Lehrer kündigen wegen Coronamaßnahmen

An der VS Lustenau Kirchdorf hat das pädagogische Folgen.
LUSTENAU Bis wenige Tage vor Schulbeginn war die Welt für Christoph Wund, Direktor der Volksschule Lustenau Kirchdorf, noch halbwegs in Ordnung. Der Stundenplan nahm konkrete Züge an, die Besetzung der Stunden mit Lehrerpersonal schien die verschiedenen pädagogischen Ausrichtungen der traditionellen Bildungsstätte fürs neue Schuljahr zu gewährleisten.
Plötzlicher Abschied
„Doch dann kam eine Kollegin auf mich zu zu und teilte mir kurzer Hand ihre Kündigung mit. Als Begründung gab sie an, sie könne die angeordneten Cornamaßnahmen nicht mittragen.“ Dieser Akt hatte Folgen. Genannte Pädagogin hätte eine jahrgangsübergreifende Klasse mit Kindern aus vier Schulstufen leiten sollen. „Doch diese Klasse kam dann natürlich nicht zustande. Wir müssen die Kinder nun auf andere Gruppen aufteilen, weil wir von der Bildungsdirektion keine andere Pädagogin zugeteilt bekamen. Jetzt haben wir mehrere Klassen mit bis zu 26 Schülerinnen und Schülern. So kann es nicht in einem Land ausschauen, welches die besten Bildungschancen bieten will“, lässt Wund Kritik an den Schulbehörden anklingen.
Neue Ressourcenzuteilung?
Noch zwei weitere Lehrpersonen haben kurz vor Schulstart ihre Kündigung wegen der Coronamaßnahmen eingereicht, räumt die Bildungsdirektion Vorarlberg ein. Wund sieht diese Kündigungen exemplarisch für ein schulpolitisches Problem. „Die Ressourcenzuteilung stimmt nicht. Ich muss mich in solchen Situationen vielleicht einmal trauen, Personal von Kleinschulen abzuziehen, um großen Schulen auszuhelfen“, moniert Wund. „Das geht so kurzfristig einfach nicht“, äußert sich zu dieser Forderung Barbara Schöbi-Fink. „Aber wir stellen die Ressourcenzuteilung grundsätzlich auf neue Beine. Schon für das Schuljahr 2022/2023 soll das neue System implementiert sein“, verspricht die Schullandesrätin. Große Sorgen bereitet Schöbi-Fink ein anderes Problem: die sprunghaft gestiegenen Abmeldungen vom regulären Unterricht an den Schulen mit den damit verbundenen Anmeldungen für häusliches Lehren und Lernen. „Derzeit halten wir bei 310 Anträgen für den häuslichen Unterricht“, berichtet Elisabeth Mettauer-Stubler, Kommunikationsleiterin der Bildungsdirektion Vorarlberg.
Zum Vergleich: Letztes Jahr waren es 136. Die dramatische Zunahme ist eine Folge der rigiden Coronamaßnahmen an den Schulen. „Diese Entwicklung bereitet mir große Sorgen“, gibt die Landesschulrätin zu. Sie appelliert an die Eltern, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken. „Kinder brauchen den sozialen Kontakt. Die Eltern sollen wissen, dass sie ihre Kinder jederzeit wieder an die Schule bringen können.“
Härtere Gangart
Für die Erziehungsverantwortlichen wird es künftig allerdings schwerer, ihre Kinder ohne adäquaten Unterrichtsersatz von der Schule fernzuhalten. So hat das Bildungsministerium angekündigt, eine Leistungsstanderhebung schon nach einem halben Jahr statt erst nach Ende des Schuljahres einzufordern. Die Externistenprüfung soll zudem vor einer Prüfungskommission an einem von der Schulbehörde bestimmten Standort vorgenommen werden. Bestehen die Kinder diese Prüfung nicht, sind sie verpflichtet, wieder an die Schule zu kommen. Eine entsprechende Verordnung soll bald kommen.
„Die Kündigung der Kollegin bedeutete das Ende für die jahrgangsübergreifende Klasse.“
