Kein Termin beim Kassenarzt

Patientenanwalt beklagt Zunahme von Wahlarztordinationen.
Feldkirch Zahlreiche Patientenbeschwerden beschäftigten Patientenanwalt Alexander Wolf auch im vergangenen Jahr. Sie kamen, wenn auch hauptsächlich, aber nicht nur aus Krankenhäusern. Im niedergelassenen Bereich stiegen die Fallzahlen sogar an. Für Diskussionsstoff sorgte laut Wolf vor allem der Umstand, dass Kassenärzte ihre Praxis schlossen und als Wahlärzte weitermachten. Das Problem für Patienten: „Sie bekamen bei anderen Kassenärzten keine Termine“, berichtet Wolf von zahlreichen Anrufen. Derzeit betreiben 333 der 650 niedergelassenen Ärzte eine Wahlordination.
Mehr Transparenz im Spital
Seiner Ansicht nach wäre es dringend geboten zu überlegen, inwieweit sie auch für die Gesamtbevölkerung versorgungsrelevant sind. Gehe die Entwicklung nämlich so weiter, müssten Patienten irgendwann froh sein, überhaupt einen Arzt zu finden, der sie ohne vorherige Bezahlung behandelt. Die Folge wäre außerdem ein Ansturm auf die Ambulanzen. Die drei in Vorarlberg geplanten medizinischen Versorgungszentren könnten laut Alexander Wolf durchaus Teil der Problemlösung sein, dann sollten sie aber bald kommen. „Ich erwarte mir, dass sich ÖGK und Ärztekammer des Problems mit Nachdruck annehmen“, schließt er dieses Thema ab.
Auch mit den Wartezeiten in den Spitälern bzw. dem System der Darstellung hat der Patientenanwalt seine liebe Not. Hier fordert er mehr Transparenz dahingehend, dass Patienten auf persönliche Nachfrage informiert werden, auf welcher Position sie sich befinden. „Das ist nicht umgesetzt.“ In der Vergangenheit sei Patienten stattdessen geraten worden, sich bei der Abteilung zu erkundigen, doch eine Auskunft zu erhalten sei nicht möglich gewesen. „Weiß ein Patient konkret, wie lange er noch auf einen Eingriff warten muss, hat er die Möglichkeit, sich nach anderen Optionen umzusehen“, begründet Alexander Wolf seine Forderung nach mehr Durchblick.
Heuer schon mehr Vorsprachen
In diesem Jahr sorgt auch die Coronakrise für Anfragen, allerdings nicht in dem Ausmaß, wie es der Patientenanwalt erwartet hätte, zumal viel über Kollateralschäden wegen eingeschränkter Behandlungsmöglichkeiten diskutiert worden ist. „Wir waren mit solchen Themen konfrontiert, etwa mit Nichtbehandlungen und zu frühen Entlassungen, aber die Einzelfälle müssen objektiv bearbeitet werden“, äußert sich Wolf diplomatisch. Ob die Klientenzahlen noch steigen, vermag er nicht abzuschätzen. „Da spielen verschiedene Faktoren eine Rolle, etwa, ob ein zweite Welle kommt und welche Maßnahmen dann gesetzt werden.“ Doch auch ohne Corona nimmt die Arbeit nicht ab. Heuer verzeichnete die Patientenanwaltschaft bereits 357 Vorsprachen, davon 230 wegen Vorkommnissen im Krankenhaus. Die Beschwerden aus dem niedergelassenen Bereich steigen ebenfalls. Bis 1. Juli gab es schon 31, und zwar wegen behaupteter Schäden. Aus Pflegeheimen kommen nach wie vor sehr wenige Anfragen. 2019 waren es gerade einmal sieben.
Fakten 2019
575 Patienten haben mit unterschiedlichen Themen bei der Patientenanwaltschaft vorgesprochen.
360 Fälle betrafen Krankenanstalten
43 Fälle kamen aus dem niedergelassenen Bereich, seit 2017 eine Steigerung um 75 Prozent
100 Patienten erhielten entweder einen Schadenersatzbetrag oder eine Entschädigung