Doris Knecht

Kommentar

Doris Knecht

Was du heute kannst besorgen

Vorarlberg / 20.10.2020 • 10:00 Uhr

Weil ich letztes Mal in der Kolumne über das Glück schrieb, wenn etwas glimpflich ausgegangen und nichts Schlimmeres passiert ist: Ich sehe mir gerade die Fotos von der explodierten Schule in Dornbirn an. Auch hier nicht auszudenken, was alles passieren hätte können. Gute Genesung den drei Verletzten im Spital, aber auch: Was für ein unfassbares Glück für jedes Kind, jede Lehrperson, alle Reinigungskräfte, jedes Elternteil, das nicht in dem Gebäude war, als es in die Luft flog, gottlob in einer Wochenend-Nacht.
Gleich noch ein kleines PS zur letzten Kolumne, in der ich über eine Kaputte-Elektrogeräte-Serie jammerte. Denn im Zusammenhang damit wurde der alte Spruch, der aus dem Ländle stammen könnte und sagt, dass man nicht auf morgen verschieben soll, was man heute besorgen kann, auf seine Solidität geprüft. Vom kaputten Kühlschrank montierte ich gleich die Deckplatte ab, um sie auf dem neuen Geschirrspüler anzubringen. Denn merke: Eine „Edelstahlblende“ ist nicht, wie fälschlicherweise angenommen, die „Front“ des Geschirrspülers, sondern die Oberkante der Tür, auf der die Funktionstasten angebracht sind. Das hab ich für Sie gelernt, das müssen Sie jetzt also nicht mehr falsch machen, gern geschehen. Und ja, ich hätte das Gerät umtauschen können, aber es war stark verbilligt gewesen, ich dachte, macht nichts, hat es halt keine schöne Front, irgendwann löse ich das Problem schon. Leider ist ein halbintegriertes Spülgerät ohne Holzplatten-Front eines mit einer viel zu leichten Tür, die, wenn sie nicht jedes Mal festgehalten wird, mit Schwung zuklappt, was mich einige Gläser gekostet hat. Aber dann ging ja der Kühlschrank kaputt, ein kleines, fast schon antikes Ausziehgerät, dessen alte Front, wenigstens das, genau auf den neuen Geschirrspüler passte, der jetzt ordentlich öffnet und bedächtig schließt.

„Also, was du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig auch mal auf in circa zwei Wochen, manchmal nützt es.“

Jedenfalls. Der kaputte Kühlschrank wartete in seiner alten Nische darauf, auf den Mistplatz gebracht zu werden. Ein Zweitgerät, deswegen war derartige Säumigkeit möglich, und so circa nach zehn oder zwölf Tagen wollte ich ihn endlich ins Auto packen, als ich in der Küche wieder dieses merkwürdige Brummen vernahm, das ich ursprünglich dem neuen Geschirrspüler zugeordnet hatte. Der lief aber gerade gar nicht. Ich folgte meinem Ohr und es führte mich direkt zu dem Kühlschrank, der offensichtlich einen erfreulichen Akt der Selbstreparatur durchgemacht hatte. Er kühlt wieder, zwar ohne Holzfront, aber das stört in dem Fall nicht, ich habe ihm eine Ziehlasche aus dem Ziegenleder von meinem Freund Karl gebastelt. Also, was du heute kannst besorgen, das verschiebe ruhig auch mal auf in circa zwei Wochen, manchmal nützt es.

Doris Knecht ist Kolumnistin und Schriftstellerin. Sie lebt mit ihrer Familie in Wien und im Waldviertel.