6 Fragen, 6 Antworten: Was hinter dem Pfingstfest steckt

Zu Pfingsten feiert die Kirche Geburtstag. Aber warum eigentlich?
Schwarzach Montag frei? Klasse! Aber … warum eigentlich? Pfingsten, das den arbeitsfreien Montag begründet, erklärt sich längst nicht mehr allen als religiöser Festtag. Die VN haben allerhand Wissenswertes zusammengetragen.
Pfingsten, ein komischer Name
Sieben Wochen nach dem Osterfest feiern die Christen Pfingsten. Beide Feste haben eines gemeinsam: Die deutschen Namen stammen aus dem Hochmittelalter. Das mittelhochdeutsche „ōsteren“ klingt nicht nur ähnlich wie die Himmelsrichtung Osten, es steht auch für die Morgenröte. Mit dem Fest zu Ehren der Göttin Ostara wurden von den Germanen die frische und fruchtbare Erde sowie die Liebe gefeiert. Und Pfingsten? Stammt auch aus dem Mittelhochdeutschen, von „pfingesten“. Es leitet sich vom griechischen Begriff „pentekoste“ her, der die 50 Tage benennt, die Pfingsten und Ostern trennen.

Was geschah 50 Tage nach Ostern?
Am 50. Tag nach dem jüdischen Pessach (dem christlichen Ostern) wurde in Jerusalem das jüdische Wallfahrtsfest Schawuot gefeiert. Mit diesem Fest erinnerten die Juden an den Empfang der Zehn Gebote am Berg Sinai. Zugleich feierten sie Erntedank und opferten die ersten Früchte der Ernte im Tempel. Pilger aus aller Welt drängelten sich in den Straßen Jerusalems. Unter ihnen waren auch die Jüngerinnen und Jünger des Jesus von Nazareth, der an Pessach gekreuzigt worden war.
Und was meint der Begriff Pfingstwunder?
Das Neue Testament erzählt davon, dass das Haus der Anhänger Christi plötzlich von starkem Wind und lautem Rauschen erfüllt war. Der Evangelist beschreibt ganz bildhaft, wie sich Feuerzungen auf die Häupter der Jünger senkten. Sie wurden erfüllt vom Heiligen Geist, schreibt er weiter, und begannen in den unterschiedlichsten Sprachen zu reden, so dass sie jeder Pilger in seiner Sprache hören und verstehen konnten. Anfänglich hielten die Menschen sie für betrunken. Aber Petrus selber bekräftigte, dass sie stocknüchtern seien. Jedenfalls wächst die Schar der Anhänger Christi von diesem Tag an stetig. Deshalb nennt man Pfingsten auch den Geburtstag der christlichen Kirche.
Wer ist dieser Heilige Geist?
Der „Heilige Geist“, der die verängstigten Anhänger des Gekreuzigten zum Reden bringt, kommt als göttlicher Atem schon im Alten Testament vor. Gleich im zweiten Satz der Bibel, in der Schöpfungsgeschichte, schwebt er als Geist Gottes über den Wassern der Urflut. Ausdrücklich als „Heiliger Geist“ bezeichnet ihn das Neue Testament: Hier tritt er als der „Tröster“ und „Unterstützer“ in Erscheinung, der nach der Auferstehung Jesu von Gott den Menschen gesandt wird. Er schenkt den Gläubigen, so die Kirche, unterschiedliche Gaben, zum Beispiel Weisheit, Erkenntnis, Glaubenskraft, Prophetie oder die Fähigkeit zu heilen. So wirkt Gott durch den Geist mitten in die Gemeinschaft hinein, durch inspirierte Menschen, die ihre Gaben im Dienst der Mitmenschen nutzen. Während der Covid-19-Pandemie haben viele unter Beweis gestellt, wozu sie im Dienst am Nächsten fähig sind. Die Firmung feiern die christlichen Kirchen als offen sichtbares Zeichen für Gottes Beistand. Deshalb sagt der Bischof auch zu jedem Firmling: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Nach einem kirchlichen Lehrsatz ist der Heilige Geist kein eigener Gott, sondern Teil des dreieinigen Gottes: Gott Vater, Gott Sohn und der Heilige Geist – alles eins. Ziemlich schwere Kost für alle, die nicht Theologie studiert haben.
Ein hartnäckiger Feiertag
Pfingsten erstreckt sich auf den Pfingstmontag, und der ist in Österreich, Deutschland, in Teilen der Schweiz, Liechtenstein, in den Niederlanden, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Ungarn gesetzlicher Feiertag. In Deutschland forderten Wirtschaftsverbände 2005 seine Abschaffung. Aber alle im Bundestag vertretenen Parteien mit Ausnahme der FDP sprachen sich ebenso wie die Kirchen und Gewerkschaften gegen diesen Vorschlag aus. Italien hat den Pfingstmontag vor einigen Jahren als gesetzlichen Feiertag abgeschafft. Nur in Südtirol gilt er weiterhin.
Wie Pfingsten auf den Ochsen kam
Obwohl Pfingsten das Fest des Heiligen Geistes ist und der bekanntlich in Form einer Taube dargestellt wird, hat es nicht die Pfingsttaube zum geflügelten Wort gebracht, sondern der Pfingstochse. Was aber hat das Rindvieh mit Pfingsten zu tun? Zu Weihnachten an der Krippe erklärt sich der Ochs noch irgendwie. Nun, ein theologischer Zusammenhang besteht nicht. Im biblischen Pfingstbericht sucht man den Ochsen vergebens. Die Volkskunde dagegen gibt Auskunft: Pfingsten fällt oft mit dem Almauftrieb zusammen. Die Kühe werden aus den Ställen auf die Almwiesen getrieben, wenn der Frost jetzt selbst in höheren Lagen nicht mehr zu befürchten ist. In vielen Orten mutiert dieser Zug zum Volksfest, wobei das stattlichste Tier – mit Blumen und Bändern festlich geschmückt – den feierlichen Zug anführt: eben der besagte Pfingstochse. Weil das Vieh bei diesen Zügen meist üppig dekoriert ist, sagt man allzu auffällig fein gemachten Menschen gerne nach, sie hätten sich „herausgeputzt wie ein Pfingstochse“. Biblisch ist das nicht, aber oft ziemlich zutreffend.