Es kamen drei Engel, aber auch die Not

Familie Alibegovic bekam Drillinge, als der Vater seinen Job verlor. „Ma hilft“ ist für sie da.
Bregenz Yanis, Almea und Liam sind zum Fressen. Mit großen Augen schauen sie die Besucher an, greifen dem Papa tapsig ins Gesicht, verzaubern mit ihrem Lächeln. „Sie sind unsere große Freude“, sagen Faruk (53) und Adriana (35) Alibegovic über ihre knapp einjährigen Drillinge und schließen dabei auch ihre siebenjährige Tochte Cataleya mit ein.
Das Leben könnte für die Familie so schön sein. Wenn da nicht diese plötzlich hereingebrochene wirtschaftliche Not wäre. „Uns ging es vorher wirklich gut. Ich hatte einen Job, meine Frau als Bedienstete im LKH Bregenz auch. Wir waren schon Eltern einer Tochter, als meine Frau eigentlich ungeplant wieder schwanger wurde“, beginnt Faruk mit seiner Geschichte. „Als ich erfuhr, dass ich Drillinge bekomme, habe ich zuerst drei Tage geweint. Daraus wurde bald große Freude“, fährt Adriana fort.
Doch dann kam Corona. Faruk, der auch schon selbstständig war und als Leasingarbeiter in einem metallverarbeitenden Betrieb arbeitete, wurde im April gekündigt. „Da sich meine Frau in Karenz befand, erlebten wir uns urplötzlich in einer sehr schwierigen Situation. Wir wussten nicht, wie uns geschah. Ich habe mein Leben lang gearbeitet, meine Frau auch. Und auf einmal reißt es dich so hinein.“ Adriana ist einerseits ja froh, dass Faruk sich im ungemein anstrengenden Alltag mit ihr die Arbeit teilt . „Aber noch lieber wäre mir, er hätte einen Job.“ Das sieht ihr Ehemann ebenso.
Disziplin und Hingabe
Den Alltag meistert die Familie mit sehr viel Disziplin und Hingabe. Dazu trägt auch Cataleya bei. „Wir wollen sie aber nicht überfordern. Sie ist ja selbst noch ein Kind“, sagt Adriana. Cataleya packt von sich aus an. Sie füttert ihre kleinen Geschwister, hält sie in den Armen, herzt sie und steht den Eltern bei, wo immer die ihre Hilfe brauchen können. Sie macht das gerne. Die Hilfe von außen kommt spärlich. „Es ist komplizierter geworden“, sagt Adriana dazu nur.
Die Drillinge brauchen rund um die Uhr Vollbetreuung. Dazu haben die Alibegovics einen genauen Plan erstellt. „Wann wird gegessen, wann gibt’s Vitamine, wann wird geschlafen, wann Fieber gemessen. Wir haben alles genau festgelegt“, erzählt Adriana. Faruk hat die 75 Quadratmeter große Wohnung umgebaut und den Bedürfnissen angepasst.
Adriana möchte unbedingt noch dem medizinischen Personal am LKH Feldkirch und an ihrer Arbeitsstätte am LKH Bregenz danken. „Ich hatte bis zur Geburt der Drillinge eine harte Zeit, musste insgesamt zwei Monate liegen. Ich möchte allen danken, die mich so toll betreut haben.“
Windeln für alle
Unterstützt wird die Familie vom Soforthilfefonds des Kinderdorfs, der von „Ma hilft“-Geldern gespeist wird. „Die Familie erhält ein halbes Jahr Gratis-Windeln“, erklärt Christine Rinner, Bereichsleiterin für das Netzwerk Familie beim Kinderdorf. „Ma hilft“ unterstützt die Familie zusätzlich noch mit Lebensmittelgutscheinen.
„Wir können das gut gebrauchen“, freut sich Adriana. Für Christie Rinner sind die Alibegovics das Musterbeispiel für eine Familie aus der Mittelschicht, die durch unglückliche Umstände urplötzlich ihren bescheidenen Wohlstand verliert und in die Armut gleitet. „Das kann sehr, sehr schnell gehen. Und es passiert immer wieder“, weiß die diplomierte Sozialarbeiterin aus Erfahrung.
Bei den Alibegovics ist die Hoffnung groß, dass sie schon in naher Zukunft wieder Teil dieser Mittelschicht werden.
„Wir wussten gar nicht, wie uns geschah. Auf einmal reißt es dich so hinein.“