“Ein Nationalstadion ist grundsätzlich vorstellbar”

Vorarlberg / 27.06.2021 • 19:00 Uhr
"Ein Nationalstadion ist grundsätzlich vorstellbar"
Werner Kogler, Vizekanzler und grüner Parteichef, war am Wochenende zum Landesparteitag der Grünen in Vorarlberg zu Gast. VN/STIPLOVSEK

Grünen-Chef Vizekanzler Kogler im VN-Interview.

Feldkirch Nach seinem Besuch spricht Werner Kogler über Fußball, Doppelspitzen und Gernot Blümel.

Sie haben heute die österreichische Nationalmannschaft empfangen. Als Sportminister: Wie sehr schmerzt das Ausscheiden im Achtelfinale?

Natürlich ist es schade, dass es am Ende nicht ganz zum Aufstieg ins Viertelfinale gereicht hat. Aber ich sehe da gar nicht so viel Schmerz und mehr Freude über die großartige Leistung des Nationalteams bei diesem Turnier. Die Mannschaft hat sich mit unglaublichem Einsatz gegen einen großen Turnierfavoriten in die Verlängerung gekämpft und war dem Aufstieg in Hälfte zwei sogar näher als die Squadra Azzurra. Das Viertelfinale in München ist sich zwar nicht ausgegangen, aber bei der EURO 2024 in Deutschland werden wir nicht nur dabei sein, sondern noch mehr erreichen können – aufbauend auf dem, was da jetzt zusammenwächst.

Wer die Arenen in Amsterdam oder London sieht, erblasst vor Neid. Hätte sich die Nationalmannschaft und eigentlich ganz Fußball-Österreich nicht jetzt ein modernes neues Nationalstadion verdient?

Natürlich ist ein Nationalstadion grundsätzlich vorstellbar, aber wohl nur in Form einer Multifunktionsarena mit klugem Nutzungskonzept. Es ist aber auch festzuhalten, dass es derzeit keine konkreten favorisierten Projekte dafür gibt.

Sie haben am Samstag den Vorarlberger Grünen zu einer neuen Doppelspitze gratuliert. In Deutschland gibt es sie bereits, vielleicht auch bald in Wien. Ist das auch ein Modell für Ihre Nachfolge?

Das neue Vorarlberger-Spitzenduo Hammerer und Zadra, genau wie Peter Kraus und Judith Pühringer in Wien, lassen mich sehr positiv in die Zukunft der Grünen Landesorganisationen blicken und ich denke, dass die Doppelspitzen dort genau richtig sind. Wir haben bei den Grünen aber noch nie ein One-Size-Fits-All-Modell gelebt, jedes Bundesland ist ein bisschen anders und findet ein für sich passendes Konzept. Natürlich werden wir uns die neuen Doppelspitzen-Konzepte sehr gut anschauen und auch sehen, was wir für den Bund daraus lernen können. Aber was die Arbeit in der Bundesregierung angeht, ist das ohnehin erkennbar, dass ich auf Team-Work setze: Mit Leonore Gewessler, Alma Zadic, Wolfgang Mückstein, Andrea Mayer und natürlich Sigi Maurer funktioniert das hervorragend und macht außerdem noch Freude.

Haben Sie sich schon Gedanken über die Staffelübergabe gemacht? Wie lange möchten Sie noch Parteichef bleiben?

Nächstes Jahr wählen wir Grüne einen neuen Vorstand, inklusive Bundessprecher. Ich habe bereits gesagt, dass ich wieder kandidiere. Politik soll Sinn und Spaß machen und jedenfalls braucht es die Kraft und die Engergie, Verantwortung zu übernehmen – und das ist alles erfüllt. Wenn etwa das Feuer nicht mehr da ist, dann soll man es bleiben lassen. Aber die Gefahr sehe ich momentan überhaupt nicht, im Gegenteil.

Wo sehen Sie die Vorteile, wo die Gefahren einer Doppelspitze?

Ich glaube, die Doppelspitze hat einige Vorteile. Ich glaube das wichtigste ist, dass die handelnden Personen harmonieren – sonst kann es schon mal rumpeln. Bei Eva Hammerer und Daniel Zadra spürt man aber sofort, dass es passt und sie es selber so angestrebt und vereinbart haben. Ich bin sicher, dass die beiden Umwelt- und Klimaschutz sowie soziale Gerechtigkeit zusammendenken und ihre Ideen für Vorarlberg mit doppelter Energie vorantreiben werden.

Johannes Rauch forderte kürzlich in einem Interview, dass Blümel zurücktreten muss, sollte er noch Akten zurückgehalten haben. Sind Sie auch dieser Meinung?

Jetzt läuft einmal das Verfahren zur Sicherung der relevanten Akten. Nachdem Aussage gegen Aus­sage steht, macht das jetzt das Gericht im Auftrag des Bundespräsidenten und ich finde diese Vorgangsweise klug und richtig. Ob relevante Akten zurückgehalten wurden oder nicht, wird der U-Ausschuss zu prüfen haben. Da spekuliere ich jetzt nicht.