Bei Rhesi wird jetzt auf den Meter genau geplant

Vorarlberg / 09.05.2021 • 21:00 Uhr
Bei Rhesi wird jetzt auf den Meter genau geplant
Markus Mähr hat die Leitung des Megaprojekts Rhein-Erholung-Sicherheit (Rhesi) inne. Eine nicht leichte Aufgabe. VN/Stiplovsek

Die Details im Fokus. Projektleiter Markus Mähr will Genehmigungsreife bis Ende 2022.

St. Margrethen Rhein-Erholung-Sicherheit, sprich Rhesi, soll das Leben am Alpenrhein sicherer und lebenswerter machen. Beim knapp eine Milliarde Euro teuren Riesenprojekt liegen die Tücken jetzt im Detail. Über Stand der Planungen, den Umgang mit den Kritikern, die Versuchshalle in Dornbirn und einiges mehr gibt Projektleiter Markus Mähr (47) im vn.at-Interview Auskunft.

In Kurzform, Herr Mähr: Was ist der Status quo bei Rhesi?

Wir befinden uns jetzt in der Detailplanung als wichtige Voraussetzung für die Vorbereitung auf das Verfahren. Prallel dazu laufen die Vorverhandlungen für die Ausarbeitung eines Staatsvertrages zwischen Österreich und der Schweiz.

Worauf konzentriert sich Ihre Arbeit in der nächsten Zeit?

Es geht uns jetzt darum, wirklich Meter für Meter die genaue Planung vorzunehmen. Zum Beispiel: Wo genau wird der Damm nach der Dammabrückung verlaufen? Dazu helfen uns auch die Untersuchungen in der Versuchshalle in Dornbirn. Hoffentlich können wir diese bereits im Juni der Bevölkerung vorstellen. Wir sind derzeit auch stark mit ökologischen Untersuchungen beschäftig. Wir erfassen den Ist-Zustand und erörtern die Entstehung der ökologischen Vielfalt, die sich nach den Umgestaltungen ergeben wird.

Können Sie sagen, wann Rhesi für das Genehmigungsverfahren reif sein wird?

Ich rechne damit, dass wir Ende 2022, spätestens Anfang 2023 mit dem Projekt in die Umweltverträglichkeitsprüfung gehen können.

Einige der unbeantworteten Fragen betreffen die Trinkwasserbrunnen. Da ist noch keine Klarheit gesachaffen. Warum nicht?

Die Trinkwasserbrunnen werden von den Gemeinden bestimmt. Das ist ein etwas komplizierterer Prozess. Wir fungieren da als Unterstützer. Offen sind derzeit sechs Planungen: vier Brunnenplanungen und zwei Transportleitungen samt Vernetzung. Ende 2022 sollten wir aber auch dieses Problem gelöst haben.

Hochwasser am Rhein mit überschwemmten Vorländern. Dieses Szenario wiederholt sich immer häufiger. <span class="copyright">VN/Steurer</span>
Hochwasser am Rhein mit überschwemmten Vorländern. Dieses Szenario wiederholt sich immer häufiger. VN/Steurer

Die Kritiker von Rhesi schlafen nicht. Naturschutzgruppen und Kritiker der Dammabrückung machen Ihnen zu schaffen. Wer von den Gruppen kann das Projekt mehr gefährden?

Wir nehmen beide Gruppen sehr ernst und wollen mit ihnen im Gespräch bleiben. Kontaktnahmen erfolgen in regelmäßigen Abständen. Aber es ist schwer, zwei Gruppen mit konträren Positionen gleichermaßen zufrieden zu stellen. Für die einen sind wir zu wenig ökologisch, für die anderen, den Dannabrückungsgegnern in Koblach, zu viel. Die Positionen sind zum Teil verfestigt. Wir werden aber weiterhin informieren und in Kontakt bleiben.

In der Modellversuchshalle in Dornbirn werden gerade wieder Szenarien nachgestellt. Wie sehr hat sich diese Halle bisher bewährt oder auch nicht?

Ich bin positiv überrascht, wie aufschlussreich diese Versuche für uns sind. Sie liefern uns viele Erkenntnisse. Sie haben uns zum Beispiel in unseren hydraulischen Berechnungen bestätigt, ebenfalls in unseren Überlegungen bezüglich der Geschiebeentwicklung. Sie haben uns aber auch aufgezeitg, dass wir bei der Ufersicherheit noch größeren Handlungsbedarf haben als ursprünglich angenommen. Das alles hilft uns in den Planungen sehr viel weiter.

Mit großem Aufwand wurde in Dornbirn eine Versuchshalle aufgebaut. Die dort vorgenommenen Simulationen soll den Rhesi-Planern wertvolle Erkenntnisse liefern. <span class="copyright">VN/Steure</span>
Mit großem Aufwand wurde in Dornbirn eine Versuchshalle aufgebaut. Die dort vorgenommenen Simulationen soll den Rhesi-Planern wertvolle Erkenntnisse liefern. VN/Steure

Wie läuft es bei den Staatsvertragsverhandlungen zwischen Österreich und der Schweiz?

Wir befinden uns derzeit in Vorverhandlungen, ehe es dann zum Mandat für die offiziellen Verhandlungen kommen sollte.

Wagen Sie eine Prognose, wie lange das Verfahren, das 2022, spätestens 2023 beginnen sollte, dauern wird?

Ich rechne mit einem ungefähren Zeitraum von drei bis vier Jahren. Ich denke, dass 2026 ein realistisches Datum für den Baubeginn sein könnte.

Wo liegen die Berührungspunkte mit der S 18-Planung?

Es gibt einen Datenaustausch zwischen den beiden Planungsteams. Da geht es zum Beispiel um Erkenntnisse für die Straßenplaner bei der Überführung oder der Untertunnelung des Rheins bei Höchst. Es geht aber auch um Abstimmungen bei der Umsetzung beider Projekte. Da wird es dann etwa um Fragen der Verkehrsbelastung gehen.

Was stimmt Sie positiv, dass aus Rhesi in einem überschaubaren Zeitpunkt wirklich etwas wird?

Wir wissen, dass das Projekt gebraucht wird. Wir sind in den Planungen jetzt schon sehr weit. Wir sind bei der Internationalen Rheinregulierung (Anm.: IRR) ein sehr gutes und starkes Team. Das alles stimmt mich in Bezug auf die Projektentwicklung sehr positiv.

Dr. Markus Mähr

Markus Mähr ist 47 Jahre alt und studierter Bauingenieur. Er studierte in Innsbruck und schrieb eine Dissertation zum Thema Tunnelbau. Er arbeitete mehrere Jahre bei der Tiroler Wasserkraft (TIWAG), ehe er die Leitung des Projekts Rhein-Erholung-Sicherheit übernahm. Markus Mähr lebt in Röthis, ist verheiratet und hat zwei Kinder.