Matura 2020 und das Problem der Einordnung

Abschlusszeugnisse als Mix von Klausur und Jahresnote sind noch gewöhnungsbedürftig.
Schwarzach Wie ist die Matura ausgefallen? Diese Frage ist heuer nicht so leicht zu beantworten. Es gibt die Klausurnote als Einzelnote oder mit Kompensationsprüfung, und es gibt die Abschlussnote im Reifeprüfungszeugnis, welche sich aus der Jahresnote und der Klausurleistung zusammensetzt. Insgesamt ist die Matura weniger gut ausgefallen als im letzten Jahr.
Jetzt gibt es ja Wien
Die Zahlen liegen zwar schon vor, werden aber wie ein Staatsgeheimnis gehütet. “Wir haben ein Mail vom Ministerium via Bildungsdirektion erhalten, mit der strikten Anweisung, ja nichts der Öffentlichkeit mitzuteilen. Es herrscht im System Zentralismus wie noch kaum zuvor”, wagt sich Thomas Rothmund (62), Direktor am BORG Götzis mit Kritik aus der Deckung. Noch im Vorjahr war er Landeskoordinator für die Reifeprüfung an der AHS. Das braucht es jetzt nicht mehr. Es gibt ja Wien.
Was Rothmund zur Matura sagt: “Mathematik ist vom Ergebnis her wieder schlechter geworden. Das hat aber auch mit den gestellten Aufgaben von Teil zwei zu tun. Die waren wirklich schwer, und wer in Teil eins nicht schon die notwendigen Punkte erreichte, konnte das mit Aufgabenlösungen von Teil zwei nicht kompensieren.”
“Die Aufgaben von Teil zwei der Mathematik-Klausur waren wirklich schwer.”
Thomas Rothmund, Direktor BORG Götzis
Kompensationsprüfung
Diese Einschätzung teilt auch Freddy Wittwer (43), Leiter der ARGE Mathematik an den Gymnasien. Er gibt ein paar Zahlen preis. “Vor der Kompensationsprüfung lagen nach Auswertung von zwei Dritteln der Klausurarbeiten 21 Prozent Nicht genügend vor. Die Hälfte dieser Schüler schafften aufgrund ihrer Jahresnote letztlich eine positive Note fürs Abschlusszeugnis. Die restlichen zehn Prozent hatten ja noch bei der Kompensationsprüfung ihre Chance.”
Durchschnitt
Von einem durchschnittlichen Ergebnis ohne Ausreißer in die eine oder andere Richtung spricht Johann Scheffknecht (52), Direktor der HAK Lustenau. Was ihn stört, ist der Luxus von Schülern mit zumindest einem Befriedigend im Jahreszeugnis, die Klausurarbeit boykottieren zu können. “Da gehört etwas geändert”, sagt Scheffknecht. Als eine Möglichkeit, solche Farce-Klausurarbeiten zu verhindern, wird immer mehr die Idee artikuliert, eine positive Klausurnote als Bedingung für eine positive Abschlussbewertung zu verlangen.
Weiße Fahne
Den Ausfall der mündlichen Prüfungen bei der heurigen Matura beklagt Sabine Lenz-Johann (52), Direktorin des BG Gallusstraße Bregenz. “Da sind viele Schüler aufgrund der Umstände um die Chance gebracht worden, sich zu präsentieren. Genau das macht ja auch eine richtige Matura aus.” Und die Ergebnisse der Matura am BG Gallusstraße? Lenz-Johann wenig konkret: “Soweit alles okay.”
Mehr als okay ist das Ergebnis der Maturantinnen an der Privatschule Riedenburg in Bregenz. “Bei uns sind in den zwei Maturaklassen alle 40 Schülerinnen positiv geblieben. Wir dürfen die weiße Fahne hissen”, freut sich Direktor Gebhard Hinteregger (64) über die letzte Reifeprüfung an der Schule vor seiner Pensionierung.