Gericht: Cyber-Betrüger hackten Baufirma

Vorarlberg / 30.09.2021 • 15:10 Uhr
Gericht: Cyber-Betrüger hackten Baufirma
Nur ein kleines Rädchen im kriminellen Getriebe: Der Angeklagte vor Richterin Sabrina Tagwercher. Eckert

660.000 Euro Teilzahlung von Skiliftbetreiber auf „Fake-Konto“ umgeleitet.

Feldkirch Ein Vorarlberger Skiliftbetreiber hatte ein Unternehmen mit einem Projekt beauftragt. Die Baufirma baute, der Bauherr bezahlte pünktlich die Teilrechnungen. Bei der fünften Teilrechnung in Höhe von 660.000 Euro kam jedoch mit dem Mail der Baufirma ein Hinweis, es gebe eine neue Kontonummer, beziehungsweise eine neue IBAN. Nichts schien verdächtig, das Geld wurde überwiesen. Erst als die Baufirma nachfragte, wo die fünfte Teilzahlung bleibt, wurde klar, dass das Geld zwar auf einem Konto gelandet war, aber nicht auf jenem der Baufirma. Ein Datenabgleich brachte Sicherheit. Nur der raschen Reaktion und der perfekten internationalen Zusammenarbeit diverser Behörden ist zu verdanken, dass das Geld noch rechtzeitig sichergestellt werden konnte.

In Belgien gelandet

Gutgeschrieben wurden die 660.000 Euro einem Konto in Belgien. Einen Tag nach dem Eintreffen der Summe wurde es bereits sichergestellt. Bei der Verhandlung am Landesgericht Feldkirch saß auf Anklagebank aber nicht jene professionelle Organisation, welche die Baufirma gehackt und den schweren Betrug professionell eingefädelt hat, sondern ein eher untergeordnet tätiger Moldawier. Er wurde angeheuert, mit einem gefälschten Ausweis das Konto zu eröffnen. Ob der bislang Unbescholtene, so wie er angibt, tatsächlich nichts dafür erhalten hat, ist fraglich. Der Mann wurde, und auch das ist übrigens ein großer Glücksfall, allein aufgrund des Lichtbildes bei einer Routineverkehrskontrolle in Frankreich festgenommen und nach Österreich ausgeliefert.

Nicht zu unterschätzen

Auch Staatsanwalt Wilfried Siegele weiß, dass der Mann „nur ein kleines Rädchen“ im Getriebe der Betrüger war. „Ein Getriebe braucht aber verschiedene Rädchen, große und kleine, sonst funktioniert das ganze Werk nicht“, beschreibt er den geradezu typischen Aufbau krimineller Banden. Der bislang unbescholtene Familienvater, der zuvor als Bauarbeiter sein Geld verdiente, wird wegen schweren Betruges zu einer Strafe von 24 Monaten, acht davon unbedingt, verurteilt. Das Urteil ist rechtskräftig.

Keine Spur von Komplizen

Was die Hintermänner betrifft, sagt der Angeklagte, dass er sowohl Gesichter als auch Namen kenne. Einen nennt er, darüber hinaus schweigt er. Doch das hilft den Fahndern wenig weiter. Man weiß nicht einmal, ob es sich nicht um einen Fantasienamen handelt. Die Drahtzieher bleiben also im Verborgenen. Der Skiliftbetreiber bekam jedenfalls seine 660.000 Euro wieder zurück und kann aufatmen.