Hier soll der Nahversorger in St. Anton entstehen

Der Standort des neuen Supermarkts in der Gemeinde St. Anton steht nun fest. Nun sollen drei Architekten Entwürfe für die Bebauung des Grundstücks einreichen.
St. Anton Es ist ein hitziges Thema zwischen ÖVP und der Freien Wählervereinigung „Gemeinsam für St. Anton“. Wo soll der Nahversorger im Ort entstehen? Während die ÖVP das Areal der Montafonerbahn (mbs) für gut befindet, hat die Liste „Gemeinsam für St. Anton“ das 3500 Quadratmeter große, freie Grundstück neben dem Gemeindeamt ins Visier genommen. Zu dieser Debatte hat die Gemeinde auch alle 661 Bürger, die über 14 Jahre alt sind, befragt. Rund 300 Rückmeldungen gab es. Für „Gemeinsam für St. Anton“ ist somit die Standortfrage schon längst geklärt.
Grundstück zu schade?
Schon der Alt-Alt-Bürgermeister Rudolf Lerch brachte das Thema Nahversorger ins Gespräch. Vor gut 25 Jahren wurde das letzte Lebensmittelgeschäft geschlossen. Seitdem müssen die St. Antöner zum nächstgelegenen Supermarkt nach Vandans fahren. Den St. Antönern bleibt nur eine Bäckerei im Ort, die ein etwas erweitertes Sortiment anbietet. Zwischenzeitlich gab es Verhandlungen mit Hofer, die sich aber wieder zerschlugen. Schon damals wurde das Grundstück neben dem Gemeindeamt als Sonderfläche für Handel ausgewiesen. Doch erst 2015 wurde das Thema vom ehemaligen Bürgermeister Raimund Schuler wieder aufgegriffen. 2016/2017 wurde vom Land ein räumliches Entwicklungskonzept (REK) mit Bürgerbeteiligung in Auftrag gegeben. Heraus kam, dass sich die Bürger einen Bankomaten, einen Supermarkt und eine Verkehrsberuhigung wünschten. Mit dem REK sollte die Gemeinde in etwa festlegen, wo und was gebaut werden soll, „und da steht drin, dass da ein Nahversorger hinkommen soll“, sagt Gemeindekassier Peter Vergud.
2017 ist M-Preis an die Gemeinde herangetreten, mit dem Wunsch, auf dem Grundstück, das direkt an der Landstraße liegt, bauen zu wollen. Gespräche hatten stattgefunden, die Verhandlungen hatten bereits begonnen. Da stellte der damalige Vizebürgermeister den Vorvertrag mit den wichtigsten Eckpunkten den Gemeindevertretern vor. Die Meinungen gingen auseinander und schlussendlich war man der Meinung, dass das Grundstück zu schade für ein Supermarkt sei.
Drei Supermärkte sind interessiert
Hier kommt die mbs ins Spiel, denn auf der anderen Straßenseite könnte alternativ auf dem Gelände der mbs ein Supermarkt entstehen. Das Problem: Die Gemeinde hätte kaum Einfluss auf die Pläne und Entscheidungen, da das Grundstück ihr nicht gehört. Ein weiterer ausschlaggebender Punkt, der gegen dieses Areal spricht: Die Gemeinde hätte davon keinen finanziellen Vorteil. Seit 2017 bekommt St. Anton jedes Jahr 50.000 Euro an strukturfördernden Bedarfszuweisungen als Entschädigung dafür, dass es keinen Nahversorger im Ort gibt. Wenn ein Lebensmittelladen aber auf einem gemeindefremden Grundstück wie auf dem Areal der MFB errichtet wird, bekommt die Gemeinde weder die Bedarfszuweisungen noch den Baurechtszins und die Pacht. So würde laut Vergud die Gemeinde jährlich mindestens 50.000 Euro verlieren. Mittlerweile haben auch Spar und Sutterlüty ihr Interesse bekundet. „Jetzt gibt es drei Projekte, aber
keines davon ist stichhaltig und passt“, sagt der Kassier. Er gibt zu, dass die Gemeindewiese zu schade für nur einen Nahversorger sei. Im Obergeschoss sollen deshalb Wohnungen, Praxen oder Büros entstehen, um das Grundstück besser zu nutzen.
Circa 98 Prozent der Bürger wohnen auf der Straßenseite, auf der das Gemeindegrundstück liegt. Nur ein paar einzelne Häuser stehen auf der Straßenseite der mbs. Wenn dort der Supermarkt entstehen sollte, müssten die Bürger immer die viel befahrene Straße überqueren; eine kostspielige Unterführung wäre fast schon unausweichlich.
Diskrepanzen niederlegen
Zusammen mit Lorenz Schmidt, Chef der Landesraumplanungsstelle, dem Landesgestaltungsbeirat und dem Büro stadtland führt man zurzeit eine Quartiersbetrachtung für St. Anton durch. Kostenpunkt: 90.000 Euro, wovon aber die Hälfte vom Land gefördert wird. Betrachtet werden die Entwicklungsmöglichkeiten im Bereich zwischen Kirche und Gasthof Post. Und da kristallisiere sich eben der Standort neben dem Gemeindeamt als idealer Platz für einen Supermarkt heraus, so Vergud. Seit den Wahlen im Herbst hat sich dieser Standort weiter gefestigt, auch weil die Liste „Gemeinsam für St. Anton“ in der Gemeindevertretung nun die Stimmenmehrheit besitzt und die ÖVP in die Oppositionsrolle gewechselt ist. Die Differenzen zwischen den Gemeindevertretern seien seit den letzten Wahlen noch größer geworden. Bürgermeister Helmut Pechhacker möchte deshalb gerne die Gemeindevertreter wieder vereinen und „die Gräben schließen“.
Architekten bereiten Entwürfe vor
In der weiteren Vorgehensweise werden drei Architekten mit dem Projekt Nahversorger beauftragt. Jeder der drei Architekten soll bis zum 23. März einen eigenen Entwurf einreichen, ohne dabei in einem Wettbewerb zueinander zu stehen. Eine Kommission bewertet die drei Entwürfe. Anschließend setzt man sich mit den Architekten zusammen, um aus den drei Entwürfen jeweils die besten Aspekte herauszuziehen, mit denen man dann ein endgültiges Modell erarbeitet. Noch vor Baubeginn, voraussichtlich im Sommer, will die Gemeinde ihre Bürger in einer öffentlichen Veranstaltung mit einbeziehen, um zu erfahren, ob sie auch mit dem Vorhaben einverstanden sind. „Dann gehört das Projekt uns“ und man kann es vergeben, erklärt der Bürgermeister weiter. Der Supermarkt, der der Gemeinde das beste Angebot macht, bekomme den Zuschlag. Eine Tiefgarage sei auf jeden Fall ein Muss. Einige Parkplätze werde es aber auch vor der Tür geben. Nächstes Jahr könnte dann mit dem Bau des Gebäudes begonnen werden. VN-JUN