Von der „Kalten Herberge“ zum Gastro-Klassiker in Bregenz

Geschichte des „Kornmessers“ in Bregenz geht bis ins Jahr 1720 zurück.
Bregenz Das Kornmesser ist die heimliche Hochburg der Bregenzer Faschingsprinzen. Schon 1990 regierte dort Kornmesser-Wirt Ore XXXIV, Johann I. „Joe“ Pirker mit Ihrer Lieblichkeit Burgl. Genau 30 Jahre später, 2020, wurde abermals ein Wirt vom Kornmesser Regent der närrischen Zeit in Bregenz – und das wegen der Coronakrise gleich für zwei Jahre. Thomas (Zwerger) III. und Theresia I.
Los ging es im Jahr 1720
Noch einmal 300 Jahre zurück: 1720, kaufte der Bregenzer Baumeister Franz Anton Beer, der auch das Kloster Mehrerau und das „Lamm“ gebaut hat, von der Stadt Bregenz einen Bauplatz an der Landstraße (Kornmarktstraße), auf dem früher der städtische Kalkofen stand. Beer baute für sich ein Haus „ohne Heulege“ – das hatte sich der Stadtrat ausbedungen –, ein richtiges Stadthaus – das heutige Kornmesser. Das Gebäude wurde freistehend, zweigeschossig, mit hohem Kämpfer und mit zwei Rundbogentoren zur Straße hin erbaut.
„Kalte Herberge“
Das stattliche Wohnhaus diente dann ab dem Ende des 19. Jahrhunderts als Wirtshaus. 1900 kaufte der Lohnkutscher Hasler die „Kalte Herberge“, wie das Haus hieß, vom Hauptzoller Josef Gmeinder. Bis 1847 stand daneben (wo jetzt das Kunsthaus steht) eine Ziegelbrennerei. Johann Nepomuk Rainer, dem die Ziegelbrennerei gehörte, ist dann Schankwirt in dem Haus geworden, das später „Schiff“ geheißen hat (also die „Brigantia“). Nach „Haslers“ Kathrina ist die Weinstube von der Feßler Amalie (1920) übernommen worden und 1950 vom Karl Bregenzer.
Kornmesser ab 1965
1965 zogen die Geschwister Drexel ein, die den Namen „Kornmesser“ gewählt haben, weil hier die Kontrollmänner des Kornmarktes ihr Stüble gehabt haben. Danach gab es mehrere Eigentümer bzw. Pächter, die das Haus mit wechselndem Erfolg führten. Bis zum Verkauf an das Münchner Augustiner Bräu im Jahr 2004 stand das Gasthaus mehrere Jahre leer. Zuvor waren lediglich das Erdgeschoss und Teile des Kellers zur Bewirtschaftung genutzt worden. Der „Hexenkeller“ ist sicher noch einigen in Erinnerung.
Gemäß der neuen Nutzung durch die Münchner Bierbrauer wurde unter Einbeziehung des ersten Obergeschosses mit Terrasse innen eine neue Haupttreppe geschaffen und, um den baubehördlichen Bestimmungen zu entsprechen, eine Außentreppe zur Terrasse angestellt.
Auf Originalität geachtet
Im Inneren konnten der gewölbte Raum im Erdgeschoss und zwei Räume im Obergeschoss mit Stuckdecken aus der Erbauungszeit restauriert werden. Die übrigen Räume wurden im Gesamtzusammenhang mit der historischen Substanz entsprechend sensibel angepasst. Für das straßenseitige Eingangstor konnte eine ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert stammende Türe adaptiert werden. Die Fenster wurden, trotz einer modernen Konstruktion, weitgehend dem historischen Erscheinungsbild gemäß, mit glasteilender Sprossenteilung rekonstruiert. Mit dieser Restaurierung konnte eine würdevolle Außenerscheinung in weitgehender Übereinstimmung mit dem ursprünglichen Bau erreicht werden.
Ein ganz besonderes Loblied verdient aber der Garten mit den Kastanienbäumen; der einzige, von dem aus man auf den See und den „Dampferhafen“ schauen kann. Fst