Wälder Tourismus stemmt sich gegen Krise

Insgesamt liegt der Sommer 2020 bei Nächtigungen „nur“ noch knapp 16 Prozent unter dem Vorjahresergebnis.
Egg „Die positive Entwicklung bis Mitte September wurde durch die coronabedingten Reiseeinschränkungen für ein doch noch gutes Sommer-Ergebnis sehr gedämpft“, bedauert Geschäftsführerin Herlinde Moosbrugger, denn bis zu diesem Zeitpunkt war der Bregenzerwälder Sommertourismus noch hervorragend unterwegs und drauf und dran, die Nächtigungsausfälle im Mai (minus 96 Prozent) und Juni (minus 62 Prozent) noch stärker abzufedern. Allerdings: „Am 24. September erklärte Deutschland Vorarlberg zum Covid-19-Risikogebiet und warnte vor Reisen nach Vorarlberg. Dies bedeutete, dass in der letzten Septemberwoche viele deutsche Gäste nicht mehr angereist sind.“
Seit Juli im Plus
Nach dem katastrophalen Frühsommer brachte der Juli im Bregenzerwald mit einem Nächtigungsplus von knapp zwei Prozent die Trendwende, die im August noch verstärkt wurde – 6,6 Prozent Zuwachs im nächtigungsstärksten Sommermonat waren ein überaus erfreuliches Ergebnis.
Der September war auf gutem Weg, ein noch deutlicheres Plus zu erzielen – doch die Reisewarnung hat dies vereitelt. Trotzdem: Ein Nächtigungsplus von 3,6 Prozent im September kann sich sehen lassen und war angesichts schwieriger Rahmenbedingungen nicht wirklich zu erwarten. Und noch ein positiver Aspekt fällt auf: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer betrug im September 3,8 Tage – im September 2019 waren dies nur 3,3 Tage.“
Gesamt minus 15,6 Prozent
Nach fünf von sechs Sommermonaten – touristisch endet der Sommer am 31. Oktober – hat die Region Bregenzerwald den Nächtigungsrückgang auf 15,6 Prozent verringert, per Ende August waren es noch 20,2 Prozent.
Im Oktober werden sich wohl die Reisewarnungen und die sich praktisch von Tag zu Tag zuspitzende Situation negativ auswirken, so dass sich der seit Monaten überaus erfreuliche Trend am Ende der Saison nicht fortsetzen dürfte.
Regionale Unterschiede
Im Detail sind die 22 Wälder Gemeinden bisher ganz unterschiedlich durch die Krise gekommen. Per Ende September liegen 19 Gemeinden – zum Teil sehr deutlich – hinter den Nächtigungsergebnissen des Vorjahres zurück. Erster in diesem Negativ-Ranking ist Mellau mit einem Minus von über 20.000 Nächtigungen, das sind über 24 Prozent. Fünfstellige Einbußen mussten auch Bezau (minus 12.800/22 Prozent), Au (minus 11.100/11 Prozent) und Reuthe (minus 11.000/41 Prozent) hinnehmen. Auf die Gewinnerseite haben es in der Sommersaison nur drei Gemeinden geschafft: Warth konnte knapp 7200 Nächtigungen (23 Prozent) zulegen, in Riefensberg lag das Plus bei knapp 4000 Nächtigungen (41 Prozent) und Schröcken erzielte einen Zuwachs von 2100 Nächtigungen, (9 Prozent). Im September konnten zwölf der 22 Gemeinden zulegen.
Trumpfkarte Schweizer Gäste
Insgesamt kann die Region vor allem mit ihren kleinen, überschaubaren Strukturen punkten, auch der vergleichsweise hohe Anteil von Schweizer Gästen war in der Krise hilfreich. Wie sich die bevorstehende Wintersaison entwickeln wird, lässt sich zum heutigen Zeitpunkt nicht prognostizieren.
Helmut Blank „verlängert“
Verschieben wird sich wohl auch die Wachablöse an der Wälder Tourismus-Spitze. Seit Ende Mai 1998 führt Helmut Blank „Bregenzerwald Tourismus GmbH“ und „Destination Bregenzerwald“ und es war geplant, diese Funktionen bei der Jahreshauptversammlung im Herbst dieses Jahres abzugeben. Inzwischen hat Corona dazu geführt, dass diese Hauptversammlung auf 2021 verschoben wurde. „Wir werden zwar einiges im Rundlauf abwickeln, die Nachfolge von Helmut Blank wird jedoch erst „in einer Versammlung mit Menschen geregelt“, so Herlinde Moosbrugger.
Für Helmut Blank kein Problem, zumal sich diese Entwicklung ja seit Wochen abgezeichnet hat. Er nimmt diese nicht geplante Verlängerung seiner Amtszeit gelassen und werde sich eben ein paar Monate länger als Obmann für den Wälder Tourismus, der ihm über Jahrzehnte ein Herzensanliegen war und ist, einsetzen, verriet er im Gespräch mit der VN Heimat. STP
