Illegal die Angel ausgeworfen: Hobbyfischer vor Gericht

27-jähriger zog in der Schonzeit eine Schleie aus dem Wasser.
Feldkirch Eine ganze Weile verhandelt Richter Martin Mitteregger am Landesgericht Feldkirch, denn der 27-jährige rumänische Angeklagte scheint anfangs recht gut Deutsch zu sprechen. Doch die Einvernahme wird immer holpriger, und es ist zumindest theoretisch möglich, dass dies mit mangelnden Sprachkenntnissen zusammenhängt. Der Prozess muss vertagt und ein Dolmetscher beigezogen werden. Für die Zeugen bedeutet das, dass sie nochmals kommen müssen. Doch dann kann Klartext geredet werden über Onlinefischerkartenbestellung, Schonzeiten und andere Anglerdetails.
Schleie in Sack gesteckt
Der 27-Jährige wurde von der Polizei ohne Übersetzer einvernommen, doch vor Gericht gibt er so widersprüchlich Auskunft, dass man einen beiziehen muss. Zumindest das räumt der Mann klar ein: Anfang Juni war er mit 15 Bekannten nachmittags in Hohenems. Er wollte fischen, einfach nur so einmal zum Spaß. Ein regelmäßiger Fischer sei er nicht, gesteht er. Er habe keine Schleie gefangen und getötet, dafür gebe es sogar einen Videobeweis. Die Aufnahme würde zeigen, wie der Fisch her- und dann wieder wegschwimmt. Ein Zeuge will allerdings beobachtet haben, wie der junge Mann die Schleie angelte, danach das Tier in einen Sack steckte und es in Richtung Zelt gebracht habe.
Schonzeit
Schleien sind Süßwasserfische, wie Karpfen leben auch sie am Grund von stehenden oder langsam fließenden Gewässern. Tagsüber verstecken sie sich gerne unter Wasserpflanzen und sind beinahe reglos. Geködert werden sie von Anglern gerne mit Würmern oder Maden. Jedenfalls war im Juni Schonzeit für diese Fischart. Das habe der Rumäne missachtet. Außerdem, so der Vorwurf, habe er keine gültige Fischerkarte besessen. Ein langes Hin- und Her über Fischerkartenonlinebestellung, Datum und andere Details beginnt. Der Fischereiverein bietet die Möglichkeit, übers Internet verschiedene Varianten der Berechtigungskarte zu bestellen.
Begrenzte Zahl
Pro Tag werden maximal zwölf Angelkarten ausgegeben, beim Fischen ist die Tageskarte in Papierform mitzuführen, heißt es im Internet. Bei „hejfish“ kann man sich informieren und sich eine Karte organisieren. „Ist es nicht möglich, dass Sie zuerst eine ganze Weile angelten und erst dann eine Karte bestellt haben, nachdem sie Verdacht schöpften, dass Sie kontrolliert werden?“, hakt der Richter nach. Die Onlinebestellung liegt zeitlich äußerst knapp in der Nähe der Anrufe unter den Fischereiaufsichtspersonen, beziehungsweise den Vereinsmitgliedern des Fischereivereins. Das nächste Mal geht es weiter, dann allerdings ohne echte oder vorgetäuschte Sprachhürden.