Notenzwang statt Hilfestellung: Antigentest das kleinste Ärgernis an der VS Haselstauden

An der Volksschule Haselstauden ist man bereit für den Schulbeginn – ärgert sich aber über das Ministerium.
Dornbirn Auch wenn die Neueröffnung der Volksschule Haselstauden bald genau ein Jahr her ist, vom Normalbetrieb ist man weit entfernt. Im Direktorenzimmer stapeln sich die Antigentests. Am Montagmorgen werden mit ihnen unter dem großen Vordach der Schule die etwa 280 Schüler getestet, bevor der Unterricht beginnt. Jede Klasse an einem eigenen Tisch, jedes der drei Lernquartiere mit eigenem Eingang und Ankunftszeit.
Notenzwang statt emotionaler Begleitung
“Wir begrüßen, dass ab Montag wieder Normalbetrieb herrscht”, erklärt Direktor Jürgen Sprickler (59). Und dies nicht nur, weil längst nicht alle Schüler im Heimunterricht die notwendige Unterstützung erhalten können. Die Volksschule wird immer mehr zum Ort, an dem viele Kinder das soziale Miteinander erlernen. Die sozial-emotionale Förderung der Schüler sei unter diesen Vorgaben kaum möglich, dabei müsse man die Pandemie und die Maßnahmen aufarbeiten. “Da stößt man auf taube Ohren. Ich bin seit fast 40 Jahren in dem Job, ich traue mich schon zu sagen, dass ich weiß, was die Kinder brauchen, und das ist das Miteinander”, ärgert sich der Schuldirektor.

Sinnlos sieht er den trotz der Pandemie anhaltenden Zwang zu Ziffernnoten. Selbst für die Viertklässler wird damit schwierig, wenn sie ins Gymnasium wollen. “Wir sind aufgefordert, milde zu benoten”, betont Sprickler. Dies bedeutet aber auch, dass es sein könne, dass am Ende vom Schuljahr fast jeder Viertklässler Vorarlbergs mit einem Einserzeugnis dastehe, ohne jede Aussagekraft. An der Volksschule wird auch weiterhin jahrgangsübergreifend innerhalb von drei abgetrennten Quartieren unterrichtet, im Rahmen der Möglichkeiten. Das Amphitheater im Erdgeschoss bleibt noch länger verwaist.
Kinder seien dem Selbsttest gewachsen
Die Selbsttests sieht Sprickler nicht kritisch. “Ich sehe es tagtäglich, das ist jedem Kind zuzumuten”, betont er. Eltern müssten auch keine Angst vor einer möglichen Stigmatisierung ihrer Kinder haben. Mit ihrem Klassenlehrer steht den Kindern eine pädagogisch geschulte und vertraute Bezugsperson gegenüber, die der Situation gewachsen sei. “Wir holen die Kinder gut ab”, versichert der Schuldirektor. Es seien bislang nur einzelnen Eltern, die sich dem Test verweigern.
“Wir werden einfach vom Ministerium nicht wertschätzend behandelt”, klagt Sprickler. “Teilweise wissen Eltern vor uns, was Sache ist.” Die Schulautonomie spiele nur noch dann eine Rolle, wenn das Ministerium nicht mehr weiterwisse, alles andere werde ungeachtet der Bedingungen vor Ort diktiert. Die FFP2-Masken fürs Personal habe er nach Wochen selbst gekauft, da keine kamen. Und die Vorlage für die Einverständniserklärung wie auch die ersten Antigentests hatte er im letztmöglichen Moment in der Hand. Er selbst habe da noch Glück, die Schule ist ein Neubau mit kontrollierter Be- und Entlüftung. Und auch wenn im letzten Lockdown zwei Drittel der Schüler anwesend war, gab es bislang nur drei Fälle, die sich außerhalb der Schule infiziert haben.