Warum geschlossene Schulen der größte Albtraum der Schüler sind

Die neue AHS-Landesschulsprecherin Lina Feurstein fordert mehr Mitbestimmung ein.
Schwarzach Schülervertreterinnen und Schülervertreter teilen sich in Zeiten wie diesen ihre größte Sorge mit vielen anderen Mitgliedern der Gesellschaft: Corona. Wie damit umgehen? Welche Maßnahmen ergreifen? Wie Schule wieder in Orte des angstfreien Lernens verwandeln? Auf diese und andere Fragen hat AHS-Landesschulsprecherin Lina Feurstein klare Antworten.
Was bewegt einen jungen Menschen wie dich, eine solche Funktion auszuüben?
Es ist der Drang, etwas zu verändern, etwas gegen die Unzufriedenheit mit dem System zu tun. Dieses Bedürfnis hatte ich schon in der Volksschule. Im Gymnasium Gallusstraße habe ich mich später wieder für die Interessen meiner Kolleginnen und Kollegen eingesetzt. So wurde ich zuerst Schulsprecherin und jetzt Landesschulsprecherin.
Worin siehst du die größten Herausforderungen im kommenden Schuljahr?
Wir Schüler müssen um mehr Mitbestimmung kämpfen. Diesbezüglich planen wir auch ein Projekt, durch das wir auf regionaler Ebene mit Schülerräten Wünsche und Forderungen eruieren, um diese dann entsprechend vorzubringen. Es gab bisher oft Regionen, die wurden vernachlässigt. Damit soll Schluss sein. Weitere Hausforderungen sehe ich im Kampf gegen die soziale Ungleichheit, die sich während der Lockdowns ganz besonders offenbarte. Wir wollen zudem Maßnahmen gegen den Leistungsdruck durchsetzen, weil wir wissen, dass während Corona die mentale Gesundheit vieler SchülerInnen stark beeinträchtigt wurde.

Stichwort Corona. Wie beurteilst du den Umgang der Regierung mit diesem Problem für die Schulen?
Auf der traditionellen Notenskala würde ich der Regierung ein 3 bis 4 geben. Die Maßnahmen wurden im vergangenen Jahr von einem Tag auf den anderen angeordnet. Das war alles nicht durchdacht und für uns SchülerInnen sehr unangenehm. Die Maßnahmen an sich fand ich richtig. Testen und Masken waren notwendig.
Wie sollte man mit dem Coronaproblem an den Schulen in diesem Jahr umgehen?
Das Offenhalten der Schulen muss im Mittelpunkt aller Bemühungen stehen. Schüler sind bereit, sinnvolle Maßnahmen umzusetzen. Wir dürfen nicht noch mehr soziale Ungleichheit zulassen und brauchen ein Konzept, wie man Versäumtes nachholen kann. Ich arbeite bei all diesen Zielen mit meiner Kollegin von den berufsbildenden Schulen, Anne Urbanek, sehr gut zusammen.
Bist du für eine Impfpflicht für Lehrer?
Das sehe ich differenziert. Ich bin für eine Impfpflicht von Lehrern im Volksschul- und Elementarpädagogikbereich. Dort gibt es ausschließlich Kinder, die sich – noch – nicht impfen lassen können, die also ungeschützt sind. Zudem ist der Körperkontakt bei den Jüngeren viel stärker. Bei den älteren Schülern ist eine Impfpflicht wohl nicht notwendig. Das hängt jedoch auch von den anderen Maßnahmen ab.
“Ich bin für eine Impfpflicht von Lehrerinnen und Lehrern in der Volksschule und im Elementarpädagogikbereich.”
Lina Feurstein, Landesschulsprecherin AHS
Möchtest du für eine Impfung für ältere Schüler werben?
Ja, das werde ich tun. Ich habe mich aus Überzeugung impfen lassen. Es gibt natürlich auch Schüler, die das nicht tun. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass diese sehr stark von ihrem familiären Umfeld und von Bekannten beeinflusst wurden. Meiner Wahrnehmung nach gibt es unter den Schülern wenige deklarierte Impfgegner.
Weg von Corona, hin zur Matura. Hat die Reifeprüfung, so wie sie jetzt ist, aus deiner Sicht das richtige Format gefunden?
Was die Matura im kommenden Jahr anbelangt, so fordere ich mehr Erleichterungen bei der Leistungsbeurteilung. Aus gutem Grund: Wir letztjährige Siebtklässler hatten nämlich am meisten unter den Lockdowns zu leiden und waren am längsten von der Schule verbannt. Ich bin prinzipiell auch gegen die Durchführung der mündlichen Prüfung. Wenn es doch eine geben sollte, muss der Stoff entsprechend reduziert werden.
Man hat den Eindruck, dass Corona zu einer selten engen Partnerschaft zwischen Lehrern und Schülern geführt hat. Ist dem so?
Ja, das kann man schon so sagen. Wir hatten dieselben Ziele: Lehrer und Schüler wollten eine offene und sichere Schule. Und wir wollten die schulischen Herausforderungen gemeinsam meistern. Dieser Geist der Partnerschaft soll auch nach der Pandemie weiterwehen.
Bist du als Schülervertreterin eher der konsensuale oder der konfrontative Typ?
Ich würde sagen beides. Ich habe es gerne konsensual. Wenn das jedoch nicht geht, scheue ich auch keine Konfrontation. Es geht immer um die Sache. Die bestimmt, wie man vorgeht.
Lina FeursteinL
Lina Feurstein ist 17 Jahre alt. Sie lebt in Bregenz und besucht eine Maturaklasse des BG Gallusstraße. Ihre Hobbys sind Lesen und Schwimmen. Lina Feurstein möchte sich auch für die Bundesschülervertretung bewerben.