Asylwerber kehren dem Land den Rücken

Coronakrise: Deutlicher Rückgang an Flüchtlingen. Land hat mittlerweile Reserven bei Unterkunftsplätzen geschaffen
Bregenz Kein Lebensbereich, der nicht von der Coronapandemie betroffen ist: Fünf Jahre nach der großen Fluchtbewegung waren die Asylzahlen im Land zuletzt deutlich rückläufig. Mit der Schließung vieler Grenzübergänge im März sind kaum neue Flüchtlinge ins Land gekommen. So waren zu Beginn des dritten Quartals (Juli) 989 Asylwerber in der Grundversorgung, 21,3 Prozent weniger als zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahrs. Zum Höhepunkt der Flüchtlingskrise Ende 2015 waren es bis zu 3400 Menschen, die in entsprechenden Unterkünften betreut werden mussten. „Wir haben mittlerweile eine Größenordnung erreicht, die gut zu meistern ist“, sagt der zuständige Landesrat Christian Gantner (39, ÖVP). Man habe noch vor der Coronakrise entschieden, bei den Quartieren Reserven bereitzuhalten. So seien derzeit nur rund 80 Prozent der Plätze belegt. Den Verantwortlichen hat dieser Umstand auch bei der ersten Coronawelle in die Hände gespielt. „Wir konnten sehr schnell reagieren, hatten eine lockere Belegung“, so der Landesrat. Bis heute habe es in Vorarlberg keinen positiven Coronafall im Asylbereich gegeben, weder bei Mitarbeitern noch bei Flüchtlingen.
Quartiere im Fokus
Die Vorsorgemaßnahmen waren bisher erfolgreich. Mit einem „Somali-Cluster“ in Tirol vor zwei Wochen sind die Asylquartiere auch in Vorarlberg wieder in den Fokus gerückt. Man sei aktiv auf die entsprechenden Personengruppen zugegangen und habe mögliche Kontakte ins Nachbarbundesland abgeklärt, so Gantner.
Mit der jüngst erfolgten langsamen Rückkehr zur Normalität wird auch wieder ein Anstieg an Asylzahlen erwartet. Das sei schon im August bemerkbar gewesen. „Bis Dezember rechnen wir mit Zahlen auf dem Niveau des Vorjahrs“, so der zuständige Landesrat. Die Entwicklungen seien allerdings schwer vorherzusagen. Ein Szenario wie 2015 wird im Landhaus jedoch ausgeschlossen. „Eine Überraschung wie damals werden wir nicht mehr erleben.“ Mit den Platzreserven in den Quartieren sei Vorarlberg für anstehende Herausforderungen gerüstet.
Derzeit sind es wieder verstärkt Syrer, die ins Land kommen. Auffallend ist der Rückgang bei Jugendlichen und Kindern. So waren zuletzt 387 Flüchtlinge in Pflichtschulen, 2019 waren es noch 577.
