Vater kämpft für Schulbesuch der Tochter

Vorarlberg / 20.08.2021 • 17:59 Uhr
Das „Nasenbohren“ kennen die Schulkinder in Österreich bereits.Reuters
Das „Nasenbohren“ kennen die Schulkinder in Österreich bereits.Reuters

Die Mutter ist eine überzeugte Testgegnerin und lässt deswegen ihre siebenjährige Tochter nicht zur Schule.

DORNBIRN Eva* besucht die Volksschule Edlach in Dornbirn. Sie ging letztes Jahr in die erste Klasse. Um Weihnachten stellte sich heraus, dass das Kind noch nicht die notwendige Reife für die Regelschule besitzt. „Deswegen wechselte sie in die Vorschule“, erzählt Vater Karl*. Eva braucht die pädagogische Betreuung dringend, um ihre Lernschwächen zu beseitigen. Doch genau das bekam sie im vergangenen Schuljahr bald nicht mehr. Als die Testpflicht für Schulkinder eingeführt wurde, zog Evas Mutter, die von Karl geschieden ist, ihre Tochter von der Schule ab. „Das ist alles andere als in meinem Sinn. Es ist unglaublich, wie man das dem Mädchen antun kann“, verzweifelt der Vater. „Es geht doch ums Kind, nur ums Kind. Und das Kind braucht den Schulbesuch.“

Kindeswohl

Karl setzt alle Hebel in Bewegung, um seiner Eva den Schulbesuch zu ermöglichen. Denn: Die Mutter hat zu verstehen gegeben, das Kind auch weiterhin von der Schule fernzuhalten – solang getestet wird. Und dass es mit dem Testen nach zwei Wochen vorbei sein wird, ist angesichts der aktuellen Infektionsentwicklung zumindest sehr fraglich.

Die Kinder- und Jugendanwaltschaft möchte sich den Fall genauer ansehen. Der Vater argumentiert mit dem Kindeswohl, welches er durch die Schulabsenz der Tochter gefährdet sieht. „Eva braucht die Lehrer und die anderen Kinder, um sich schulisch und sozial weiterzuentwickeln“, formuliert Karl seinen Hilferuf.

Direktorin warnt

Sabine Bader, Direktorin der VS Edlach, bestätigt das Problem mit Eva. Sie berichtet von mehreren ähnlich gelagerten Fällen an ihrer Bildungsstätte. „Für das kommende Schuljahr haben bereits fünf Erziehungsberechtigte für ihre Kinder häuslichen Unterricht angemeldet. Das heißt, sie sind völlig von der Schule abgekoppelt. Die Eltern müssen den Unterricht selber organisieren, die Kinder am Ende eine Externistenprüfung ablegen. Eva zählt nicht zu dieser Kategorie. Für sie ist „nur“ Homeschooling mit pädagogischer Begleitung angesagt. „Aber auch sie bräuchte natürlich das Umfeld der Schule mit all den Erlebnissen dringend“, findet Bader klare Worte.

Gespräch mit Eltern

Zum häuslichen Unterricht sind derzeit laut Bildungsdirektion Vorarlberg rund 100 Kinder für das kommende Schuljahr angemeldet. Wie viele es fürs Homeschooling werden, traut sich Kommunikationsleiterin Elisabeth Mettauer-Stubler nicht sagen. „Es sind nicht alle Eltern mit den PCR-Tests einverstanden. Daher könnte es sein, dass wir diesbezüglich noch mit einigen Anmeldungen zu rechnen haben“, befürchtet die BID-Sprecherin.

Dass Eltern ihre Kinder unter dem Deckmantel „häuslicher Unterricht“ ganz von der Schule abziehen dürfen, geht auf ein Gesetz aus dem 19. Jahrhundert zurück.

Die Schulen sind angehalten, mit allen Eltern, die ihre Kinder nicht an den Standort schicken möchten, noch einmal ein Gespräch zu führen.

 *Namen von Redaktion geändert

Die Kinder brauchen die Schule mit all den Erlebnissen, die sie dort machen können.“

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