Geschichte des „Lamm“ seit 1733 in Bregenz

Die Historie des Bregenzer Gasthausklassikers ist eng mit dem Kloster Mehrerau verbunden.
BREGENZ Einem aufmerksamen Betrachter, der mit offenen Augen durch die Stadt geht, dürfte auffallen, dass sich der „Kornmesser“ in der Stadt und das „Lamm“ im Vorkloster ähnlich sehen. Kein Wunder – die Baupläne stammen aus der Hand von Franz Anton Beer.
1720 konnte Franz Anton Beer von der Stadt einen Bauplatz an der Landstraße kaufen und baute dort für sich ein Haus ohne Heulege, das hatte sich der Stadtrat so ausbedungen, ein richtiges Stadthaus also, heute Kornmarktstraße 5, das „Kornmesser“.
1733 erbaut
Den Typus seines eigenen Wohnhauses verwirklichte er dann ein zweites Mal beim Bau des Amtshauses des Klosters Mehrerau. Ein in Bregenz eher seltenes Chronogramm im Schlussstein des Haustürbogens hat durch den vom Bauherrn gewünschten Spruch sub tuo auxilio salus in hac domo (mit Deiner Hilfe sei Heil in diesem Haus) das Baujahr des Hauses verklausuliert mit 1733 überliefert.
Der Klosterbaumeister
Als gebürtiger Bregenzer war Franz Anton Beer – gegen die starke Konkurrenz der vielen genialen Baumeister aus dem Bregenzerwald – sozusagen der Klosterbaumeister der Benediktinerabtei Mehrerau. Bereits 1728 wurde nach seinen Plänen das Gast-, Hof- und Ökonomiegebäude gebaut; als Krönung seines Werkes darf wohl die Erweiterung und der Neubau der Abteikirche in den Jahren 1738 bis 1743 betrachtet werden. 1808 wurde sie unter bayrischer Herrschaft brutal demontiert, die Bausteine wurden über den See geführt und zum Bau des Lindauer Hafens verwendet.
75 Jahre lang, vom Bau bis zur Aufhebung des Klosters 1806, war dieses Amtshaus der Sitz des weltlichen Klosterverwalters, dem unter anderem auch die Verwaltung des klösterlichen Wirtschaftsbetriebes und der Kontakt zu den Lehensnehmern oblag. Um 1700 gab es in
Vorkloster in 29 Häusern 33 Haushalte, nur fünf dieser Häuser standen in Privateigentum, 24 Häuser waren ihren Bewohnern als Lehen überlassen und gehörten dem Kloster. Das tägliche Ein und Aus vertrug sich nicht mit der kontemplativen Stille des Klosters, deshalb lief der ganze Betrieb über das Amtshaus.
Klosterbesitz in private Hände
Um der drohenden Aufhebung zur Zeit Kaiser Josefs II. zu entgehen, übernahm das Kloster um 1785 Pfarr- und Seelsorgefunktion für das Vorkloster, als die Bayern jedoch 1805 die Herrschaft antraten, war das Urteil über die 700 Jahre alte Mehrerau gesprochen. Kloster und Grundbesitz wurden an Private verschleudert, das Amtshaus kam, nachdem es jahrelang noch in Ärarbesitz verblieben war, 1821 in Privatbesitz. Die dazugehörigen Wiesen und Äcker machten den Gesamtbesitz zu einem großen landwirtschaftlichen Anwesen.
Wiederbegründung der Mehrerau
Mit der Wiederbegründung der Mehrerau 1854 als klösterliche Niederlassung durch die aus der Schweiz vertriebenen Wettinger Zisterzienser kam neues Leben in die alten Mauern. Mit den Besuchern des neuen Konviktes und Wallfahrern dürfte sich der damalige Besitzer Johann Schäffler ein bescheidenes Geschäft erwartet haben. Er suchte beim k. k. Bezirksamt um die Erteilung einer gastgewerblichen Konzession an, die ihm nach einem harten Kampf gegen die bestehenden Wirtschaften „Löwen“, „Adler“, „Oberes Bad“ und „Unteres Bad“ schließlich 1857 zuerkannt wurde.
1885 kaufte die Mehrerau sein ehemaliges Amthaus wieder zurück. 1976 wechselte das Haus abermals den Besitzer und ging an die Eheleute Evi und Peter Schenk, die es zuvor schon gepachtet hatten. Peter Schenk, eher von zarter Statur, war ein echter Südtiroler. Bei Peter und Vevi, wie seine Eva genannt wurde, traf man sich am Stammtisch, an dem Abend für Abend gejasst wurde, die Vorklöstner Feuerwehrler waren nicht nur nach den Montagsübungen zu Gast im Lamm. Vevi hatte ein Herz für die Studiosi aus dem nahen Kloster-Internat, und manch Bub konsumierte dort sein erstes Bier (was natürlich streng verboten war) oder genoss eine Gratis-Portion Pommes.
Im Jahr 2018 wurde das traditionsreiche Wirtshaus von der Gastgeberfamilie Daniel und Peter Schenk, die den Familienbetrieb in dritter Generation führen, mit viel Liebe zum Detail und großer Sorgfalt umgebaut und renoviert. Versteckte Schätze wie Torbögen, Steinsäulen und handgeschlagene Balken kamen zum Vorschein. Manches Geheimnis, wie das des kleinen kapellenartigen Raumes mit der darin befindlichen Gewölbedecke, wird wohl nie gelüftet werden. Die einen sagen, es sei eine Kapelle gewesen, die anderen munkeln, der Raum habe als Gefängniszelle gedient. Fst

