Wetter und Corona-Regeln vermasseln Berghütten das Geschäft

Vorarlberg / 09.08.2021 • 17:00 Uhr
Wetter und Corona-Regeln vermasseln Berghütten das Geschäft
Die Tilisunahütte liegt inmitten einer atemberaubenden Berglandschaft. Die Pächter hoffen auf einen guten Abschluss der diesjährigen Sommersaison. Motafon Tourismus

Jetzt hoffen die Wirte auf ein starkes Saisonfinale. August und September könnten Schaden begrenzen.

Bludenz Die Sarottlahütte auf 1600 Meter Höhe oberhalb von Brand ist gewöhnlich ein starker Anziehungspunkt für Bergfreunde aller Art. Das gilt heuer nur bedingt. “Es ist deutlich ruhiger als im letzten Sommer”, zieht Wirt Andreas Hassler eine erste Zwischenbilanz. “Die Leute sind vorsichtiger. Vor allem dann, wenn es ums Übernachten geht”, erzählt Hassler. Dabei hat er sein Lager coronagerecht hergerichtet, Raumabtrennungen installiert. Doch es ist einfach noch nicht so, wie es einmal war. Natürlich spielt heuer auch das schlechte Wetter eine entscheidende Rolle. “Mir fehlen speziell die Einheimischen.” Doch die Hoffnung stirbt bei den Pächtern der Sarottlahütte zuletzt. “Diese Woche schaut es ganz gut aus. Es kommen Buchungen, das Wetter passt ja jetzt”, freut sich der Wirt.

3G-Verweigerer

Den Optimismus lässt sich auch Kollege Markus Jankowitsch von der Tilisunahütte nicht nehmen. Statt zu sehr über den unerfreulichen Start in die Saison zu jammern, freut er sich über die letzten fünf, sechs Tage. “Die waren zufriedenstellend.” Zu Jankowitschs Stammklientel gehören Hüttenwanderer genauso wie Kletterer und seit Neuestem E-Biker. Sein Problem in wettermäßig labilen Zeiten: “Wir sind relativ abgelegen. Daher kommen viele nur dann, wenn sie beim Wetter eine gewisse Sicherheit haben.” Die Tilisunahütte kann 120 Menschen Herberge bieten, wegen Corona wurde die Kapazität auf 85 reduziert. Ausgelastet war sie dennoch nie. Was Jankowitsch unangenehm aufgefallen ist: “Es gibt mehrere Leute, die sich den 3G-Regeln verweigern. Unlängst stand eine zwölfköpfige Gruppe einfach auf und ging wieder, als wir die 3G einforderten.”

Fehlende Spontanität

Eddie Stern vom Bergrestaurant “Meierei” auf dem Bödele glaubt, dass einige Gäste wegen der 3G-Regeln nicht kommen. “Es fehlen die spontanen Gäste, die nicht geimpft sind und sich nicht schnell haben testen lassen können.” Das Wetter sieht Stern bei sich weniger als Spielverderber. “Weil die Leute ja auch dann schnell bei uns oben sind, wenn sie unten ihr Auto beim Parkplatz abstellen.”

Groß jammern will aber auch er nicht. “Es ist so wie es ist, und die Saison ist ja noch nicht vorbei.”

Zwei blaue Augen

Wenig Erfreuliches an diesem Hüttensommer kann der Geschäftsführer des Alpenvereins, Rainer Schlattinger, erkennen. “Diese Saison läuft definitiv nicht so, wie wir das erwartet haben. Natürlich hat das Wetter allen, zusätzlich zu den schwierigen Rahmenbedingungen, noch einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht”, beurteilt Schlattinger die Situation. Man sei letztes Jahr mit einem blauen Auge davongekommen. “Heuer haben wir zwei blaue Augen.”

“Letztes Jahr kamen wir in der Sommersaison mit einem blauen Auge davon. Heuer sind es zwei.”

Rainer Schlattinger, GF Alpenverein

Ein großes Problem sei auch die Personalsituation. “Die Betriebe finden keine Mitarbeiter. So durften etwa viele Nepalesen, die seit 30 Jahren in diesem Bereich arbeiten, erst sehr spät einreisen”, betont Schlattinger. Die psychologische Barriere Corona tue ein Übriges zur bescheidenen Frequenz der Berghütten durch Touristen. “In dieser Saison geht es nur noch um Schadensbegrenzung”, ist der Geschäftsführer des Alpenvereins überzeugt.