Johannes Huber

Kommentar

Johannes Huber

CoV-Idioten

Vorarlberg / 11.07.2020 • 06:30 Uhr

Zu viele Menschen sind leichtsinnig und verantwortungslos. Gegenüber sich selbst und ihren Mitmenschen: Mitten in der Coronakrise drängeln sie durch Supermärkte und feiern Partys, ohne eine Maske zu tragen, geschweige denn Abstand zu halten. Ja, man könnte von CoV-Idioten reden. Das Schicksal wird herausgefordert. Und damit zwangsläufig auch wieder eine Politik, die hart durchgreift mit Verboten und Sanktionen, die gesetzlich zwar nicht gedeckt sind, aber halt vollzogen werden. Damit ausbleibt, was Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Frühjahr erklärt hat: dass bald jeder jemanden kennt, der an Corona verstorben ist.
Doch halt: Vielleicht ist diese Sorglosigkeit anerzogen. Durch die Panikmache bis Ostern, der keine Erklärungen folgten, sondern einfach nur Lockerungen. Oder dadurch, dass die Maskenpflicht ebenso plötzlich abgeschafft wurde, wie sie eingeführt worden war. Oder dadurch, dass bis heute keine breite Aufklärung zum bestmöglichen Umgang mit Masken und vielen anderen Dingen stattgefunden hat. Ja, dass allenfalls nur in den Köpfen, aber eben noch lange nicht im Bewusstsein der Masse angekommen ist, wie wichtig es ist, im Alltag sorgsam miteinander umzugehen, nicht zu drängeln, beim Reden einen etwas größeren Abstand zu halten etc.

„Vielleicht ist die Sorglosigkeit anerzogen. Durch Panikmache, der keine Erklärungen folgten, sondern einfach nur Lockerungen.“

Kampagnen reichen nicht

Irgendwann im Frühjahr hatte es vage Ansätze gegeben. Mit den „Hände waschen“- und „Babyelefanten“-Kampagnen. Viel mehr wäre jedoch nötig: An Schulen, im Fernsehen und überall, wo es möglich ist, sollte permanent „Virenkunde“ stattfinden. Damit (wir) Laien eine Ahnung davon bekommen, wie gefährlich sie sein könnten und wie man am besten damit umgeht, ohne verrückt zu werden.

Man kann nur mutmaßen, warum es das nicht gibt: In Österreich erhebt die Politik traditionell den Anspruch, sich um alles zu kümmern und sämtliche Lebensbereiche zu durchringen. In der Pandemie ist das verhängnisvoll: Da tun Regierungsmitglieder so, als wären sie Universalgelehrte und lassen Virologen, Soziologen und Psychologen, die sehr vieles wesentlich besser erklären könnten, keinen Platz. Es würde der Kurz’schen „Message Control“ zuwiderlaufen, so nützlich sie in den ersten Tage der Krise war, als einfach nur Klartext gefordert war.

Aufklärung ist überfällig

Heute aber darf man sich nicht wundern, dass viele Leute so sorglos durch den Sommer gehen und die Gefahr nicht sehen oder sehen wollen: Es mangelt an Verständnis dafür, dass noch längere Zeit Après-Ski-Orgien und größere Ansammlungen auf kleinem Raum, potenzielle „Superspreading-Events“, schwer bis unmöglich bleiben; dass ein Mund-Nasen-Schutz weiterhin obligatorisch sein sollte; vom Händewaschen gar nicht zu reden. Höchste Zeit für Aufklärung, die weit über eine Kampagne hinausgeht.

Johannes Huber betreibt die Seite dieSubstanz.at – Analysen und Hintergründe zur Politik.