Prozess um Mordversuch: Opfer auf dem Stuhl festgezurrt

Bizarre Details zu dem am Dienstag beginnenden Prozess wegen versuchten Giftmordes.
Feldkirch Von Dienstag bis Donnerstag findet am Landesgericht Feldkirch einer der spektakulärsten Prozesse statt, die bislang vor dem Schwurgericht verhandelt wurden. Eine 51-jährige Niederländerin soll ihrem 82-jährigen Nachbarn, einem pensionierten Bregenzerwälder, zunächst geholfen haben. Nachdem sie dessen Vertrauen gewann, soll sie ihn langsam mit Schmerz-, Beruhigungs- und Schlafmitteln zu ermorden versucht haben. Akribische Vorbereitung der Tat, sagt die Anklagebehörde einerseits. Viele „Fehler“ der mutmaßlichen Täterin andererseits.
Am ersten Tag, Dienstag, wird vormittags zunächst die Angeklagte selbst vernommen. Am Nachmittag sind sieben Zeugen am Wort. Am Mittwoch sind nach vier Zeugen am Nachmittag Arzt, Toxikologin und Gerichtspsychiater Reinhard Haller geplant. „Am Donnerstag wird das Video von der Opfereinvernahme in der Dauer von zweieinhalb Stunden vorgespielt. Mein Mandant kommt nicht mehr persönlich zur Verhandlung, er wurde bereits vor Gericht kontradiktorisch einvernommen“, erklärt Opferanwalt Stefan Denifl. Gegen Mittag sind Schlussplädoyers, nachmittags Geschworenenberatung und Urteil geplant.
Unglaubliche Szenen
Die 17-seitige Anklage beinhaltet Unglaubliches. So – das beweisen selbstangefertigte Handyvideos der Holländerin – existieren Aufnahmen, die das Opfer in einem erheblich eingeschränkten und kaum ansprechbaren Zustand zeigen. Diese Aufnahmen hat die angeblich so besorgte Nachbarin einer Verkäuferin des ADEG-Marktes gezeigt. Die Staatsanwaltschaft vermutet, um deutlich zu machen, wie schlecht es dem Mann bereits gehe. „Nach einem Verkehrsunfall muss ich ihn füttern, aber er will partout nicht ins Krankenhaus“, soll die Angeklagte herumerzählt haben. Das Foto zeigt den 82-Jährigen, mit einem schalähnlichen Stoff, festgezurrt an einem Stuhl. Der Rentner konnte nicht mehr selbst sitzen.
830 Tabletten
Ein halbes Jahr zuvor habe die Frau mit der E-Card des Rentners unter einem Vorwand insgesamt 830 Tabletten besorgt. Die Medikamente gehören alle zu der Gruppe von Angstlösern und Beruhigungsmitteln. Eine aus dem Internet heruntergeladene Patientenverfügung für den Rentner fixiert, dass allein die Niederländerin entscheiden darf, ob dem Rentner künstliche Ernährung zugeführt oder wiederbelebende Maßnahmen getroffen werden. Die Unterschrift des Landwirtes ist zwar auf der Verfügung, doch der betagte Mann kann sich nicht daran erinnern.
Kniffliger Prozess
Die Frau, die bereits 15 Jahre in Vorarlberg lebt, war nach einem Arbeitsunfall 2014 in Invaliditätspension. Die einmalige Versicherungsleistung von über 110.000 Euro verwendete sie für Lebensunterhalt und zum Teil für Glücksspiel. Ob sie dem alten Mann aus finanziellen Gründen nach dem Leben trachtete, wird eine spannende Frage.