Viele Gäste, viel Unsicherheit

Die Vorarlberger strömen in die Lokale. Aber: In den Randgebieten sind viele Lokale eher leer, und auch in den Zentren gibt es Herausforderungen.
dornbirn Negativer Covidtest nicht älter als 48 Stunden, zwei Haushalte pro Tisch und zwei Meter Abstand zwischen den Gruppen: Entgegen mancher Befürchtung waren die Gasthäuser und Cafés die vergangenen Tage gut gefüllt. „Es sind mehr, als wir erwartet haben“, bestätigt Johannes Handle vom frisch umgebauten Café 21. Das Besuchsverhalten hat sich jedoch verändert: Die meisten Gäste habe man zum Essen am Mittag und am Abend, der Kaffee untertags rücke in den Hintergrund. „Die Leute gönnen sich wieder etwas“, vermutet der 38-Jährige. Die Laune unter den Gästen sei gut, die Testpflicht funktioniere.

„17 Uhr ist das neue 19 Uhr“, bestätigt Fachgruppenobmann Mike Pansi volle Lokale vor allem in den Zentren. Schwieriger sei die Lage in Talschaften und Randgebieten. Lobenswert sei das Verhalten der Gäste. Nun muss man beobachten, wie es nach dem ersten Hype weitergeht. Einen Schlendrian bei den Regeln dürfe sich keiner einschleichen, warnt Pansi Gäste und Wirte. Dies wäre gefährlich. Wenn die Gäste ausbleiben, könnte es passieren, dass in den Talschaften Lokale wieder schließen, während in den Städten weitere öffnen.
Neustart mit Herausforderungen
Wenige Meter vom 21 entfernt im Stadtmarkt wird das Café Galerie mit diesem Montag wieder öffnen. Manuela Greber (53) erwartet vor allem viel Erklärungsbedarf für die Kaufhausbesucher: „Vier Freundinnen dürfen gemeinsam ohne Abstand einkaufen, aber nicht an einem Tisch sitzen. Und die Schülerin kann den Test von der Schule nicht nutzen, um schnell etwas mit ihrer Mutter zu essen“, zeigt die Gastronomin auf. Sie würde sich einheitlichere Regeln für alle wünschen, solche Regeln könne man den Gästen kaum erklären.
Wegen des Geldes müsse sie nicht öffnen, ein Verlust sei bei strenger Auslegung der Regeln unvermeidbar. Gegenüber dem Vermieter hat sie jedoch eine Betriebspflicht. „Ich glaube, viele Gastronomen wissen gar nicht, wie sie tatsächlich derzeit finanziell dastehen“, ist Greber überzeugt. Hilfsgelder kommen Monate verzögert, viele Hilfen sind derzeit noch steuerpflichtig. Die Herausforderung schätzt Greber, Spaß mache die ständige Konfrontation mit uneinsichtigen Gästen aber nicht. „Demonstrieren ist recht, aber nicht in meinem Lokal“, die Stimmung sei oft aggressiv gegenüber dem Personal. Darunter leide die Stimmung und Motivation. Dass manche sich als Widerstandskämpfer sehen, weil sie schauen, wie weit sie mit Trotzreaktionen kommen, dafür fehlt ihr das Verständnis. Hier die ganze Verantwortung den Gastronomen aufzudrücken, sei wenig sinnvoll.
Ärgerlich ist die weiterhin geringe Planbarkeit. „Es ist Fahren mit angezogener Handbremse, eine Schleuderpartie“, klagt Greber. Greber nimmt es genau mit den Regeln, bei manchen Gästen und Wirten sieht sie hier noch Nachbesserungsbedarf. „Ich rechne damit, dass nach Ostern der nächste Lockdown kommt“, ist sie wenig optimistisch unter diesen Vorzeichen. Doch auch die eigenen Interessensvertreter nimmt sie in die Pflicht. Hier dürfte so mancher ruhig lauter auftreten.