahres werden Taxilenker gegen vier Uhr morgens auf einen um Hilfe rufenden Mann aufmerksam. Der 45-Jährige ist blutverschmiert, mit nacktem Oberkörper und schleppt sich mit letzter Kraft zum Taxistand hinter der Bregenzer Hypobank. Der Verletzte, der über zwei Promille im Blut hat, kann nur ein Lokal und zwei Namen stammeln, dann wird er von der Rettung übernommen. Der Hintergrund bleibt vorerst unklar.

Streit in Bar

Wie die Ermittlungen zeigen, war das spätere Opfer zuvor in einer Bregenzer Table-Dance-Bar in einen Streit verwickelt. Angeblich gab es Beleidigungen. Jedenfalls suchte der Mann das Weite, zwei Türken im Alter von 45 und 20 Jahren verfolgten ihn. Der Ältere gab dem Jüngeren auf dessen Wunsch ein Messer, mit diesem stach der 20-Jährige schlussendlich auf den stark Betrunkenen ein. Einen Bauchstich räumt der Erstangeklagte beim Schwurgerichtsprozess am Landesgericht Feldkirch ein, allerdings ganz anders, als Staatsanwältin Konstanze Manhart das sieht. Sie sieht einen Mordversuch gegeben, mehrere Stiche gegen ein volltrunkenes Opfer, ein Stich geht in den Bauch. Auch Opferanwalt Stefan Denifl sagt, dass aufgrund des hohen Blutverlustes ein Organversagen drohte. 

„Nie Mordversuch“

„Ich wollte den doch niemals töten, nicht mal verletzen“, beteuert der Erstangeklagte in unbändigem Redefluss. Es sei einfach so passiert, er könne gar nicht sagen wie. Er habe nur Angst machen wollen und habe dann auch nur ganz leicht gestochen. Wenn er töten hätte wollen, hätte er doch mehrfach ins Herz gestochen, oder so, meint er. Sein Kollege, der ihm das Messer aushändigte, schildert das jedoch etwas anders. Der sagt nämlich, dass sein Bekannter recht heftig zugestochen habe. Und zwar so heftig, dass er dachte, er bringe den Kontrahenten um. 

Friedensstifter

Der Zweitangeklagte, der als Beitragstäter zum Mordversuch angeklagt ist, schildert, wie er angeblich immer wieder schlichten wollte. Doch er sei klein und nicht so stark, er habe keine Chance gehabt. Er sei erschrocken, als er das Blut sah und habe den anderen gefragt: „Was hast du da gemacht!“. Wenn man den Angaben der Angeklagten glaubt, waren beide schockiert, besorgt um das Opfer, erschüttert, überrascht und verängstigt. Am zweiten Prozesstag am Freitag werden gerichtsmedizinisches Gutachten sowie Kameraaufzeichnungen erörtert.