Gestaltungsbeirat von Zwischenwasser als Bauverhinderer

Franz Blümels Baupläne drohen an einer fehlenden Schüttung und dem Gestaltungsbeirat der Gemeinde zu scheitern. Das sorgt für Wirbel.
Zwischenwasser „Ich komme mir vor wie in einer Diktatur“, macht Franz Blümel seinem Ärger Luft: „Mir wird auf meinem Grundstück vorgeschrieben, wie ich mit meinem eigenen Geld zu bauen habe.“ Blümel, er betrieb viele Jahre eine bekannte Imbissstube in Feldkirch-Altenstadt ist sauer, aber auch verzweifelt. Er hat mit seiner Frau Sara ein Grundstück am Siedlungsrand in der Bergparzelle Suldis in Zwischenwasser erworben. Darauf möchte er ein geschindeltes Holzhaus bauen. Ein Architekt machte ihm einen Plan, den er bei der Gemeinde Zwischenwasser bzw. der Baurechtsverwaltung Vorderland einreichte. Blümel erhielt eine Baubewilligung.
Doch dann entdeckte Blümel, dass der Architekt bei der Einreichung einen Fehler gemacht hatte. Im Plan war am Gebäude, das in einen Hang hinein gebaut wird, zur Rückseite hin aufgeschüttet worden. „Das geht mit einem Holzbau natürlich nicht“, erklärt der Bauherr. Blümel holte einen anderen Architekten an Bord, der korrigierte das und drehte auch die große Garage und den Keller, das wurde gespiegelt. Blümel meldete den Änderungswunsch. „Das war im Nachhinein ein Fehler“, sagt der Feldkircher. Denn jetzt sprach sich der Gestaltungsbeirat gegen die Pläne aus, es seien dann auch weitere Änderungen vorgeschlagen worden.
Für Blümel völlig unverständlich. Vonseiten der Baurechtsverwaltung Vorderland habe man die geänderten Pläne als korrekt und genehmigungsfähig beurteilt. Im Vertrauen darauf hob Blümel auch bereits die Baugrube aus. Denn die Zeit drängt. „Ich habe meine Wohnung und mein Motel in Feldkirch verkauft,am 31. Dezember 2020 muss ich hier ausziehen“, schildert er seine Situation. Die Ablehnung erwischte ihn unvorbereitet. Er sieht dahinter Willkür durch den Gestaltungsbeirat und kritisiert gerade den Bürgermeister von Zwischenwasser, Kilian Tschabrun, scharf: „Der beruft sich auf den Gestaltungsbeirat, dabei sitzt er dort mit drin und hat diese Entscheidung mitbeeinflusst.“ Immerhin ist der Beirat lediglich ein beratendes Gremium. Die Entscheidung liegt bei der Baubehörde, in erster Instanz ist das eben der Bürgermeister. Neben dem Ärger laufen nun auch weitere Kosten auf: So musste er eigens zwei Modelle für den Beirat anfertigen, die kosteten 1600 Euro. Und nun steht er mit einer Baugrube ohne Baubewilligung da.

Der Ex-Gastronom hat sich in Zwischenwasser umgehört und von einigen anderen Bauwerbern erfahren, die ähnliche Probleme haben. „Jeder sagt es ist eine Katastrophe“, schildert er die Rückmeldungen. Und erzählt von einem Bauwerber, der in Dafins entnervt aufgegeben hat und jetzt in einer anderen Gemeinde baut. Oder von Stefan Reinberger, der mit einem anderen gemeinsam ein riesiges Grundstück mit einem Bauernhaus in der Mitte geeerbt hat. „Der Gestaltungsbeirat will, dass wir mitten im geteilten Grundstück wieder ein Gebäude errichten, der Wunsch zwei eigene Häuser auf dem jeweiligen Grundstück zu bauen, wird uns verwehrt“, schildert Reinberger sein Problem mit dem Beirat.
Bürgermeister soll genehmigen
Blümel lässt sich das nicht gefallen, er hat zukünftige Nachbarn um Unterschriften als Unterstützung gebeten. Zudem war er in der Gemeindevertretungssitzung vergangene Woche, um in der Fragestunde seine Kritik zu äußern. Dort wurde, auf Antrag von Vizebürgermeister Daniel Bösch, das Thema kurzerhand auf die Tagesordnung gehievt. „Es gibt keine Möglichkeit den Bürgermeister zu zwingen“, erklärte Bösch, formulierte aber einen Antrag „Die Gemeindevertretung möge den Bürgermeister als oberste Bauinstanz per Beschluss zu einer positiven Bescheiderstellung gem. den Planunterlagen vom 21.06.2020 bewegen.“ Bürgermeister Tschabrun verwies in der Sitzung auf die lange Vorgeschichte, es habe einen bewilligten Plan gegeben, plötzlich seien Änderungen aufgetaucht, das Gebäude sei jetzt einen Meter höher. Deshalb wolle man das Ganze ausgesteckt haben.
In Folge gab es teilweise harsche Kritik an der jetzigen Ausgestaltung des Planungsbeirates und das von Mitgliedern der Einrichtung. Hermelinde Rietzler von den Grünen kritisierte, dass im Nachhinein vom Bürgermeister oft Dinge bewilligt würden, das führe die Arbeit teilweise ad absurdum. Leopold Drexel, Liste Jung und Alt, bezeichnete den Zustand als Systemfehler, man sollte sich seiner Meinung nach vor der Bescheiderstellung auf Augenhöhe zusammensetzen. Früher habe zudem der Gestaltungsbeirat jährlich anhand von Beispielen erklärt, was abgelehnt und was angenommen werde. Eugen Keckeis von der Freien Wählerliste erklärt umunwunden die Sitzungen nicht mehr zu besuchen: „Die Planer und der Bürgermeister machen eh was sie wollen“, lautete seine harsche Kritik.
Schlußendlich wurde der Antrag des Vizebürgermeisters mehrheitlich beschlossen, dem Bürgermeister reichten die Stimmen seiner Fraktion sowie von Beiratsmitglied Rietzler letztlich nicht. Tschabrun kritisierte, die kurzfristige Ansetzung. Ob er dem Willen seiner Gemeindevertretung folgen will, bleibt bislang unbeantwortet, der Bürgermeister ist aktuell in Urlaub und wird eine entsprechende VN-Anfrage erst kommende Woche beantworten.